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Müssen die USA der Türkei in Syrien helfen?

Heute Redaktion
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Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn
Bild: Reuters

Greifen syrische Truppen die türkischen Invasoren an, wären NATO-Länder wie die USA, Deutschland oder Frankreich verpflichtet, den Türken zu helfen.

Als wäre die Konstellation in Syrien nicht schon kompliziert genug: Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn warnt davor, dass nun auch zahlreiche westliche Länder in den Krieg hineingezogen werden könnten. Denn die Türkei ist NATO-Mitglied und der Militärpakt sieht vor, dass, wenn ein Land angegriffen wird, alle anderen zur Hilfe verpflichtet sind.

Denn Syrien verlegt derzeit Truppen in die Grenzregion, wo die türkische Armee gegen die kurdischen Milizen kämpft. Die Kurden haben nämlich gezwungenermaßen ein Bündnis mit der syrischen Regierung geschlossen, obwohl man sich vor kurzem noch als Feinde gegenüber stand. Doch seit die USA die Kurden in der Vorwoche fallen gelassen haben, kämpfen die Kurden gegen die einmarschierten Türken um ihr Überleben und ihren Traum von einem eigenen Staat.

Greift nun die syrische Armee türkische Streitkräfte an – denn die Türkei ist schließlich auf syrischem Boden einmarschiert – dann könnte dies einen Flächenbrand auslösen. Asselborn bezeichnete nun in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk den türkischen Feldzug als "ein Verbrechen" und die Situation als "außerirdisch".

Asselborn verweist auf NATO-Vertrag

"Stellen Sie sich vor, Syrien oder Alliierte von Syrien schlagen zurück und greifen die Türkei an", sagte Asselborn. "Ich habe NATO-Mitglied gesagt, dann sage ich auch Artikel 5. Das heißt, der Beistandspakt besteht. Auf Deutsch heißt das, dass alle NATO-Länder, wenn die Türkei angegriffen würde, dann einspringen müssten, um der Türkei zu helfen. Darum sage ich außerirdisch."

Zu den NATO-Mitgliedern zählen unter anderem die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Es hätte eine tragische Ironie, wenn die USA nun den Türken gegen syrische und kurdische Truppen helfen müssten, obwohl man bis vor kurzem die Kurden im Kampf gegen das syrische Regime unterstützt hatte. Und erst das Fallenlassen der Kurden als US-Verbündete hat den aktuellen Krieg ausgelöst.

"Was mich positiv stimmt", erklärte Asselborn, "ist, dass Deutschland, Frankreich, Niederlande, Finnland und Schweden das schon gesagt haben. Sie wissen auch, dass Erdogan die Waffen nicht aus Europa bezieht. Er hat andere Quellen, um sich für diese Operation Waffen zu beschaffen." Damit spielte er auf russische Waffenlieferungen an die Türkei an. Was ebenfalls ein pikantes Puzzlestück in dem Konflikt ist: Denn Russland stützt die Regierung in Syrien.