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Männliche Pfleger werden für den Arzt gehalten

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Wie ist es, als Mann in einem typischen Frauenberuf zu arbeiten? Adrian, 24, ist Pflegefachmann am Unispital Zürich und hat uns erzählt, wie er seine Rolle wahrnimmt.

Es ist erstaunlich, wie viele Leute denken, dass es im Spital ein hundertprozentig weibliches Pflegeteam und ein hundertprozentig männliches Ärzteteam gibt. Oft werde ich für einen Arzt gehalten, und ernte verständnislose Blicke, weil niemand verstehen kann, dass ich Pflegefachmann bin. Ich habe mich bewusst für diesen Beruf entschieden, und wünsche mir nicht, Arzt zu werden. Der Pflegeberuf gilt in der Gesellschaft noch immer als typischer Frauenberuf. Persönlich empfinde ich dies allerdings anders.

Klar, als Mann komme ich immer wieder in Situationen, die für außenstehende Personen ungewöhnlich wirken. Zum Beispiel als ich eine dreifache Mutter bei Fragen zum Stillen unterstützt habe. Ich weiß natürlich nur aus der Theorie, wie Stillen funktioniert. Geholfen haben meine Tipps trotzdem und es war höchstens für die Patientin eine komische Situation, von einem Mann zum Thema beraten zu werden.

Als Autoritätsperson herangezogen

Ich musste schon einige Male älteren Patienten erklären, dass meine jungen Kolleginnen sehr wohl in der Lage sind, sie zu pflegen. Immer wieder werde ich als Autoritätsperson herangezogen. Das ist schade. Ich möchte nicht das Gefühl vermitteln, dass ich mehr zu sagen habe, nur weil ich ein Mann bin.

An einem Schnuppertag habe ich mich damals in meinen Beruf verliebt. Ich merkte, wie sinnvoll diese Arbeit ist, da ich etwas mache, das den Leuten hilft und am Ende des Tages sehe, wie ich den Genesungsprozess der Patienten unterstützen konnte. Ich mag schnell wechselnde Situationen und den Vibe des Unsicheren: Was mich während dem Dienst erwartet, weiß ich vor Antritt nicht.

Drei Männer in einem 30-köpfigen Team

Als Pflegefachmann arbeite ich früh, spät und nachts, betreue die mir zugeteilten Patienten und bin für ihre gesamte Pflege verantwortlich. Ich arbeite in einem 30-köpfigen Team, darunter befinden sich drei Männer. Der Schweizer Schnitt liegt bei ungefähr 14 Prozent.

Ich würde mir von den Patienten wünschen, dass sie offener werden. Pflegefachleute arbeiten hart, sind rund um die Uhr für die Patienten da und tun alles Mögliche, um zu helfen. Das Geschlecht soll dabei keine Rolle spielen.

Laut Prognosen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums OBSAN werden bis 2030 ganze 65.000 Pflegepersonen benötigt. Die lancierte Pflegeinitiative fordert genügend Ausbildungsplätze, sichert die Pflegequalität und hält das Personal länger im Beruf. "Ich glaube alle Arbeitnehmenden in der Pflege würden ein besser ausgebautes Team einem höheren Lohn vorziehen.", sagt Adrian.

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