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"Homeschooling ist für viele Lehrer Neuland – ein Pr...

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Maturantin Antonia Hotter: "Das ist doch ein bildungspolitisches Kasperltheater"
Maturantin Antonia Hotter: "Das ist doch ein bildungspolitisches Kasperltheater"
Bild: privat

In einem Brief an die Regierung forderte Antonia H. (18), Schülerin der Sir Karl Popper Schule, ein Ende des "bildungspolitischen Kasperltheaters"!

Antonia Hotter ist 18 Jahre alt und eine ambitionierte Schülerin der Sir Karl Popper Schule im vierten Wiener Gemeindebezirk. Dieses Jahr ist ihr Matura-Jahr. Doch kurz vor ihrer letzten Mathematik-Schularbeit schloss die Schule ihre Pforten. Ein Monat lang wusste Antonia nicht, ob sie eine Matura haben wird, oder wie diese aussehen wird. In ihrer Wut und Verzweiflung schrieb sie einen passionierten Brief an die Regierung - der vielfach geteilt wurde.

Wieso hast du diesen Brief geschrieben? Was genau ist denn das bildungspolitische Kasperltheater?

Als Maturantin ist es mir extrem wichtig, dass es eine transparente Lösung für uns Schüler gibt. Man kann durchaus Transparenz schaffen, wenn man einfach die verschiedenen Pläne oder Szenarien veröffentlicht.

Es gab keine Lösung für uns. Bis zur Pressekonferenz vom 8. April hat man uns schlichtweg zappeln lassen. Und der Bildungsminister hatte nur gesagt, dass er sich Gedanken macht! Das war mir einfach zu wenig! Schließlich hat er uns zum Glück über alles informiert.

An wen hast du deinen Brief gesendet und wer hat dir geantwortet?

Der Brief wurde per Mail an die Bundesregierung, das Bundeskanzleramt und den Bildungsminister gesendet.

Ich habe eine Mail von der Bürgerinfo erhalten und dann hat man sich darauf ausgeredet, dass es für alle so ist und man sich zeitgerecht zu diesem Thema zu Wort melden wird.

Wie bist du auf die Idee gekommen, diesen Brief zu verfassen?

Es gibt ja durchaus Schülervertretungen, aber ich gehöre keiner an. Mir war das einfach ein Anliegen. Ich wollte meinen eigenen Brief schreiben, meine Meinung sagen und durch das Schreiben konnte ich auch meinem Ärger Luft machen. Ich schreibe gerne und habe es als Ventil genützt. Alle meine Kollegen haben den Brief geteilt. Ich habe so viel Feedback erhalten, das hat mich auch gefreut.

Das Bildungsministerium ist unflexibel, hast du geschrieben. Wie ist es jetzt für dich?

Ich finde die präsentierte Lösung einen durchaus zufriedenstellenden Mittelweg. Einige Details sind noch unklar. Was passiert zum Beispiel, wenn die Infektionslage doch wieder steigt. Das kann passieren. Was passiert, wenn man als vierte schriftliche Prüfung, keine Sprache sondern ein naturwissenschaftliches Fach ausgewählt hat. Darf man dann die dritte Prüfung selbst wählen?

Du hattest in deinem Schreiben, wie viele andere auch, für eine Absage der Matura plädiert?

Ich finde es gut, dass wir drei Wochen Vorlaufzeit haben. Ich finde aber auch, dass neben der jetzigen Lösung, die gesamte Matura abzusagen ebenso eine vernünftige Lösung wäre. Viele andere Länder haben sich auch für diesen Weg entschieden.

Es ist natürlich gut, dass man die Prüfung jetzt machen kann, das ist gut für das Selbstbewusstsein.

Aber, egal wie unsere Matura abgehalten wird, sie ist einfach nicht vergleichbar und unter all diesen Bedingungen ist die Matura einfach anders als je zuvor.


Wie findest du die Umsetzung von Home Schooling?

Die Schulen haben so rasch geschlossen, so überraschend für Lehrer und Schüler. Bei uns war eben noch eine Mathe-Schularbeit offen. Die wird jetzt in drei Wochen nachgeholt. Wir in der Sir Karl Popper Schule haben einen Vorteil, weil wir das EVA - Eigenverantwortliche Arbeitsphase - in der 5. und 6. Klasse drei Wochen haben. Da arbeitet man schon digital und geht nicht in die Schule. Im Grunde genommen, war das schon "Corona-Schooling".

Ich sehe es jedoch bei meiner Schwester, dass es nicht unbedingt immer gut funktioniert. Wir hatten schon die vielen Plattformen. Meine Schwester nicht. Für viele Lehrer ist das Home-Schooling einfach Neuland und das ist ein Problem. Aber ja jetzt können wir die Schule anders schätzen. Das hat auch der Bildungsminister gesagt. Es ist nämlich was anderes, wenn man den Lehrer kurz was fragen kann - und das jederzeit.


Wie fühlt ihr euch in diesem Jahr zu maturieren? Was bedrückt dich am meisten?

Mich bedrückt am meisten die Idee, wieder in die Schulklasse zurückzukehren - wegen einer Ansteckungsgefahr.

Meine Schwester ist in der Risikogruppe und daher fühle ich mich dabei nicht so wohl. Ich fühle mich gut vorbereitet, was den Schutz angeht. Ich weiß, wie ich mich verhalten muss und wie ich mich schützen kann.


Was empfiehlst du als Schülerin dem "bildungspolitischen Kasperltheater"?



Das letzte Wort ist ja noch nicht gesprochen. Ich finde, die Bildungspolitik sollte, wie in der Wirtschaft, mit mehr Transparenz arbeiten und uns in Entscheidungen miteinbeziehen oder zumindest über die Szenarien informieren. Eine transparente Politik hilft.


Was wünscht du allen für die Matura?

Viel Glück und dass alle gesund bleiben!