Gesundheit

Neuer Bluttest sagt Todesrisiko voraus

Der Verlauf ist bei jedem Covid-19-Patienten anders, ihn vorherzusehen schwierig. Nun gibt es einen Test, der verrät, ob die Erkrankten zehn Tage später noch leben oder nicht.

20 Minuten
Teilen
1/10
Gehe zur Galerie
    Weltweit haben Ärzte bei Corona-Patienten einen ungewöhnlichen Krankheitsverlauf festgestellt.
    Weltweit haben Ärzte bei Corona-Patienten einen ungewöhnlichen Krankheitsverlauf festgestellt.
    Getty Images

    Wie wird es mit dem Patienten weitergehen? Diese Frage konnten Mediziner, die Sars-CoV-2-Infizierte betreuen, bislang kaum beantworten. Schon gar nicht ließ sich sagen, ob sie die Viruserkrankung überleben oder nicht.

    Ein Test, den Forscher um Li Yan vom Tongji Hospital in Wuhan im Fachjournal "Nature Machine Intelligence" vorstellen, könnte das ändern. Dieser soll mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent voraussagen, ob Covid-19-Patienten zehn Tage später noch leben oder nicht.

    Drei Biomarker identifiziert

    Die Wissenschaftler hatten zuvor die Blutproben von 375 Covid-19-Patienten analysiert, deren Verläufe ganz unterschiedlich waren. 174 starben infolge der Infektion.

    Für das Vorhaben von Li Yan und seinen Mitstreitern war die hohe Zahl der Opfer von Vorteil. So konnten sie nämlich in den gewonnenen Daten nach möglichen Biomarkern suchen, die mit der Sterblichkeit zusammenhängen und diese vorhersehbar machen könnte.

    Tatsächlich entdeckten die Forscher drei Stoffe, die eine Prognose möglich machen, wie sie schreiben: ein Enzym (Lactatdehydrogenase, kurz: LDH), ein Eiweissstoff (hochsensitives CRP) und die zu den weissen Blutkörperchen gehörenden Lymphozyten.

    Bereits erprobt

    Alle drei Blutbestandteile können gemäß den Wissenschaftlern leicht untersucht werden und so "in überfüllten Spitälern und bei knappen Ressourcen dazu beitragen, schnell Prioritäten zu setzen" und die Behandlung entsprechend auszurichten. Weiterer Vorteil sei, dass alle drei als Biomarker gut bekannt seien.

    So stehen erhöhte LDH-Werte für Gewebeschäden und deuten auf schwere Lungenerkrankungen hin; CPR-Werte geben Auskunft über Entzündungen und werden zur Bestimmung von akutem Lungenversagen herangezogen. Ein Mangel an Lymphozyten war dagegen schon bei den Sars- oder Mers-Epidemien aufgefallen.

    Stark in der Kombination

    Kombiniert sagten die drei Biomarker mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent zehn Tage im Voraus den Tod der Patienten voraus, so das Team um Li Yan – und zwar unabhängig von dem, was die Ärzte prognostiziert hatten. Entsprechend könnten die Substanzen mit hoher Zuverlässigkeit verwendet werden.

    Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass es sich bei ihrer Studie um eine retrospektive Studie mit verhältnismässig wenigen Teilnehmern gehandelt hat. Sie empfehlen daher, die Erkenntnisse in einer größeren Untersuchung mit einem erweiterten Versuchsaufbau zu überprüfen.