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Mord, Unfall? Rätsel um Tod einer Star-Moderatorin

Azadeh Namdari sorgte im Iran als TV- und Radiomoderatorin seit Jahren immer wieder für Kontroversen. Diese verstummen auch mit ihrem Tod nicht. 

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Das ganze Land kannte Azadeh Namdari als eine der jüngsten Moderatorinnen der 80er -und 90er-Jahre.
Das ganze Land kannte Azadeh Namdari als eine der jüngsten Moderatorinnen der 80er -und 90er-Jahre.
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Der Tod von Azadeh Namdari hat im Iran hohe Welle geschlagen. Die Leiche der umstrittenen ehemaligen TV- und Radiomoderatorin war am Samstag in ihrer Wohnung im Sa'adat-Abad-Distrikt, westlich von Teheran, gefunden worden. Die Polizei schloss ein Gewaltverbrechen schnell aus.

Dennoch überschlugen sich die Spekulationen, Gerüchte und Verschwörungstheorien über den "mysteriösen Tod" der einstigen Star-Moderatorin: Namdari sei an einem Herzinfarkt gestorben. Sie sei schwanger gewesen und von ihrem Mann umgebracht worden. Die Regierung habe sie umbringen lassen, weil man von handelspolitischen Problemen mit China ablenken wollte. In den Sozialen Medien feierten zahlreiche Hassbotschaften den Tod der jungen Frau, wegen ihrer Verbindungen zu den konservativen Staatsmedien. Die Nachricht vom Tod der ehemaligen Starmoderatorin sei die erste "kontroverse Meldung im neuen Jahr", so iranische Medien.

Immer wieder Kontroversen und Debatten

Tatsächlich kennt das ganze Land Namdari als eine der jüngsten Moderatorinnen der 80er- und 90er-Jahre. Sie verteidigte im staatlichen Radio und Fernsehen einen islamisch-konservativen Kleidungsstil und mahnte Frauen an, sich an die Kleidervorschriften zu halten. Später machten sie und ihr erster Mann, auch ein TV-Star, mit ihrer Scheidung landesweit Schlagzeilen. Der Höhepunkt war erreicht, als Namdari in den Sozialen Medien ein Foto von sich mit einem blauen Auge postete und hitzige Debatten über häusliche Gewalt auslöste.

Ihr Stern stürzte 2017 herab, als die bekennende Chadori während ihrer Ferien in der Schweiz heimlich fotografiert wurde – gänzlich unverhüllt und Bier trinkend, was beides im Iran verboten ist. Die Aufnahmen lösten eine landesweite Kontroverse aus, wobei Namdari zwischen Bank und Stuhl fiel.

Für junge Iraner und Aktivisten war sie eine Heuchlerin, die ihre Position im staatlichen Fernsehen missbrauche, "um eine Lüge zu verbreiten". Auch bei den Konservativen und Hardlinern war sie fortan untendurch. Sie verlor ihren Job bei den Staatsmedien.

Suizid oder Unfall?

Dieser Verlust, so melden sich jetzt Stimmen, sei der wahre Grund für ihren Tod gewesen. Konservative Kreise hingegen schließen aus, dass ihr einstiges Postergirl Suizid begangen haben könnte, zumal dies in der Sharia verboten ist. Umso mehr sorgten in den letzten Tagen Details aus der Einvernahme von Namdaris zweiten Ehemann für Aufsehen.

Dieser gab an, dass seine Frau regelmäßig Antidepressiva zu sich nahm und die Dosierung gerne heraufschraubte. Auch ein toxikologischer Bericht spricht von Spuren eines starken Antidepressivums. Der Chef-Forensiker betont auf per.eurosnews.com: Ob es sich bei Namdaris Tod um einen Suizid oder einen Unfall durch Falschdosierung handle, werde in den kommenden Tagen abschließend geklärt.

Iranische Medien berichten derweil, dass Azadeh Namdaris Instagram-Seite weiter bestehen und als Erinnerungsort dienen werde. Alle Fotos und Videos würde "für immer" unangetastet bleiben.

Wenn du unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leidest, dann kontaktiere die Telefonseelsorge unter der Nummer 142, täglich 0-24 Uhr.

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