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Mercedes: 40-fach höherer Stickoxidwert gemessen

Heute Redaktion
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Nach dem VW-Abgasskandal sind nun 40-fach erhöhte Stickoxidwerte bei einem Mercedes C220 CDi BlueTec gemessen worden. Festgestellt wurde die Konzentration durch ein unabhängiges niederländisches Prüfinstitut. Mercedes beteuert, dass keine Manipulation vorliegt, sondern die Unterschiede zu den offiziellen Angaben Temperaturunterschieden zugrunde liegen.

Das niederländische Institut TNO nahm bei einem Straßentest unter realen innerstädtischen Bedingungen die entstandenen Stickoxide von 16 Fahrzeugen unter die Lupe. Dabei hat der Mercedes C220 CDi BlueTec am schlechtesten abgeschnitten.

Spitzenwerte von bis zu 2250 Milligramm Stickoxid pro Kilometer und damit bis zu 40 Mal so viel wie auf dem Prüfstand bei Laborverhältnissen wurden gemessen. Damit wird der Grenzwert um das 28-fache überschritten. Das ist besonders dramatisch, weil es sich um ein Vorzeigemodell der Euro 6-Abgasnorm handelt.

Mercedes sieht Grund bei "tiefen" Messtemperaturen

Der Hersteller bestreitet die Testergebnisse nicht, man könne diese aber "technisch plausibel" erklären. Zum Schutz des Motors werde bei der C-Klasse die Abgasnachbehandlung bei Temperaturen von unter zehn Grad verringert, allerdings "zu keiner Zeit" gänzlich abgeschaltet. Bei solchen Temperaturen sei der Test durchgeführt worden.

"Aufgrund verschiedener Fehlinterpretationen des TNO Berichts seitens Dritter weisen wir erneut darauf hin, dass im realen Fahrbetrieb üblicherweise Abweichungen im Vergleich zu den zertifizierten Normwerten auftreten", heißt es in einer Mitteilung der Daimler AG. Mercedes-Benz Fahrzeuge würden "über keine Funktion, die automatisch erkennt, dass sich das Fahrzeug auf einem Prüfstand befindet", verfügen.

Umwelthilfe fordert Einfahrverbot für C-Klasse in Städte

Die Deutsche Umwelthilfe hat beim Kraftfahrtbundesamt einen Antrag auf Widerruf der Typengenehmigung gestellt. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass Daimler eine Außentemperatur von sieben bis zehn Grad Celsius als 'bemerkenswert niedrig' bezeichnet". Die Umwelthilfe beantragt in Städten mit zu hohen Stickoxid-Konzentrationen ein Einfahrverbot für die C-Klasse.

Seite 2: Statement von Mercedes-Benz. Bitte blättern Sie um!

Statement von Mercedes-Benz:

Durch Medienberichte sowie Veröffentlichungen unterschiedlicher Institute und Organisationen wurde in den vergangenen Wochen wiederholt versucht, verschiedenen Automobilherstellern eine unrechtmäßige Beeinflussung der Emissionswerte ihrer Fahrzeuge nachzuweisen. Aktuelle Vorwürfe betreffen auch ein Produkt der Marke Mercedes-Benz. Den damit verbundenen Vorwurf der Manipulation weist die Daimler AG erneut auf das Schärfste zurück.

Fahrzeuge von Mercedes-Benz entsprechen in vollem Umfang den jeweils zum Zeitpunkt der Zulassung geltenden, landesspezifischen Vorschriften. Aktuelle Vorwürfe beziehen sich auf Messungen der niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) mit einem Mercedes-Benz C220 CDI. Die Messergebnisse wurden von Vertretern der Daimler AG mit der TNO diskutiert und von den dortigen Experten als plausibel eingestuft.

Aufgrund verschiedener Fehlinterpretationen des TNO Berichts seitens Dritter weisen wir erneut darauf hin, dass im realen Fahrbetrieb üblicherweise Abweichungen im Vergleich zu den zertifizierten Normwerten auftreten. Diese sind kein Hinweis auf Manipulationen, sondern resultieren in erster Linie aus Rahmenbedingungen, die vom gesetzlich vorgeschriebenen Normzustand im Labor abweichen. Zum Beispiel wenn unterschiedliche Temperaturverhältnisse herrschen, das Fahrzeug unter anderen Fahrzeuglasten betrieben wird oder weitere Nebenverbraucher wie zum Beispiel Klimaanlage oder Sitzheizung eingeschaltet sind. Zudem wird die Abgasnachbehandlung in Abhängigkeit vom jeweiligen Betriebszustand innerhalb des zulässigen Rahmens flexibel geregelt, um den Motorschutz und den sicheren Betrieb des Fahrzeugs zu gewährleisten. So kann die gesetzliche Vorgabe erfüllt werden, die volle Funktionalität des Abgasnachbehandlungssystems bis zu einer Laufleistung von mindestens 160.000 Kilometern sicher zu stellen. Diese Fakten wurden seitens der TNO vollumfänglich akzeptiert und bestätigt.

Spekulationen oder Interpretationen, dass mögliche Abweichungen zwischen Messwerten auf dem Prüfstand im Vergleich zum realen Fahrbetrieb nur durch Manipulationen erklärbar seien, weisen wir mit Entschiedenheit zurück. Ein Defeat Device, sprich eine Funktion, die die Wirksamkeit der Abgasnachbehandlung unzulässig einschränkt, kommt bei Mercedes-Benz nicht zum Einsatz. Auch verfügen Mercedes-Benz Fahrzeuge über keine Funktion, die automatisch erkennt, dass sich das Fahrzeug auf einem Prüfstand befindet.

Mercedes-Benz unterstützt bereits seit Jahren vollumfänglich und aktiv die baldige Einführung des WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) sowie des Messverfahrens für die Real Driving Emissions (RDE). Beide Aktivitäten haben zum Ziel, dass Norm- und Realwerte künftig möglichst nahe beieinander liegen.

Mercedes-Benz ist seit jeher Vorreiter bei der Dieseltechnologie und hat im Laufe der letzten Jahre neue gesetzliche Vorgaben in vielen Fällen vorerfüllt. Nächster konsequenter Schritt ist die Einführung eines komplett neu entwickelten Dieselmotors in der neuen E-Klasse. Dieser markiert den Start einer neuen Motorenfamilie und erzielt neue Bestwerte in Sachen Effizienz, Emissionen und Umweltverträglichkeit. So erreicht der E 220 d einen kombinierten NEFZ-Durchschnittsverbrauch von 3,9 Litern pro 100 Kilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 102 Gramm pro Kilometer – ein Wert, den bislang nur wenige wesentlich kleinere Fahrzeuge vorweisen können.