Gesundheit

Neues Virus springt in China erstmals auf Menschen über

Ein vierjähriger Junge in China ist der erste menschliche Fall von Vogelgrippe des Typs H3N8. Behörden und Fachleute gehen von einem Einzelfall aus.

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Blick in eine Corona-Intensivstation in Wuhan, China, im Dezember 2020.
Blick in eine Corona-Intensivstation in Wuhan, China, im Dezember 2020.
REUTERS (Symbolbild)

China hat nach eigenen Angaben die erste Infektion eines Menschen mit dem H3N8-Vogelgrippevirus entdeckt. Betroffen ist nach Angaben der chinesischen Nationalen Gesundheitskommission ein vierjähriger Junge aus der Provinz Henan. Er sei positiv getestet worden, nachdem er Anfang April mit Fieber und anderen Symptomen ins Spital eingeliefert worden war.

Angesteckt hat sich der Bub nach Angaben der Kommission direkt bei Vögeln: Seine Familie züchtet demnach zu Hause Hühner und lebt in einem von Wildenten und Krähen bevölkerten Gebiet. Bei dem Fall handele es sich um eine "einmalige Übertragung". Die Behörde rief die Öffentlichkeit am Dienstag dennoch auf, sich von toten oder kranken Vögeln fernzuhalten.

So kann es zur Ansteckung kommen
Die Ansteckung durch das Influenzavirus A erfolgt laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV über die Atemwege durch das Einatmen von kontaminierten Tröpfchen von ausgeniesten Nasen-, Rachen- oder Augensekreten. Das Einatmen von erregerhaltigem Staub, der mit virushaltigem Kot in Kontakt war, kann ebenfalls zur Ansteckung führen. Junge Tiere sind am empfänglichsten für die Geflügelpest.

Übertragung nur äußerst selten

Die Vogelgrippe tritt hauptsächlich bei Wildvögeln und Geflügel auf. Übertragungen von Mensch zu Mensch kommen vor, sind jedoch äußerst selten. Zuletzt wurde im Januar 2022 der Fall eines 79-jährigen Mannes aus Großbritannien bekannt, der sich bei seinen Enten mit dem Vogelgrippevirus-Stamm H5N1 infiziert hatte, wie Theguardian.com damals berichtete. Er überstand die Infektion ohne weitere Probleme.

Ebenso wie ein 41-Jähriger aus der chinesischen Stadt Zhenjiang, der sich im Juni 2021 mit dem Stamm H10N3 infiziert hatte. Im Februar des Jahres 2021 wurde zudem das Vogelgrippevirus H5N8 bei mehreren Menschen in Russland gemeldet.

Zu den Vogelgrippestämmen, die auf den Menschen übergesprungen sind, gehören laut Livescience.com H5N1, H7N9, H5N6, H5N8 und jetzt H3N8.

Forscher erwarten keine weiteren Infektionen

Der nun in erstmals beim Menschen nachgewiesene Stamm H3N8 ist seit dem Jahr 2002 bekannt und trat erstmals bei nordamerikanischen Wasservögeln auf. 2012 wurde es für den Tod von mehr als 160 Robben vor der Nordostküste der USA verantwortlich gemacht. Bislang waren Infektionen bei Pferden, Hunden und Robben bekannt. Eine Übertragung auf den Menschen war bisher noch nie nachgewiesen worden.

Dass es nun dazu gekommen ist, betrachten Fachleute nicht als Beginn einer Epidemie oder neuen Pandemie. Dass H3N8 auf einen Menschen gesprungen ist, bedeute nicht, dass es sich leicht von Mensch zu Mensch ausbreiten kann, zitiert Theguardian.com Peter Horby, Professor für neu auftretende Infektionskrankheiten und globale Gesundheit an der Universität Oxford:

Risiko gering, aber...

"Es kommt häufig vor, dass ein Virus auf einen Menschen überspringt und sich dann nicht weiter ausbreitet. Ein einzelner Fall ist also kein Grund zur Sorge." Auch die Experten der chinesischen Nationalen Gesundheitskommission halten das Risiko einer großflächigen Übertragung unter Menschen für gering.

So sieht es auch der ebenfalls vom "Guardian" zitierte Paul Digard vom Roslin Institute der Universität Edinburgh: Es seien schließlich keine Erkrankungen bei den unmittelbaren Kontaktpersonen des infizierten Jungen gemeldet worden.

Besondere Variante beim Vierjährigen
Die Variante, mit der sich der Vierjährige aus China angesteckt hat, ist laut der Nachrichtenagentur Reuters (kostenpflichtiger Artikel) eine besondere. Darauf deute eine genetische Untersuchung hin. Sie scheint durch eine Vermischung von Genen aus verschiedenen Vogelgrippeviren entstanden zu sein, die zuvor bei Geflügel und Wildvögeln nachgewiesen wurden, so Nicola Lewis, Influenzaexpertin am Royal Veterinary College in Großbritannien. Das könnte Auswirkungen auf "die Übertragung und Virulenz in der menschlichen Bevölkerung haben", zitiert der «Guardian» den belgischen Epidemiologen Marius Gilbert.

Eine generelle Entwarnung gegenüber Vogelgrippeviren kann jedoch nicht gegeben werden, wie Livescience.com unter Berufung auf verschiedene Quellen schreibt: So habe in den Jahren 2016 und 2017 beispielsweise ein Ausbruch von H7N9 in China zum Tod von mehr als 300 Menschen geführt. Der H2N2-Stamm der Vogelgrippe löste dagegen 1957 eine Pandemie mit rund 1,1 Millionen Toten aus.

Und auch der Erreger H1N1, der die gefürchtete Spanische Grippe auslöste, könnte laut Forschenden auf ein Vogelgrippevirus zurückgegangen sein. Entsprechend empfehlen Horby und seine Kollegen, Vogelgrippeviren genauer zu beobachten als bisher.

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