Wien

Selbstzerstörende Handys von Tätern ärgern Polizei

Eine rote Ampel brachte die Polizei in Wien auf die Spur einer Bande mit grünem Daumen. Vier Haschisch-Verdächtige sitzen in U-Haft. Sie benützten mysteriöse "Skyphones", die sich in James-Bond-Manier selbst zerstören.

Clemens Oistric
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    Die Top-Anwälte Philipp Wolm und Christian Werner verteidigen.
    Die Top-Anwälte Philipp Wolm und Christian Werner verteidigen.
    Denise Auer

    Skyphone statt Skyfall – dieser Krimi erinnert frappant an James Bond. Einzig zu Daniel Craig fehlt bislang die Verbindung. Dank sich selbst löschender Handys und wilder Verfolgungsjagd durch Favoriten birgt die Causa dennoch eine Reihe filmreifer Szenen. Dabei nahm alles rein zufällig am Wiener Südtiroler Platz seinen Ursprung …

    Zufall führte auf Wieden Regie

    Dort, auf der Wiener Wieden, musste die Polizei nämlich im Zuge einer „Corna-Streife“ Ende April bei einer roten Ampel anhalten. Die aufmerksamen Beamten beobachteten, dass der Beifahrer im VW Golf vor ihnen dem Lenker ein Portionspäckchen Drogen unter die Nase hielt. Die Polizisten verfolgten und observierten die Verdächtigen, die in Favoriten zwei weitere Männer an Probepackungen Marihuana schnuppern ließen, um sie von der Qualität ihres Stoffs zu überzeugen.

    Flucht mit Retourgang scheiterte

    Kurze Zeit später beluden die Dealer das Fahrzeug unweit des Keplerplatzes mit einer größeren Menge Haschisch – erneut vor den Augen der Polizei. Als Versteck diente die Reserverad-Mule im Kofferraum. Bei der anschließenden Drogenfahrt wurden die kriminellen Herren von der Streife gestoppt und festgenommen. Der Fahrer wollte noch eilig den Retourgang einlegen, der Beifahrer vor dem "Zugriff" das Auto verriegeln – doch die Polizei war schneller.

    Krumme Dinge mit 1.800-Euro-Handys

    In den Einvernahmen gab sich das Quartett äußerst wortkarg und leugnete alles, obwohl die Polizei kiloweise Gras und rund 15.000 Euro Bargeld sicher gestellt hatte. Auch die Handys der Bande – es handelt sich um sogenannte „Skyphones“, diese werden um rund 1.800 Euro in Holland gehandelt – waren den Beamten keine große Hilfe. Denn nennen die Besitzer drei Mal den falschen Code, löschen sich alle geispeicherten Nachrichten auf den Geräten selbst. Übrig bleibt ein augenscheinlich handelsübliches, völlig nacktes iPhone. Wie "Heute"-Recherchen ergaben, kann man mit "Skyphones" nur chatten, nicht telefonieren, die Server befinden sich in Panama – Ermittler bleiben also chancenlos.

    Ein Ermittler: "Auf diesen Mobiltelefonen sind eigene, nicht allgemein erhältliche, Instant-Messenger-Dienste installiert."

    In einem Vermerk, der "Heute" vorliegt, hält ein Polizist fest, dass "solche Mobiltelefone in vorangegangenen Amtshandlungen bezüglich Suchtgifthandel durch westbalkanstämmige Tätergruppen bereits mehrmals aufgefunden" wurden. Die weiteren Erhebungen dürften sich "als schwierig" herausstellen. "Ein Entsperren der jeweils mitgeführten Mobiltelefone wurde durch alle genannten Personen verweigert", steht in dem Dossier. Und weiter: "Wobei jedoch am jeweiligen Display ersichtlich war, dass zahlreiche Nachrichten via diverser Internetkommunikationsdienste auf ihren Geräten eingingen."

    Ob die verdächtigen Herren mit den James-Bond-Telefonen (sie werden von den Wiener Top-Anwälten Philipp Wolm und Christian Werner verteidigt) vor Gericht 00-siegen, bleibt abzuwarten. Vorerst sitzen sie in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft.