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Mitarbeiterin packt über Trumps bizarre Wutanfälle aus

Cassidy Hutchinson beschreibt einen denkwürdigen Wutausbruch des ehemaligen US-Präsidenten rund um den Sturm aufs Capitol.

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Donald Trump soll im sinkenden Schiff die Nerven verloren haben.
Donald Trump soll im sinkenden Schiff die Nerven verloren haben.
Reuters

Über ein Exklusivinterview seines Justizministers William Barr soll Ex-US-Präsident Donald Trump derart in Rage geraten sein, dass er im Weißen Haus sein Mittagessen an die Wand geklatscht habe. So schilderte es am Dienstag (Ortszeit) die ehemalige Praktikantin Cassidy Hutchinson im Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zum Sturm aufs Capitol. Das Interview gab Barr der Nachrichtenagentur "AP".

In dem Gespräch betonte er, dass das Justizministerium keine Belege für weitverbreiteten Betrug bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 gefunden habe. Es gebe nichts, das den Ausgang ändern könne. Barr ließ damit eine Bombe platzen, die sämtliche Bemühungen seines Chefs Trump untergrub, das Wahlergebnis zu kippen.

Ketchup tropfte von der Wand

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des "AP"-Interviews am 1. Dezember 2020 habe sie Lärm aus einem Gang im Weißen Haus gehört, berichtete Hutchinson in ihrer Zeugenaussage. Sie bemerkte eine angelehnte Tür im Speisesaal im West Wing, in dem sich die offiziellen Büros der Regierungszentrale befinden. Dort hatte Trump zu Mittag gegessen. Als sie näherkam, sah sie, wie ein Kammerdiener das Tischtuch wechselte.

"Er winkte mich hinein und zeigte dann zum Vorderbereich des Raums nahe dem Kaminsims und einem Fernseher, und da sah ich Ketchup von der Wand tropfen und einen zertrümmerten Porzellanteller auf dem Boden", sagte Hutchinson. Der Kammerdiener habe ihr gesagt, dass Trump wütend über Barrs Interview mit der "AP" gewesen sei und sein Mittagessen an die Wand geworfen habe. "Ich schnappte mir ein Handtuch, um das Ketchup von der Wand wegzuputzen", berichtete die damalige Mitarbeiterin von Trumps Stabschef Mark Meadows.

Barr rechnete damit, dass Trump ihn feuert

Verfasst hatte den Artikel der "AP"-Reporter Michael Balsamo, der für Themen rund um das US-Justizministerium zuständig war. Tags zuvor war er informiert worden, dass Barr sich im Ministerium mit ihm zu einem Mittagessen verabreden wolle. In seiner eigenen Zeugenaussage vor dem Untersuchungsausschuss, von der ein Videomitschnitt abgespielt wurde, sollte der Ex-Minister später erklären, dass "es aus meiner Sicht an der Zeit war, etwas zu sagen" über die Behauptungen vom Wahlbetrug.

Balsamo war sich sofort bewusst, welches Gewicht Barrs Klarstellung im Interview hatte. Er bat ihn, das zu wiederholen, was Barr auch tat. Schnell schrieb Balsamo nach dem Mittagessen in einem Büro des Justizministeriums seine Meldung und reichte sie ein.

Kurz nachdem sein Interview in der Welt gewesen war, ging Barr für ein vorab anberaumtes Treffen mit Trumps Stabschef Meadows ins Weisse Haus. Er habe seiner Sekretärin zuvor gesagt, dass er womöglich gefeuert und aufgefordert werden würde, nicht mehr in sein Büro zurückzukehren, sagte Barr in seiner Zeugenaussage. Daher müsse sie vielleicht schon einmal die Sachen packen, habe er seine Sekretärin vorgewarnt. Dann sei er zu Trump zitiert worden, der so "sauer war, wie ich ihn noch nie gesehen" habe. Der Ex-Präsident habe ihm unterstellt, ihn zu hassen, erklärte Barr. Einige Wochen später trat der Justizminister zurück.

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    "Haben wir keine Insel, die wir besitzen?" Ex-Präsident Donald Trump. (Archivbild)
    "Haben wir keine Insel, die wir besitzen?" Ex-Präsident Donald Trump. (Archivbild)
    Getty Images via AFP/Joe Raedle