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Mann bekam neue Genitalien – so geht es ihm

Vor gut einem Jahr transplantierten Ärzte einem Soldaten Penis, Hodensack und Bauchdecke. Heute wissen sie: Die Operation war ein voller Erfolg.

Heute Redaktion
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Die Transplantation wird den "Sexualfunktionen des jungen Mannes fast zum Normalzustand zurückverhelfen" – so lautete die Hoffnung der Ärzte, als sie im März 2018 einem US-Soldaten einen gespendeten Penis mitsamt Hodensack und Teilen der Bauchdecke transplantierten (siehe Video oben).

Durch Explosion schwer verletzt

Der Mann war als Soldat in Afghanistan stationiert und 2010 durch eine Explosion schwer verletzt worden. Er überlebte zwar, verlor aber beide Unterschenkel sowie seine Männlichkeit. Vor allem Letzteres sei nicht leicht zu akzeptieren, erklärte er damals.

Erster Eingriff dieser Art

Das musste er schlussendlich auch nicht. Denn Spezialisten der Johns Hopkins University im US-Bundesstaat Maryland nahmen sich ihm und seiner verloren gegangenen Männlichkeit an. Einfach war das jedoch nicht, da das Gewebe für eine herkömmliche Transplantation nicht ausreichte. Der Hodensack fehlte vollkommen und vom Penis waren nur noch etwa 1,5 Zentimeter übrig geblieben.

Deshalb entwickelten die Mediziner eine neue Technik, bei der für die Wiederherstellung der Durchblutung auf tiefer liegende Arterien zurückgegriffen werden konnte (siehe Video oben). 14 Stunden dauerte die Operation, an der neun plastische Chirurgen und zwei Urologen beteiligt waren.

Damit Penis, Hodensack und Bauchdecke am neuen Körper halten, wurden zudem Haut, Muskeln und Sehnen, Nerven, Knochen und Blutgefäße transplantiert, teilte die Hochschule damals mit.

Erektionen, Orgasmen und ganz viel Gefühl

Heute ist klar: Die Operation war ein voller Erfolg. Der Mann habe "eine nahezu normale sexuelle Funktion und eine deutlich verbesserte Lebensqualität", schreiben die behandelnden Mediziner im "New England Journal of Medicine".

Der Ex-Soldat, der laut Medienberichten heute als Lehrer arbeitet, habe Erektionen und Orgasmen und Gefühl in Penisschaft und Eichel. Nur biologischer Vater könne er nicht werden, da die Ärzte nur den Hodensack aber nicht die Hoden des Spenders an sich transplantiert haben – aus ethischen Gründen, da diese Spermien mit dessen Erbgut produziert hätten.

Urinieren können soll der Mann ebenfalls ohne Probleme, so die Autoren. Er selbst verspüre ein "Gefühl der Ganzheit" und sei froh, die Strapazen des Eingriffs auf sich genommen zu haben – auch wenn er sein Leben lang Medikamente nehmen müsse, um eine Abstoßung seines neuen Genitalbereiches zu verhindern.