Österreich

Neue Notfall-App macht Handy zum Lebensretter

Heute Redaktion
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Mit einem Finger die Rettung rufen: Das geht mit der neuen Notfall-App. Die Standortangaben werden automatisch übertragen, damit kann schneller und punktgenau geholfen werden.

Bei einem Notfall muss es schnell gehen. Doch nicht immer sind die Verunfallten in der Lage genau anzugeben, wo sie sich befinden oder die Opfer können nicht (mehr) sprechen. Hier kommt die neue, kostenlose Notruf-App ins Spiel. Sie macht das Melden eines Notfalls auch über das Drücken von Symbolen möglich und sendet auch dann ein Rettungsteam, wenn ein Gespräch mit dem Unfallmelder nicht (mehr) möglich ist.

Und so funktioniert's: Mit einem Finger drei Sekunden lang auf den roten 144-Knopf zu drücken, genügt um den Notruf abzusenden. Während die Meldung innerhalb weniger Millisekunden in den zuständigen Leitstelle eingeht, sendet die App automatisch die Koordinaten des Unfallortes an die Rettungsleitstelle und stellt einen Anruf zur zuständigen Rettung her.

Bisher wurden Notrufe über den Notruf Niederösterreich an die zuständigen Stellen weitergeleitet, ab sofort leitet die App Notfälle in Wien sofort an die Wiener Berufsrettung. Derzeit funktioniert die App in Wien, Niederösterreich, Tirol sowie Ungarn, Tschechien und Teilen Sloweniens. Weitere österreichische Bundesländer haben bereits ihr Interesse bekundet.

Auch Allergien oder Einschränkungen können gesendet werden

In der Rettungsleitstelle ist der digitale Notruf durch eine farbige Markierung in rosa erkennbar, zusätzlich werden in Realzeit die GPS-Koordinaten eingeblendet. Auch zusätzliche freigegeben Angaben, etwa über Allergien oder Einschränkungen bei Sprechen oder Hören können mitgesandt werden. Gesichert werden diese Daten ausschließlich auf dem eigenen Handy. Bei der Rettung werden sie zwar angezeigt, wenn die App aktiviert wird, gespeichert werden sie von der Rettung aber nicht.

Praktisch ist, dass der digitale Notruf auch bei fehlender Telefonverbindung abgesetzt werden kann, in dem Fall erfolgt die Übermittlung über W-LAN. Zudem ist es möglich, auch "Kurzzeit-Infos" für einen bestimmten Zeitraum einzugeben. So kann etwa bei einer Wanderung die Marschroute oder die Art der Bekleidung übermittelt werden.

(Video: Berufsrettung Wien)

"Mischung aus Rettungsservice und digitaler Stadt"

"Die neue Notruf-App ist eine Mischung aus Rettungsservice und Digitalisierung und ein wichtiger, lebensrettender Schritt im Gesundheitsbereich. Das bei dem Notruf über die App gleich der Standort des Handys mit übertragen wird, ist ein großer Vorteil für Verletzte beim Sport auf der Donauinsel oder beim Wandern im Wienerwald", betonte Wiens Gesundheitstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der die App heute, Montag, gemeinsam mit dem Leiter der Berufsrettung Wien Rainer Gottwald vorstellte.

Die genaue Übermittlung des Standorts könne kostbare Minuten bringen: "Das Notruftelefonat kann verkürzt werden, weil Adresse und Telefonnummer sofort angezeigt werden", ergänzt Gottwald. Zudem helfen die medizinischen Zusatzinformation – wie etwa Allergien oder die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten – den Rettungsteams rasch und richtig zu handeln.

Nach der Aktivierung geht's los – bei Android trotz Sperrbildschirm

Um die App zu aktivieren, muss nach dem (kostenlosen) Download eine Anmeldung mit der eigenen Mobilnummer erfolgen und die Standort-Ortung am Smartphone aktiviert werden. Weitere Daten wie Name und Adresse können freiwillig hinterlegt werden.

Die App steht ab sofort für iPhones (ab iOs7) und Android-Handys (ab Version 3) zum kostenlosen Download bereit. Bei Android-Handys soll die Notruf-App laut der Berufsrettung Wien auch trotz Sperrbildschirm funktionieren.

Die App wurde von der tschechischen Firma Medical Information Technologies entwickelt und dort landesweit eingeführt. In Österreich wird die Notruf-App von Notruf NÖ betrieben, Wien hat sich als Kooperationspartner angeschlossen (derzeit ist Tirol als 3. Bundesland dabei). Auch in Ungarn sowie den alpinen Regionen der Slowakei ist die App seit Dezember aktiv.

Derzeit hat die Notruf-App rund 34.000 User (seit April 2017), knapp 400 Notfälle wurden mit ihr gemeldet, in Wien gab es bisher 42 Meldungen.