Welt

Nichts geht mehr an der US-Ostküste

Heute Redaktion
Teilen

Ausnahmezustand an der US-Ostküste: Millionen Menschen warten seit Sonntag voller Sorge auf den Hurrikan "Sandy", der in der Nacht zum Dienstag mit heftigen Regenfällen und meterhohen Flutwellen über die dicht besiedelte Region hereinbrechen soll. Angesichts der Absage tausender Flüge drohte ein Verkehrschaos, in der Metropole New York kam das öffentliche Leben zum Stillstand, auch die Börse bleibt am Montag geschlossen.

.

 In New York begannen die Behörden am Sonntag damit, . Für die Busse, U-Bahnen und Vorortzüge der Metropole, die sonst rund um die Uhr unterwegs sind, wurde ein Fahrverbot verhängt. Montagfrüh wurde das Hauptquartier der UNO ebenso geschlossen wie die New Yorker Börse. Womöglich werde die Wall Street auch am Dienstag geschlossen bleiben, teilte der Betreiber NYSE mit. Auch der elektronische Handel wurde ausgesetzt.

Leben in New York lahm gelegt

Nichts geht also mehr in New York. Eigentlich hätte die Millionenmetropole am Montag wie üblich in eine hektisch-stressige Arbeitswoche starten sollen, doch stattdessen Stillstand. Der befürchtete Monstersturm "Sandy", der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern auf die Stadt zurast, hat das öffentliche Leben lahmgelegt, und eine seltsam-bedrohliche Ruhe macht sich breit. Drei Meter hohe werden für die Metropole befürchtet.

"Das ganze System ist stillgelegt", steht in dicker roter Schrift auf Bildschirmen an allen 468 U-Bahnhöfen. Auch Busse, Fähren und Regionalzüge waren schon am Sonntagabend vorsorglich in die Depots gebracht worden. Die Vereinten Nationen, die Börse an der Wall Street, Schulen, Universitäten, Theater, Opern sowie viele Büros und Geschäfte sollten am Montag geschlossen bleiben.

Die Menschen bleiben zu Hause, Supermärkte sind leer

Auf den Straßen, wo deutlich weniger Menschen als üblich unterwegs sind, ist das drohende Jahrhundert-Unwetter das alles beherrschende Thema. "Ich finde es gut, dass die Behörden mit so viel Vorsicht an die Sache herangehen", sagt ein Mann im schicken Viertel Upper East Side. "Besser Vorsicht als Nachsicht. Ich selber habe mich auch schon mit Vorräten eingedeckt, aber ich mache mir eigentlich keine Sorgen, denn ich wohne im neunten Stock."

Gespräche werden überall mit "Stay safe" (Pass auf dich auf) beendet. In vielen Supermärkten und Drogeriegeschäften sind Wasserflaschen, Dosen mit haltbaren Lebensmitteln, Taschenlampen und Batterien ausverkauft. "Hier war ein Wahnsinnsbetrieb", sagte ein Verkäufer in einem Haushaltswarengeschäft. "Die Menschen haben immer nur nach Taschenlampen, Batterien, Campingkochern und sowas gefragt. Wir haben unser ganzes Lager leergeräumt."

Sie habe nirgendwo mehr Kerzen bekommen, beklagt sich eine Kundin. "Aber es wird schon auch so gehen." Den Sturm- und Chaoserprobten New Yorkern kann auch Monstersturm "Sandy" nicht wirklich Panik einflössen. "Wir haben schon so viel überstanden hier", sagt ein Mann. "Das werden wir auch noch schaffen."

Das "Auge" über New Jersey und Delaware

In den US-Küstenstaaten New Jersey und Delaware, wo das Zentrum des Sturms auf Land treffen sollte, ordneten die Behörden Evakuierungen an. Die Brandung sollte sich an der Küste den Vorhersagen zufolge auf mehr als drei Meter Höhe auftürmen. Der Strandort Rehobeth in Delaware glich nach der Evakuierung einer Geisterstadt. Auch Washington und Philadelphia stellten den öffentlichen Nahverkehr ein.

In der US-Hauptstadt konnten die Mitarbeiter der Regierung zum Wochenbeginn zuhause bleiben. Für zwei Millionen Kinder fiel wegen Schulschließungen in sieben Staaten am Montag der Unterricht aus. Die waren betroffen. Die Kosten durch die Ausfälle könnten nach Angaben von Analysten mehrere hundert Millionen US-Dollar betragen.