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Mehr Türken flüchten und wollen Asyl in der EU

Heute Redaktion
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Türken feiern in Deutschland das Ja beim Verfassungsreferendum in der Türkei. Trotzdem flüchten immer mehr Türken aus ihrem Land.
Türken feiern in Deutschland das Ja beim Verfassungsreferendum in der Türkei. Trotzdem flüchten immer mehr Türken aus ihrem Land.
Bild: Reuters

Die Asyl-Anträge von Türken in der EU, besonders in Deutschland, steigen rasant an. Ebenso die Asylgenehmigungen. Das sorgt für politischen Zündstoff.

Für politischen Zündstoff sorgt, dass die Zahl der türkischen Asylwerber in der Europäischen Union steigt. Alleine Deutschland verzeichnete im Juli 620 Asylanträge von türkischen Staatsbürgern. Die Zahl steigt monatlich immer weiter an. Im gesamten Jahr 2015 waren es nur 1.767 Asylsuchende gewesen, 2016 war die Zahl nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei auf 5.742 Anträge angestiegen.

Vor dem Verfassungsreferendum in der Türkei im April wurden nicht einmal neun Prozent aller Asylgesuche aus der Türkei genehmigt, im Juli 2017 lag die Quote nun bereits bei 22 Prozent. Die Asylcausa ist in mehrerer Hinsicht brisant. Zum einen attackiert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan immer wieder Deutschland und droht mischt sich mit Wahlaufrufen in die deutsche Innenpolitik ein. Zum anderen sind unter den Asylsuchende auch viele türkische Diplomaten und Militärangehörige. Und: Deutsche sind in der Türkei in Haft, weil ihnen Beteiligung am Putschversuch vorgeworfen wird.

Eine andere Sprache

In der EU beobachtet man die Entwicklungen skeptisch. Besonders in Deutschland und Österreich hat Erdogan anteilsmäßig die meisten Unterstützer in der gesamten EU. Auch wenn sie Erdogans Politik verteidigen, sprechen die rasant steigenden Asylanträge eine andere Sprache. Viele befürchten, Erdogans Verhaftungswelle im land zum Opfer zu fallen.

Für die Linken-Abgeordnete Sevim Dadelen zeige dies, dass die Türkei "die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenwürde längst über Bord geworfen" habe. Gleichzeitig spricht die Politikerin von einer Farce: Jährlich würde die Türkei von der EU 30 Millionen Euro Vorbeitrittshilfen erhalten, obwohl die steigenden Asylanträge zeigen würden, dass eine Fortsetzung der Beitrittsberhandlungen sinnlos sei. (red)