Science

Medizin-Nobelpreis geht an Corona-Forscher

Am Montag wurden Katalin Kariko und Drew Weissman mit dem Nobelpreis geehrt. Sie lieferten wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung der mRNA-Vakzine.

 Die Ungarin Katalin Kariko und der US-Amerikaner Drew Weissman wurden mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.
Die Ungarin Katalin Kariko und der US-Amerikaner Drew Weissman wurden mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.
JONATHAN NACKSTRAND / AFP / picturedesk.com

Katalin Kariko und Drew Weissmann erhalten den heurigen Nobelpreis für Medizin. Das teilte die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts am Montag in Stockholm mit. Ausgezeichnet wurde Kariko und Weissmann "für die grundlegenden Erkenntnisse in der Entwicklung der RNA-Technologie", hieß es in der Begründung. des Komitees.

Diese Forschungsergebnisse führten zur Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen das 2020 erstmals aufgetauchte Corona-Virus. Seit der ersten Auszeichnung im Jahr 1901 haben insgesamt 225 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten.

In einer ersten Reaktion gratulierte auch der heimische Molekularbiologe Ulrich Elling. "Gratulation. Bereits Tausende Leben gerettet und viele weitere werden folgen", schrieb er auf X. 

"Durch ihre bahnbrechenden Resultate, die unser Verständnis davon, wie mRNA mit dem menschlichen Immunsystem interagiert, grundlegend verändert haben, trugen die Preisträger zu dem beispiellosen Tempo der Impfstoffentwicklung während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in moderner Zeit bei", hieß es vom Nobelkomitee.

Grosse Hoffnung in mRNA-Forschung

Die beeindruckende Flexibilität und Geschwindigkeit, mit der mRNA-Impfstoffe entwickelt werden könnten, ebne den Weg für die Nutzung der neuen Plattform auch für Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten. "In Zukunft könnte die Technologie auch zur Verabreichung therapeutischer Proteine und zur Behandlung bestimmter Krebsarten eingesetzt werden."

"Mehrere andere Impfstoffe gegen Sars-CoV-2, die auf unterschiedlichen Methoden basieren, wurden ebenfalls rasch eingeführt, und insgesamt wurden weltweit mehr als 13 Milliarden Covid-19-Impfdosen verabreicht", so das Komitee. "Die Impfstoffe haben Millionen von Menschen das Leben gerettet und bei vielen weiteren schwere Erkrankungen verhindert, so dass sich die Gesellschaften öffnen und zu normalen Bedingungen zurückkehren konnten."

Biontech und Moderna brachten erste mRNA-Produkte auf Markt

Katalin Karikó, 1955 in Ungarn geboren, arbeitet derzeit an den Universitäten Pennsylvania/USA und Szeged/Ungarn, Drew Weissman (64) an der Universität Pennsylvania/USA. Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner wurde 2023 um eine Million auf nun 11 Millionen schwedische Kronen (rund 950.000 Euro) erhöht.

Die Corona-Impfstoffe des deutschen Unternehmens Biontech und des US-Konzerns Moderna waren die ersten zwei mRNA-Produkte, die auf den Markt kamen. An der Technik bastelten Forscher jedoch schon vor mehr als 30 Jahren. Bereits Ende der 1980er-Jahre schleusten drei Wissenschaftler – Robert Malone, Phil Felgner und Inder Verma – mRNA mit Hilfe von Fetttröpfchen in angezüchtete Zellen ein und brachten diese dazu, das gewünschte Protein herzustellen.

Doch bald keimte die Gentechnik auf, in die viele Fördermittel flossen. Die damals in Ungarn forschende Katalin Karikó glaubte jedoch weiterhin an den Nutzen der mRNA für die Medizin. Sie blieb dem Molekül auch treu, als sie 1985 in die USA emigrierte.

Karikó forschte trotz Tiefschlägen weiter

Aus Mangel an Fördergeldern forschte Karikó im Labor zunächst weitgehend auf sich allein gestellt, ab 1998 auch mit Drew Weissman. Der entscheidende Durchbruch gelang dem Forschungsduo, als es einen Baustein der mRNA austauschte und die mRNA daraufhin nicht mehr in der Zelle abgebaut wurde. Die Versuchsmäuse produzierten das gewünschte Protein.

Trotz weiterer Tiefschläge setzte Karikó ihren Weg fort und traf 2013 Ugur Sahin, der mit seiner Frau Özlem Türeci Biontech gegründet hatte. Er habe ihr noch am selben Tag einen Job angeboten, sagte Karikó der «New York Times». Nach jahrelanger Zusammenarbeit hat sie das Unternehmen verlassen und ist seit Anfang Oktober 2022 nur noch dessen Beraterin.

Mit der mRNA sei eine neue Substanzklasse für die Medizin verfügbar, sagte der Präsident des für Impfstoffe und Biomedizin zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die mRNA in den Impfstoffen ist der Bauplan für ein Virusprotein. Dieses wird in einigen wenigen Körperzellen des Geimpften hergestellt. Das Immunsystem richtet sich dann gegen dieses Protein.

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    Roland Mühlanger / picturedesk.com