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Nach Derby: "Platzsturm war nicht von 'Ultras' organ...

Heute Redaktion
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Wer trägt die Verantwortung für die Ausschreitungen beim gestrigen Wiener Derby im Hanappi-Stadion? Heute.at sprach mit einem Mitglied der "Ultras Rapid". Außerdem: Welche Konsequenzen drohen Rapid und seinen Anhängern?

+++ Bundesliga-Strafsenat: 3:0 für Austria am grünen Tisch +++Einen Tag nach dem Platzsturm und dem Spielabbruch beim 297. Wiener Derby ist die Bestürzung nach wie vor groß. Hooligans hatten nach 26 Spielminuten das Feld erobert und sich daraufhin Scharmützel mit der Exekutive geliefert. Auch Feuerwerkskörper wurden in den Sektor der Austria-Fans geschossen. Überraschenderweise konnten die hunderten Polizisten am Rasen nur drei Krawallmacher festnehmen.

Doch Rapid-Präsident Rudolf Edlinger warnt die Entwischten bereits: "Wir haben ihre Gesichter auf Video bevor sie sich die Kapuzen über das Gesicht gezogen haben. Wir können sie identifizieren und werden gegen sie vorgehen. Diese Leute werden das Hanappi-Stadion sicher nicht mehr von innen sehen." Rapid entschuldigte sich noch am Abend per Aussendung für den Eklat.

Suche nach den Schuldigen
Doch wer hat den Platzsturm heraufbeschwört? Heute titeln gleich mehrere Tageszeitungen, dass der Fanklub "Ultras Rapid" hinter den Ausschreitungen steckt. Zwar waren offensichtlich einige Mitglieder am Platz, die Geschichte dahinter ist aber eine andere. "Der Platzsturm war nicht von den 'Ultras' organisiert. Wir sind selber noch am Recherchieren, wer dahinter steckt", erklärte ein Mitglied des Fanklubs gegenüber Heute.at.

Der "Ultra" weiß aber: "Der Platzsturm wurde definitiv von einer Gruppe eingeleitet und war bereits vor dem Match Thema im Rapiddorf und am Würstelstand. Bei einem zweiten Tor der Austria sollte es losgehen. Das wusste sogar meine Oma." Mitglieder von Fanklubs wie der in der Szene als rechtsradikal geltenden "Alten Garde" sollen außerdem mit Parolen wie "Sieg oder Spielabbruch" bereits im Vorfeld über das Internet mobil gemacht haben und junge Fans im Stadion zusätzlich angestachelt haben.

Die Polizei sah aber davon ab, rechtzeitig Einsatzkräfte vor den Tribünen zu platzieren. "Das wurde ausgenützt. Die Fangruppierungen sind oft besser organisiert als die Polizei und setzen alles daran, die Exekutive auszutricksen", so der Fan.

Interne Rebellion?
Außerdem ein heißes Gerücht: Einige Mitglieder der "Ultras" sowie von anderen Fangruppierungen, wie der "Alten Garde", sind mit dem liberalen Kurs, den der Fanklub eingeschlagen hat (z.B. enge Zusammenarbeit mit dem Fanbeauftragten Andy Marek) nicht einverstanden. Der Platzsturm könnte also eine Rebellion dieser Splittergruppierung gegen die "Ultras"-Bosse sein. Darauf deutet auch eine verbale Auseinandersetzung des "Ultras"-Capos mit einem Mitglied der "Alten Garde" hin, die sich am Rande der Ausschreitungen zugetragen hat.

Radikale Fans auf der Familientribüne
Außerdem war zu beobachten, dass sich auch zahlreiche Fans von denen als Familientribünen genannten Nord- und Südtribüne dem Platzsturm anschlossen. Auch hier sind Mitglieder der "Alten Garde" zu finden. Und das weitere Problem: Da für die Austria-Fans die gesamte Osttribüne benötigt wurde, musste der sonst dort ansäßige Rapid-Fanblock auf die Südtribüne verlegt werden. Von dort hatten die Hooligans kein Problem auf das Spielfeld zu gelangen - es gibt keinen Zaun.

Stadionverbote unausweichlich
Rapid kündigte bereits an, hart gegen die Krawallmacher vorzugehen. Höchstwahrscheinlich werden zahlreiche Stadionverbote ausgesprochen. Vermutlich werden auch die zuletzt eher mangelhaften Sicherheitskontrollen am Eingang verschärft. Außerdem sollen zukünftige Derbys nur mehr im weitläufigen Happel-Stadion ausgetragen werden. Dies sieht auch das "Ultras"-Mitglied als die "beste Lösung". Welchen Weg die derzeit in der Kritik stehende Fanpolitik der Grün-Weißen einschlagen wird, bleibt abzuwarten.