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Ein Coupé von schlichter Eleganz

Der Mercedes 250 C bot für Lehrer, Grafiker oder Architekten genau die richtige Mischung aus Eleganz, Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit.

Heute Redaktion
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Es waren weder Popstars noch Fußballer oder berühmte Dirigenten, die sich einen Mercedes-Benz 250 C kauften. Diese wählten eher einen Aston Martin (Paul McCartney), Ferrari 365 GTB/4 Daytona (Günter Netzer) oder Ford GT40 (Herbert von Karajan). Das zurückhaltend elegante Mercedes-Coupé überzeugte eher jene Leute, die nicht auffallen wollten, beispielsweise Richard Burton, der sich sogar einen Alkoholdetektor einbauen ließ. Meist aber sassen Fabrikanten-Ehefrauen, Architekten oder Gymnasiallehrer hinter dem Lenkrad des Strich-Acht-Coupés.

Im Gegensatz zu anderen Baureihen bei Mercedes-Benz, wo das Coupé eine vollständige Eigenkreation war, wurde das Strich-Acht-Coupé aus Kosten- und Produktionsgründen so nahe wie möglich an die Limousine angelehnt. Technisch gab es kaum Unterschiede, zur Auswahl standen der 2,5-Liter-Motor in Vergaser- und Einspritzerausführung.

Radstand, Gewicht (1.360 kg) und Größendimensionen waren bis auf die um 45 mm geringere Höhe praktisch identisch. Das Fahrwerk bestand wie bei der Limousine aus einzeln an Querlenkern aufgehängten Vorderrädern und der Diagonal-Pendelachse hinten. Vier Scheibenbremsen verzögerten den Wagen, drei Getriebevarianten – 4-Gang, 5-Gang oder Automatik – standen zur Wahl.

Schlichte, schnörkellose Formgebung

Paul Bracq war für das Design der Strich-Acht-Limousine zuständig gewesen und hatte eine zeitlose Form geschaffen. Als es darum ging, das Coupé abzuleiten, war der gestalterische Freiraum aufgrund der Kostenzielsetzungen beschränkt.

Die Gestalter stellten die Front- und Heckscheibe schräger, legten das Dach etwas tiefer und erzeugten durch das Anbringen von zwei längsverlaufenden Zierleisten auf dem Dach eine Annäherung an den 280 SL.

Damit erschöpften sich die Änderungen gegenüber der Limousine bereits, wenn man von den zwei weggelassenen Seitentüren und dem Übergang zu rahmenlosen Scheiben vorne und hinten – alle vollständig versenkbar – absieht.

Das Ergebnis sieht auch heute noch klassisch und sehr schlicht aus, wenn man auch die damaligen Kritiker verstehen kann, die dem Coupé fehlende Eleganz und die fast völlige Konzentration auf waagrechte und senkrechte Linien vorgeworfen hatten.

Hoher Praxiswert

Im Alltag und auch heute noch überzeugt das schlichte Coupé. Alles wirkt stabil und massiv. Die Sitze erinnern an Salonsessel, sind straff gepolstert und mit blauem Leder überzogen.

Der Motor startet sofort nach dem Drehen des Zündschlüssels und es erklingt schöne Reihensechszylinder-Musik.

Man blickt auf die hübsch gezeichneten und sehr übersichtlich angeordneten Instrumente, greift in das große Lenkrad mit dünnem Kranz, legt den ersten Gang ein und los gehts. Das Schaltgefühl erinnert an den 280 SL, es ist sehr mechanisch, fast knöchern, aber die Gänge lassen sich gut einlegen. Kupplung und Bremsen bleiben unauffällig. Irritierend ist die Fußfeststellbremse beim Schaltwagen, irgendwie fehlt einem einfach der dritte Fuß, wenn man am Berg anhalten und wieder anfahren sollte.

Die Rundumsicht ist hervorragend, selbst die Ecken der Karosserie lassen sich gut überblicken, ein Sonarsystem mit Beep-Geräuschen ist unnötig. Auch die Dimensionen – 4,69 Meter Länge, 1,79 Meter Breite – machen heute keine Angst mehr, die meisten Mittelklassse-Limousinen sind größer.

Kein Wunder also, ist das Coupé heute auch bei Oldtimer-Freunden gefragt und hat sich zum edlen Klassiker gemausert.

Weitere Bilder und Informationen inklusive Verkaufsprospekt gibt es auf www.zwischengas.com.