17-seitiger Gender-Leitfaden

Neue Regeln: Gewessler lässt nun sogar Bilder gendern 

Gendern, was das Zeug hält: In einem 17-seitigen Leitfaden wird im Klimaministerium "gendergerechter Sprachgebrauch" erklärt.

Robert Zwickelsdorfer
Neue Regeln: Gewessler lässt nun sogar Bilder gendern
Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) verpflichtet Mitarbeiter zum Gendern.
IMAGO/SEPA.Media

Nicht nur im Gesundheitsministerium des Grünen Johannes Rauch gibt es einen eigenen, elfseitigen Gender-Leitfaden ("Heute" berichtete). Das Klimaministerium von Parteikollegin Leonore Gewessler setzt noch eins drauf. Dort werden die Vorschriften auf gleich 17 Seiten erläutert. "Heute" liegt das Dokument vor. Die Details:

"Alle Geschlechter sichtbar machen"

Texte seien nur dann gendergerecht formuliert, "wenn alle Geschlechter sprachlich sichtbar sind", heißt es in der Fibel gleich zu Beginn. Von diesen Formulierungen würden alle Personen gleichermaßen angesprochen. "Dies ist für eine moderne, offene und bürger:innennahe Verwaltung von grundlegender Bedeutung." Daher würden alle Texte des Ressorts, von Publikationen über Schreiben bis hin zu Beiträgen auf Websites, im Intranet oder in Sozialen Medien, gendergerecht verfasst.

"Gender-Doppelpunkt prioritär"

Sollte eine genderneutrale Sprachweise nicht anwendbar sein, sei der Gender-Doppelpunkt "die prioritäre Variante einer genderinklusiven Schreibweise für die offizielle Kommunikation nach außen". Diese gewährleiste nämlich auch eine ausreichende Barrierefreiheit nach dem Behindertengleichstellungsgesetz sowie die "Sichtbarmachung von Geschlechtervielfalt". Formulierungen im Plural seien "bevorzugt zu verwenden, um die Lesbarkeit zu erhöhen". Als Beispiele für diese leichtere Lesbarkeit (!) führt der Leitfaden etwa an: "ein:e erfahrene:r Arbeitnehmer:in" oder "Wir haben die:den zuständige:n Abteilungsleiter:in informiert".

Umfasst von den Regelungen sind selbstverständlich auch Titel und Anreden. So müsse es etwa "Liebe Bürger:innen" heißen. Bei der direkten Ansprache von Personen sei die genderspezifische Anrede (also "Frau" oder "Herr") durch "Guten Tag, Alex Musterperson" oder "Liebe:r Alex" zu ersetzen. Generalklauseln wie "Personenbezeichnungen gelten für Frauen und Männer" seien keinesfalls ausreichend und dementsprechend zu vermeiden.

"Kreative Lösungen"

Erlaubt sind vom Ministerium auch genderneutrale Umschreibungen und Satzumstellungen. So müsse es statt "die Behinderten" etwa "bei Mobilitätseinschränkungen" oder "Menschen mit Behinderung" heißen. Weitere Beispiele: "Wer die Maßnahme setzt", "es ist zu veranlassen" oder "jene, die Unterstützung benötigen". Wörtlich heißt es dazu auf Seite 7 des Leitfadens: "Kreative Lösungen sind gefragt! Neuformulierungen sorgen nicht nur für mehr Abwechslung in einem Text, sondern setzen häufig auch neue Akzente – z. B. "Fachleute für Ergonomie" statt "Ergonomin/Ergonome).

Auch bei akademischen Titeln, Amtstiteln und Funktionsbezeichnungen sei "unbedingt" auf die genderspezifische Formulierung zu achten. Bei den Abkürzungen der weiblichen Formen ("Dr.in", etc.) müssen die Endungen hochgestellt werden. Sogar an nicht-binäre Personen wurde dabei gedacht. Auf deren Wunsch könne analog zur weiblichen Form ein hochgestelltes "x" verwendet werden.

"Gendergerechte Bildsprache"

Im Gegensatz zum Gesundheitsministerium sind im Klimaministerium auch Bilder zu gendern. Darauf wird im Kapitel "Gendergerechte und diversitätsfördernde Bildsprache" hingewiesen. Denn eine solche Sprache spiele eine wesentliche Rolle, um stereotypisches Denken zu vermeiden. In der Bildsprache sollten "nach Möglichkeit" keine Personengruppen ausgegrenzt werden. Wörtlich heißt es dazu: "In den verschiedensten Publikationen (Broschüren, Flyer, Websites, etc.) soll daher eine breite Vielfalt an Diversitätskategorien (Personen aller Geschlechter, unterschiedlichen Alters, mit und ohne physische Einschränkungen sowie verschiedener ethnischer Herkunft, etc.) berücksichtigt werden."

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    APA/Picturedesk

    Denn Frauen würden stereotypisch in Bildern oft als Assistenzkräfte dargestellt, Männer hingegen in Führungs- und Machtpositionen. "Bei der Bildauswahl ist daher unbedingt darauf zu achten, Frauen und Männer gleichwertig zu zeigen." Auch wird angeraten, die Anordnung der verschiedensten Personen auf Fotos durchzudenken. Sichtbarer gemacht werden sollen Männer in "weiblich dominierten Berufsfeldern" und Frauen in "männlich dominierten Berufsfeldern". Das diene zur Durchbrechung von Klischees und Rollenbildern. Personen mit und ohne Beeinträchtigungen seien in Bildern "auf gleicher Augenhöhe" zu zeigen. Auch Personengruppen mit Migrationshintergrund seien "gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft und demzufolge auch bei Publikationen entsprechend sichtbar zu machen".

    Wenig Begeisterung bei den Beamten

    Nicht alle im Klimaministerium sind von der Gender-Fibel begeistert: "Mit dem Leitfaden werden wir in der Arbeit schikaniert. Wir werden somit zu einer ideologisch motivierten Fantasieschrift gezwungen, die ja wie Linguisten bestätigen noch dazu überhaupt nichts bringt", klagt eine Mitarbeiterin im Gespräch mit "Heute". Es würden sich sowohl Männer als auch Frauen über diesen Genderzwang beschweren. Nachsatz: "Erfreulicherweise ignorieren die meisten diese Anweisung."

    FPÖ ortet "politisches Kalkül"

    Kritik kommt auch von der FPÖ. Verfassungssprecherin Susanne Fürst hat eine entsprechende Anfrageserie an die Ministerien gestellt. Zu "Heute" sagt sie: "Gendern hat bis heute keiner einzigen Frau geholfen, weder bei Diskriminierungen in der Jobvergabe noch in Gehaltsverhandlungen. Die Erstellung einer 17 Seiten langen Gender-Fibel zeigt auf, dass die wahren Prioritäten nicht wahrgenommen werden. Die Verunstaltung der deutschen Sprache in Wort und Schrift, um ein politisches Kalkül durchzusetzen, ist abzulehnen und zu verhindern."

    Das Verhindern dürfte aber ein frommer Wunsch bleiben: "Es ist derzeit keine Änderung der Richtlinien geplant", richtete Klimaministerin Leonore Gewessler Fürst in ihrer Anfragebeantwortung aus.

    bob
    Akt.