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Nigeria-Teamchef Keshi: "Niederlage unverdient"

Heute Redaktion
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Fußball-Gourmets wurden zwar nicht befriedigt, die Titelambitionen aber gewahrt. Frankreichs Nationalteam lieferte im Achtelfinale gegen Nigeria die schwächste Leistung der Endrunde. Beim 2:0-Arbeitssieg gegen den Afrikameister konnten die "Bleus" erst in der Schlussphase entscheidend zulegen. Nun wartet am Freitag im Maracana von Rio das prestigeträchtige Viertelfinal-Duell mit Deutschland.

Fußball-Gourmets wurden zwar nicht befriedigt, die Titelambitionen aber gewahrt.

Der im bisherigen Turnierverlauf zuvor wenig überzeugende Jungstar Paul Pogba erlöste Frankreich per Kopf in der 79. Minute, ehe Nigerias Kapitän Joseph Yobo in der Nachspielzeit ein Eigentor unterlief. "Wir wissen, dass das ganze Land hinter uns steht. Dieses Tor zu erzielen hat uns wirklich befreit. Ich bin einfach glücklich für das Team und ganz Frankreich", meinte der nach dem Spiel als "Man of the Match" ausgezeichnete Pogba.

Nigeria hatte dem Favoriten im Estadio Nacional von Brasilia zuvor alles abgerungen. Die Westafrikaner waren mehr als eine Stunde lang ebenbürtig und verabschiedeten sich am Ende würdig von der WM. Für Teamchef Stephen Keshi war dies nur ein schwacher Trost. "Diese Niederlage haben wir nicht verdient", meinte Nigerias Ex-Teamkapitän, dessen Zukunft bei den "Super Eagles" ungewiss ist. Er machte auch US-Schiedsrichter Mark Geiger für das Aus verantwortlich. Dieser hatte einen Treffer von Emmanuel Emenike in der 19. Minute aufgrund einer knappen Abseitsentscheidung nicht gegeben.

Starker Goalie Enyaeama patzte

Ausgerechnet Nigerias Schlussmann Vincent Enyeama unterlief beim Tor von Pogba dann der entscheidende Fehler. Der starke Lille-Keeper wurde für einen seiner wenigen Fehler bei der WM hart bestraft. "Was passiert ist, ist passiert. Aber ja, das hat uns einiges gekostet", meinte Keshi, der Enyeama keine Vorwürfe machen wollte. Nigeria schaffte das Comeback nicht mehr. Zum dritten Mal nach 1994 und 1998 war für die Superadler im Achtelfinale einer WM Endstation.

Während Keshi haderte, war dem französischen Teamchef Didier Deschamps die Erleichterung deutlich anzusehen. "Es herrschte eine große Anspannung. Aber wir haben es geschafft", sagte Deschamps. Der Weltmeister von 1998 bleibt bei WM-Turnieren als Spieler und Trainer damit weiter unbesiegt. Er war stolz über den ersten Viertelfinaleinzug der "Equipe Tricolore" seit 2006. "Wir wollen deshalb nicht abheben, aber wir müssen das genießen."

Frankreich blickt nach vorne

Der 45-Jährige erlaubte seinen Schützlingen nach der Zitterpartie sogar zumindest eine kleine Feier. Er selbst richtete den Blick jedoch schon bald wieder nach vorne: "Wir haben jetzt vier Tage Zeit, uns auszuruhen und neu vorzubereiten." Dann kommt es in Rio zum brisanten Vergleich zweier europäischer Fußball-Größen.

Zuletzt trafen sich die beiden Erzrivalen im Rahmen einer der WM in den Halbfinalspielen von 1982 und 1986, beide Male setzte sich Deutschland durch. In Spanien 1982 erst im Elfmeterschießen, in Mexiko vier Jahre später mit 2:0. Dreimal standen sich die beiden Ex-Weltmeister bei einer WM-Endrunde bisher insgesamt gegenüber. 1958 setzte sich Frankreich in Schweden im Spiel um Platz drei mit 6:3 durch.

Um die 56-jährige Durststrecke gegen den Nachbarn zu beenden, wird vor allem wieder Frankreichs Offensive gefragt sein. Gegen Nigeria tat sich diese lange Zeit schwer, ehe Deschamps mit Antoine Griezmann den entscheidenden Mann brachte. Der nach einer Stunde für den ineffektiven Olivier Giroud eingewechselte Flügelspieler von Real Sociedad brachte Schwung, der zuvor links außen spielende Karim Benzema fühlte sich als zentrale Spitze umso wohler.