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Meiste Schüler mit Migrationshintergrund im 20. Bezirk

Heute Redaktion
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Einen Überblick über Situation und Perspektiven junger Menschen in Österreich bietet ein Bericht des Familienministeriums. Mit Stichtag 1.1.2016 gab es 1,607.298 Menschen im Alter von 14 bis 30 Jahren in Österreich - ein Anteil von 18,5 Prozent. Seit vier Jahren geht die Zahl der Jugendlichen sehr stark zurück, dieser Trend werde weiter anhalten, schlagen die Studienautoren Alarm. Bedenklich: Steigende Arbeitslosigkeit und längere Bildungszeiten prägen die Jungen.

Einen Überblick über Situation und Perspektiven junger Menschen in Österreich bietet ein Bericht des Familienministeriums. Mit 1.1.2016 gab es 1,607.298 14 bis 30 Jährige in Österreich - das sind 18,5 Prozent. Seit vier Jahren geht die Zahl der Jugendlichen sehr stark zurück, dieser Trend werde weiter anhalten, schlagen die Studienautoren Alarm. Bedenklich: Steigende Arbeitslosigkeit und längere Bildungszeiten prägen die Situation der Jungen. Am häufigsten findet man Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache im Wiener Bezirk Brigittenau.

Die demographische Alterung der Gesellschaft liege an einem Rückgang der Geburtenzahlen, zum anderen an der Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Insgesamt betrug das Durchschnittsalter der österreichischen Bevölkerung im Jahr 1980 noch 37 Jahre; 2014 erreichte es bereits 42,3 Jahre.

Vorarlberg gilt dabei mit einem Durchschnittsalter von 40,8 Jahren als das "jüngste" Bundesland, während die Einwohner des Burgenlandes (44,5 Jahre) und Kärntens (44,1 Jahre) zu den durchschnittlich ältesten zählen. Generell könne man von einer Ausdehnung der Jugendphase ausgehen, die durch eine Verlängerung der schulischen Ausbildung, einem späteren Eintritt in den Arbeitsmarkt und einem höheren Alter beim Verlassen des elterlichen Haushalts gekennzeichnet sei.

319.396 junge Ausländer, vor allem aus Deutschland und der Türkei

In der Altersgruppe der 14- bis 30-Jährigen sind mit Stichtag 1.1.2016 genau 319.396 Personen ausländischer Staatsangehörigkeit zu finden (19,9%). Betrachtet man neben der Staatsbürgerschaft als Merkmal den Migrationshintergrund (MH), der in Bevölkerungsstatistik als "in Österreich lebend und selbst oder beide Elternteile nicht in Österreich geboren" definiert ist, so zeige sich im Jahresdurchschnitt 2015 ein Gesamtanteil von 21,4%. Bezogen auf die Altersgruppe 0 bis 14 Jahre beträgt der Wert 24,4%.

Die Reihenfolge der Herkunftsländer wird dabei von Deutschland angeführt, gefolgt von der Türkei, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Rumänien, Polen und Ungarn.

Längere Bildungszeiten und steigende Jugendarbeitslosigkeit

In den letzten Jahren ist ein anhaltender Trend zu einer Verlängerung der Ausbildung in der Schule zu beobachten, vor allem bei berufsbildenden Höhere Schulen (BHS) profitieren. Gleichzeitig gibt es einen Rückgang bei der dualen Ausbildung, also den berufsbildenden Pflichtschulen.

Schüler mit Migrationshintergrund häufigste Schulabbrecher

Neben der wachsenden Bildungsbeteiligung und der längeren Verweildauer im formalen Bildungssystem kann man auch einen Rückgang bei den Schulabbrüchen feststellen. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit nicht-deutscher Umgangssprache ist jedoch weiterhin besonders von Abbrüchen betroffen. So sind von den 18- bis 24-Jährigen mit Migrationshintergrund 15,5% als frühe Schul- und AusbildungsabgängerInnen zu zählen, während ansonsten nicht einmal jeder zwanzigste Jugendliche (4,6%) in diese Kategorie fällt.

Insgesamt haben 3.191 Personen (Stand 2013/14) die Sekundarstufe 1 nicht abgeschlossen (3,5%); bei Jugendlichen mit nicht-deutscher Umgangssprache liegt der Wert noch um einiges höher (7,8%). 2016 beschloss der Nationalrat eine allgemeine Ausbildungspflicht bis 18 Jahre, wodurch sich die beruflichen Chancen der Jugendlichen in den nächsten Jahren verbessern sollen.

Im 20. Bezirk meiste Schüler nichtdeutscher Muttersprache

Auch die Verteilung der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache ist österreichweit sehr unterschiedlich, die größte Anzahl weise Wien auf, die geringste Kärnten. Der niederösterreichische Bezirk Zwettl hat mit 0,9% den kleinsten Anteil fremdsprachiger Schüler, während im Wiener Bezirk Brigittenau mit 64,3% die höchste Dichte an Kindern und Jugendlichen mit nicht-deutscher Umgangssprache in den Schulen vorzufinden ist.

Weniger junge Erwerbstätige

Eine Verlängerung der Jugendphase sei auch aus der Veränderung der Erwerbstätigenquote bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich zu erkennen, stellen die Autoren des Berichts fest. Waren 1994 noch etwa 44% der 15- bis 19-Jährigen und 72% der 20- bis 24-Jährigen erwerbstätig, so sind es 2014 nur mehr 35% respektive 67%.

Seit dem Jahr 2000 steigt die Jugendarbeitslosigkeit überproportional an; im Jahr 2015 lag sie bei den 15- bis 24-Jährigen schon bei 10,6%. Zwar sei die Quote in Österreich nur etwa halb so hoch wie im Schnitt der EU-28, räumen die Autoren ein, Österreich falle aber zunehmend zurück. So schneide etwa Deutschland mit einer Jugendarbeitslosenquote von 7,2% deutlich besser ab.

Etwas höheres Armutsrisiko für Jugendliche in Österreich

Die Zahl der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten in Österreich beträgt laut Statistik Austria rund 1,6 Millionen Menschen; ein Viertel davon betrifft die Altersgruppe der 10- bis 29-Jährigen. Das Gefährdungsrisiko für Jugendliche liege bei 21,6% und falle damit etwas höher als der auf die gesamte Bevölkerung errechnete Wert (19,2%) aus. Vorwiegend aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation in Folge der Wirtschaftskrise ist die Zahl der Jugendlichen in Haushalten mit geringer oder fast keiner Erwerbsintensität deutlich angestiegen, wobei dieser Anstieg aber dem Schnitt in der Gesamtbevölkerung entspricht.

Speziell bei den Jugendlichen hat sich hingegen die Zahl jener, die von hohen Wohnkosten besonders betroffen sind, deutlich erhöht. In drei Bereichen gab es hingegen deutliche Fortschritte: eine Verbesserung des Wohnstandards, eine Verringerung des Anteils von Erwerbstätigen mit niedrigem Stundenlohn sowie eine deutliche Zunahme der Bildungsaktivität.

Fitness- und Computerszene stehen hoch im Trend

Beim Freizeitverhalten dominieren nach wie vor Sozialkontakte mit Freund/innen, Musik, Mediennutzung sowie Ausgehen und Sport betreiben. Jugendkulturelle Szenen stellen für drei Viertel aller Jugendlichen einen Raum für Identitätsarbeit in der Freizeit dar, wobei Fitness- und Computerszene die am meisten angesagten Jugendkulturen darstellen. Während die Computerszene jung und männlich ist, stellt die Fitnessszene auch für weibliche Jugendliche eine Option dar. Typisch weibliche Szenen seien "Ökos" sowie "Indie/Alternative", während Fußball eine klare Männerdomäne darstellt. Für Jugendliche mit Migrationshintergrund sei neben der Fitnessszene vor allem "Hip-Hop" und "House" von Bedeutung.

Hohe Skepsis gegenüber institutioneller Politik

Das Interesse Jugendlicher an Politik hat in den letzten Jahren keine grundlegenden Änderungen erfahren, ist dem Bericht zu entnehmen. Nach wie vor bestehe aber eine hohe Skepsis gegenüber institutioneller Politik, besonders gegenüber Parteien und PolitikerInnen. Laut den Ergebnissen der letzten "European Social Survey" zeigten sich 9,1% der 15- bis 30-jährigen ÖsterreicherInnen als sehr interessiert, 22,5% als interessiert, 40,6% als kaum interessiert und 27,9% als gar nicht interessiert. Trotzdem sind die Jugendlichen nicht politisch inaktiv, sie nutzen aber offenbar andere Partizipationsmöglichkeiten als Wahlen oder Abstimmungen. So sind Petitionen oder Boykotte, aber auch die Mitarbeit in Organisationen interessante Angebote für junge Menschen.