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Mathematik-Grundlagen sind möglicherweise falsch

Der renommierte Zahlentheoretiker Kevin Buzzard äußert Zweifel an der Berechtigung alterwürdiger Konzepte.

Heute Redaktion
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Die Mathematik sei keine exakte Wissenschaft, so ist Professor Kevin Buzzard, der am Imperial College in London unterrichtet, sicher. Für den Zahlentheoretiker ist die Zeit für eine neue Mathematik gekommen. Mathematische Beweise sind mittlerweile so komplex, dass sie kein Mensch mehr versteht. Nur Computer können da mithalten.

Die Arbeit der Beweisführung sollten demnach auch Computer übernehmen.

"Ich befürchte, dass die ganze veröffentlichte Mathematik falsch ist, weil Mathematiker die Einzelheiten nicht kontrollieren – und ich schon mal gesehen habe, dass sie falsch liegen", erklärt Buzzard gegenüber VICE. "Die Wahrscheinlichkeit, dass einige unserer großen Schlösser nicht auf Sand gebaut sind, geht meiner Meinung nach gegen Null."

Als Beispiel nimmt er den Klassiker unter den mathematischen Problemen: den Großen Fermatschen Satz aus dem 17. Jahrhundert. Dieser soll 1994 bewiesen worden sein. Den Beweis scheint jedoch niemand verstanden zu haben. "Ich glaube, dass kein Mensch, tot oder lebendig, alle Details dieses Beweises kennt. Aber die mathematische Gemeinschaft hat den Beweis des Großen Fermatsches Satzes trotzdem akzeptiert", schrieb Buzzard in einer Präsentation. "Weil die Weisen entschieden haben, dass der Beweis OK ist."

Es gibt immer wieder einige Stimmen in der Wissenschaft, die die Übernahme alter Rechen-Traditionen kritisch betrachten. Vor allem weil viel davon tatsächlich nicht wirklich bewiesen werden konnten. Sie wurden, so ist Professor Buzzard überzeugt, schlicht übernommen, weil die Autorität einer Person oder Institution dahinter stand. Eine Methode, die auch den Kreisen der Physik nicht fremd ist. So wird Einsteins berühmte Formel E= mc2 (die genau genommen nicht von ihm stammt, sondern schon Ende des 19. Jahrhunderts von anderen Physikern Berechnungen verwendet wurde) unwiderruflich mit der Relativitätstheorie verknüpft und die konstante Lichtgeschwindigkeit seit den 70ern über eine Regel als konstant definiert, obwohl zahlreiche Testergebnisse beweisen, dass dem nicht so ist.

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