Österreich

Neues Punkte-System für sichere Plätze in Wien

Heute Redaktion
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"Das neue Konzept Verkehrsknotenpunkte Wien schafft ein wienweit gültiges Schema, das für alle Organisationen anwendbar ist", erklärt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. So soll mit gezielten Maßnahmen für konfliktfreie öffentliche Räume in Wien gesorgt werden.
"Das neue Konzept Verkehrsknotenpunkte Wien schafft ein wienweit gültiges Schema, das für alle Organisationen anwendbar ist", erklärt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. So soll mit gezielten Maßnahmen für konfliktfreie öffentliche Räume in Wien gesorgt werden.
Bild: Sabine Hertel

Mit einem Handlungskatalog will die Stadt für konfliktfreie öffentliche Räume sorgen. 40 Verkehrsknoten wurden analysiert, für vier "Hot Spots" konkrete Lösungen erarbeitet.

Alkoholkranke, die auf Bänken trinken, Drogenabhängige, die in Parks sitzen oder Obdachlose auf den Wiener Straßen haben in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten und Beschwerden geführt. Um für jeden Ort die passende Lösung zu finden, hat die Stadt Wien nun ein neues Konzept für Verkehrsknotenpunkte entwickelt.

"Mit dem Konzept haben wir die in Wien seit Jahrzehnten erfolgreich gelebte Kombination aus medizinischen und sozialen Angeboten, Polizeiprasenz und infrastrukturellen Maßnahmen im offentlichen Raum in ein auf ganz Wien anwendbares Schema ubersetzt", erklärt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien.

Vierstufige Skala bewertet Notwendigkeit für Maßnahmen

Für die Erstellung wurden wienweit 40 Verkehrsknotenpunkte – also Orte, an denen sich zumindest zwei Öffi-Linien schneiden und wo genug Raum ist, um einen "potenziellen Aufenthalt" zu ermöglichen – analysiert. Die Beobachtungen und Erfahrungen wurden in ein Punktesystem überführt, dass verschiedene Themen wie die zur Verfügung stehende Fläche, Nutzerfrequenz, die Anzahl und Art der Beschwerden, die Diversität der Nutzung und das Vorliegen von Nutzungskonflikten bewertet und in einem vierstufigen Handlungsbedarf (kaum, gering, mittel und hoch) bewertet.

Vier Verkehrsknoten in Wien mit "hohem Handlungsbedarf"

"Bei rund zehn Prozent hat die Analyse ergeben, dass es hier einen hohen Handlungsbedarf gibt", so Lochner. Dazu zählen neben dem Praterstern (Leopoldstadt), der trotz Alkohol- und Waffenverbotszone noch immer mit Nutzungskonflikten zu kämpfen habe, auch die Umgebung der U6-Stationen Gumpendorfer Straße (Mariahilf) und Josefstädter Straße (Josefstadt) sowie der Franz Jonas-Platz (Floridsdorf). Die restlichen 36 Verkehrsknotenpunkte seien zwar überprüft worden, das bedeute aber nicht, dass es hier auch Probleme gebe.

"Bei der Josefstädter Straße gibt es etwa keinen Platzmangel, eine geringe Diversität der Nutzung, aber eine hohe Frequenz und Beschwerdelage, die in Nutzungskonflikten resultieren", so Lochner. Daher sei hier ein hoher Handlungsbedarf festgestellt worden und entsprechende Maßnahmen gesetzt worden – "Heute" hat berichtet.

"Konzept macht Schema für alle Organisationen anwendbar"

"Neu am Konzept Verkehrsknotenpunkte Wien ist, dass es aus der bereits erfolgreich gelebten Zusammenarbeit, ein fur ganz Wien gultiges Schema macht, das fur alle beteiligten Organisationen einfach nachvollziehbar und anwendbar ist. Es wurde von Expertinnen und Experten der Sucht- und Drogenkoordination Wien und der Suchthilfe Wien erstellt und inhaltlich mit der Magistratsdirektion - Organisation und Sicherheit, den Wiener Linien, dem Fonds Soziales Wien, den Osterreichischen Bundesbahnen und der Landespolizeidirektion Wien abgestimmt", erklärt Lochner.

Definierte Grundausstattung fur den offentlichen Raum

Im Konzept enthalten ist eine Liste von Voraussetzungen, die als "Grundausstattung" an jedem Verkehrsknotenpunkt erforderlich sei, wie zum Beispiel ausreichend Raum, Ausweichmoglichkeiten, genug Sitzgelegenheiten und Mistkubel, eine regelmaßige Reinigung sowie wienweit ein ausreichendes Angebot an Schlaf- und Wohnplatzen fur obdachlose Menschen, Tageszentren fur unterschiedliche Zielgruppen, sozialpsychiatrische und medizinische Behandlungs- und Betreuungseinrichtungen sowie eine aufsuchende Soziale Arbeit um dahin zu vermitteln.

Gemeinsame Bewertung von möglichem Handlungsbedarf



Daruber hinaus sieht das Konzept auch Maßnahmen vor, die je nach Problemlage vor Ort gesetzt werden konnen. Dafur werde zunachst die Lage an einem bestimmten Ort nach definierten Kriterien von allen kooperierenden Organisationen gemeinsam mittels dem neuen Punktesystem bewertet.

Diese Bewertung werde regelmaßig, zumindest alle drei Monate, fur alle Verkehrsknotenpunkte in Wien durchgefuhrt, laufend aktualisiert und die jeweiligen Maßnahmen flexibel an eine sich verandernde Situation angepasst.

Konzept als Basis für Schaffung neuer Knotenpunkte

Die im Konzept definierte Grundausstattung soll zudem dazu verwendet werden, bei der Planung neuer Verkehrsknotenpunkte bereits vorab durch entsprechende Infrastruktur ein moglichst konfliktfreies Nebeneinander im offentlichen Raum sicher zu stellen. Vorzeigebeispiel dafur sei etwa der Wiener Hauptbahnhof (Favoriten): Hier sei bereits in der Planungsphase sichergestellt worden, dass die Lage vor Ort trotz hoher Frequenzen und unterschiedlichster Nutzergruppen, unproblematisch sei. (lok)