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Nobelpreisträger rechnet mit Österreichs Genies ab

Heute Redaktion
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Bild: Archiv

Er ist eine lebende Medizin-Legende: Nobelpreisträger Eric Kandel (82) knöpft sich in seinem neuen Buch die Geistesgrößen Österreichs vor - und versöhnt sich mit seiner "Hassliebe" Wien.

Er ist eine lebende Medizin-Legende: Nobelpreisträger Eric Kandel (82) knöpft sich in seinem neuen Buch die Geistesgrößen Österreichs vor – und versöhnt sich mit seiner "Hassliebe" Wien.

Eric Kandel hat als erster Mensch unser Gedächtnis entschlüsselt und dafür im Jahr 2000 den Medizin-Nobelpreis erhalten. Doch der 1939 vertriebene Hirnforscher aus New York könnte uns auch mit seinem neuen Buch "Das Zeitalter der Erkenntnis" im Gedächtnis bleiben!

Denn der Wissenschafter rechnet mit vielen Geistesgrößen Österreichs ab. Der Clou: Mit den Augen eines Neurobiologen analysiert er Künstler und Kunstwerke in Wien, macht auch vor Genies wie Freud ("wusste nichts über Sexualität"), Klimt ("hat mit 400 Frauen geschlafen"), Schnitzler, Kokoschka oder Schiele nicht halt.

Das Brisante: Kandel war (als Jude) Österreich in Hassliebe verbunden. Zwar erzählt der Super-Forscher nun über die Tiefe der Seele, die Abgründe des Sex und die dunklen Geheimnisse des Landes, aber seine Kritik ist "wohlwollend" ("Spiegel"): Er bewundert die Kreativität der Künstler – und versöhnt sich nach 82 Jahren auch mit seiner Heimat.

Thomas Staisch