Österreich

ÖBB-Chaos: 4 Mal Umsteigen, dann kein Anschluss

Statt mit dem Zug direkt von Wien direkt nach Bozen zu fahren, strandeten "Heute"-Reporter Fabian J. Holzer und seine Freunde bei 3 Grad am Brenner.
Sandra Kartik
22.05.2023, 15:57
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Es sollte eine entspannte Anreise zu einem Wanderwochenende in Südtirol werden. Vier Freunde, darunter "Heute"-Reporter Fabian J. Holzer, hatten Sitzplätze für den ÖBB-Railjet reserviert, um vergangenen Dienstag direkt von Wien nach Bozen zu fahren. Vor dem Start um 15.21 Uhr wurden die Passagiere darüber informiert, dass sie außerplanmäßig in Salzburg umsteigen müssen, weil die Deutsche Bahn streiken würde.

"Völliges Chaos"

Obwohl der Streik noch abgewendet werden konnte, mussten die Wiener dennoch in einen anderen Zug wechseln. Das Personal in Salzburg hatte keine Informationen darüber, in welchen Zug die Fahrgäste nun sollten. "Niemand wusste Bescheid, es herrschte völliges Chaos", beschreibt Holzer den Anfang einer Reise voller Hindernisse. Für die Wiener ging es erst nach Kufstein (T) und nach langem Warten und Umsteigen mit einem Bummelzug weiter nach Innsbruck, wo sie mit zwei Stunden Verspätung ankamen.

"Während der Fahrt kam schon die Durchsage: Reisende müssen damit rechnen, dass sie den Anschluss nach Italien nicht mehr erreichen werden." Es blieben nur zwei knappe Minuten, um den Anschlusszug nach Trient (I) zu erwischen. Die Freunde und etwa hundert weitere Passagiere schafften es – doch dann hieß es wieder Warten. "Es war ein italienischer Zugbeamter an Bord, aber kein österreichischer, deshalb konnte nicht gestartet werden." Die Empfehlung der ÖBB, lieber um 23.05 Uhr auf den Regionalzug zum Brenner umzusteigen, erwies sich jedoch als fatal.

Mit Baby am Brenner gestrandet

Dutzende Passagiere aus Wien, darunter auch Familien mit Baby und älteren Reisenden, strandeten kurz vor Mitternacht am Brenner. "Es hatte nur drei Grad draußen und es fuhr kein Zug mehr. Die ÖBB haben uns falsch informiert. Wir waren dort mitten in der Nacht auf uns allein gestellt", ärgert sich der Wiener über die organisatorische Entgleisung. Die Polizei vor Ort informierte die gestrandeten Fahrgäste darüber, dass der nächste Zug erst um 6 Uhr Früh gehen würde.

"Wir mussten und selbst um einen Transfer kümmern. Einige von uns taten sich zusammen und bestellten über ein Taxiunternehmen zwei Kleinbusse, die uns um mehrere hundert Euro nach Bozen fuhren." Um 2 Uhr Früh kamen Fabian Holzer und seine Freunde mit vier Stunden Verspätung völlig erschöpft in Bozen an. "Die ÖBB haben uns nicht dorthin gebracht und uns im Stich gelassen. Das geht einfach nicht."

Deutscher Streik als Begründung

Auf "Heute"-Anfrage heißt es von einem Sprecher der ÖBB: "Aufgrund des Streiks in Deutschland konnten unsere Züge von Salzburg nach Tirol nicht über des Deutsche Eck fahren. Wir haben einen Schienenersatzverkehr mit Bussen über das Deutsche Eck angeboten." Diese Busse gab es jedoch nicht, entgegnet Holzer.

Die ÖBB weiter: "Aufgrund der längeren Fahrtzeit konnten manche Anschlüsse dann nicht erreicht werden. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, den Reisenden steht nach den Fahrgastrechten eine Entschädigung zu." Holzer und seine Freunde planen auch nächstes Jahr nach Südtirol zu fahren – aber diesmal mit dem Auto.

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