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Muzicant: "Es gibt eine Grenze des Zumutbaren"

Heute Redaktion
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Ariel Muzicant übte in der ZiB2 scharfe Kritik an der FPÖ
Ariel Muzicant übte in der ZiB2 scharfe Kritik an der FPÖ
Bild: ORF

Ariel Muzicant, Vizepräsident des Jewish Congress, kritisiert in der ZiB2 die FPÖ scharf und zeigt sich über die Liedtexte der "Germania" empört.

Zahlreiche hochrangige Vertreter jüdischer Organisationen waren an der Holocaust-Gedenkveranstaltung am Donnerstag nicht dabei.

Auch Ariel Muzicant, der Vizepräsident des European Jewish Congress und des Word Jewish Congress hat an der Veranstaltung nicht teilgenommen. In der ZiB2 hat er seine Gründe für diese Entscheidung genannt: FPÖ-Politiker und die Causa Udo Landbauer.

"Die FPÖ erklärt, dass sie gegen Antisemitismus ist und gleichzeitig wird versucht, einen Großteil der Mandatare in deutsch-nationalen Burschenschaften in Positionen zu bringen", so Muzicant in der ZiB2.

Kein Gedenken mit Rechtsextremen

Der 65-Jährige, der viele Angehörige im Holocaust verloren hat, möchte nicht mit jenen Personen, die sich nicht von Antisemitismus und Rechtsextremismus distanzieren können und immer wieder damit in Verbindung gebracht werden, seiner toten Familie gedenken.

Muzicant: "Ich bitte um Verständnis, aber es gibt eine Grenze des Zumutbaren. Ich finde es eine Frechheit, mir das zumuten zu wollen". So sei es für ihn ausgeschlossen, mit Personen in einem Raum zu sitzen, "die Holocaustleugnern ständig die Stange halten oder gar rechtsextreme Zeitschriften, wie die 'Aula', finanzieren.

Und dann sollen wir mit diesen Leuten unseren toten Familien gedenken. Wie soll das gehen?"

"Bin nicht befugt FPÖ Ratschläge zu erteilen"

Auf die Frage, welche Ratschläge er den Freiheitlichen geben würde, sagt Muzicant: "Ich bin nicht befugt, der FPÖ Ratschläge zu erteilen. Wir (Anm. Jüdische Bevölkerung) versuchen eine neue Beziehung zu Österreich aufzubauen (...) Aber das kann nur dann geschehen, wenn man sich von allem, was dieses Rechtsextreme, Neonazistische und Antisemitische angeht, loslöst. Und nicht zulässt, dass Leute, die in Burschenschaften genau das Gegenteil tun, in Funktionen kommen."

Muzicant habe sich bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka persönlich für seine Abwesenheit entschuldigt, ihm aber auch erklärt, dass es "kein Protest gegen die Veranstaltung" sei. Er schätze diese sehr. Aber: "Wir wollen mit Rechtspopulisten nichts zu tun haben".

Muzicant glaubt Landbauer nicht

In der ZiB2 wurde Muzicant auch auf den Fall Udo Landbauer angesprochen. Dass Landbauer von den Nazi-Lieder-Büchern nichts gewusst haben will, glaubt er nicht: "Wie soll ich? Da liegen 19 solcher (Anm. Nazi)Bücher in dieser Vereinigung. Glauben Sie, die drucken solche Bücher und keiner hat davon etwas gewusst", so der 65-Jährige.

Bundeskanzler Sebastian Kurz wolle er ebenfalls keine Ratschläge geben, stellte aber klar: "Ich erwarte mir, dass er diese Dinge genau beobachtet und den Schaden von unserem Land so weit wie möglich fernhält."

Ausland sieht Österreich als "Nazi-Land"

Er sei noch immer damit beschäftigt im Ausland klar zu stellen, dass Österreich kein Nazi-Land ist, doch dort sehe man "primär diese ganzen Nazi-Geschichten". (wil)