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Nächster Anschlag auf Hochzeit in der Türkei

Heute Redaktion
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Bei einem Selbstmord-Anschlag während einer Hochzeitsfeier in Gaziantep im Südosten der Türkei sind Samstagabend mindestens 50 Menschen getötet und fast 100 verletzt worden. Präsident Recep Tayyip Erdogan stufte die Tat als "Terroranschlag" ein. Unter den Todesopfern sind auch Kinder. Erst am Freitag war eine Autobombe auf einer anderen Hochzeit explodiert.

Bei einem Selbstmord-Anschlag während einer Hochzeitsfeier in Gaziantep im Südosten der Türkei sind Samstagabend mindestens 50 Menschen getötet und fast 100 verletzt worden. Präsident Recep Tayyip Erdogan stufte die Tat als "Terroranschlag" ein. Unter den Todesopfern sind auch Kinder. Erst am Freitag war eine explodiert.
Bei der von einem Selbstmordattentäter verübten Explosion in der Millionenstadt Gaziantep war Sonntagfrüh noch unklar, wer den Anschlag verübt hat. Klar ist, dass sich der Anschlag während einer kurdischen Hochzeit ereignete.

Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den "Terroranschlag" und sprach von einer möglichen Urheberschaft der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Zuvor war von Politikern der Regierungspartei AKP auch die verbotene Kurdenpartei PKK der Tat verdächtigt worden.

Kinder unter Todesopfern

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu explodierte der Sprengsatz inmitten der Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Straße im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Unter den Todesopfern sind mehrere Kinder. In dem Stadtviertel leben vor allem Kurden.

Laut Behörden gab es insgesamt 50 Tote und fast 100 Verletzte. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Anschlagsort. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.
Selbstmordattentäter als Ursache

Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mehmet Simsek sprach rasch von einem Selbstmordattentat. Auch der Sender NTV berichtete, die Attacke gehe auf das Konto eines Selbstmordattentäters. Ein Abgeordneter der Regierungspartei AKP, Samil Tayyar, äußerte laut "Dogan" die Vermutung, dass der IS dahinter stecke. Der IS hat sich bisher aber noch zu keinem der Anschläge in der Türkei bekannt.
Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde ein teilweises Nachrichtenverbot, wie das bei anderen Attentaten in der Vergangenheit auch schon der Fall gewesen war. Anadolu verbreitete indes eine Stellungnahme Erdogans, wonach die Täter das türkische Volk zu "provozieren versuchen", indem sie "ethnische und religiöse Empfindlichkeiten" für ihre Zwecke nutzten. Auch die prokurdische HDP, die drittgrößte Partei im türkischen Parlament, reagierte entsetzt.

Das Außenministerium in Wien rät von Reisen in das türkische Grenzgebiet zu Syrien und zum Irak ab und nennt auf seiner Website dabei auch Gaziantep. Im Osten und Südosten kam es in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen mit zahlreichen Todesopfern und Verletzten.
Die rund 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt Gaziantep liegt unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien. Neben der PKK operiert im Südosten der Türkei auch die IS-Miliz, die dort schon mehrfach Anschläge verübt hat. Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS und beherrschen Teile der Grenze zur Türkei.