Life

Übergewicht kostet jeden von uns 243 Euro im Jahr

Heute Redaktion
Teilen
Picture

In den kommenden dreißig Jahren werden über 90 Millionen Menschen in den OECD-Ländern an Krankheiten sterben, die auf starkes Übergewicht zurückgehen.

Der OECD-Studie "The Heavy Burden of Obesity – The Economics of Prevention" zufolge ist in 34 der 36 Mitgliedsstaaten mehr als jeder Zweite übergewichtig und fast jeder Vierte krankhaft übergewichtig (adipös).

Zwischen 2010 und 2016 ist der Anteil der adipösen Erwachsenen in den OECD-Ländern demnach von 21 auf 24 Prozent gestiegen – ein Zuwachs von 50 Millionen. In Österreich und der Schweiz ist etwa jeder fünfte Erwachsene adipös, in Deutschland knapp jeder vierte.

Der Trend zu starkem Übergewicht zeigt sich auch bei Kindern – und er trifft sie besonders hart. Übergewichtige Kinder schneiden statistisch in der Schule schlechter ab, haben höhere Fehlzeiten und geringere Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss.

Mehr lesen: Wer vorm TV einschläft, nimmt schneller zu >>>

Auch zeigen sie eine geringere Lebenszufriedenheit und werden bis zu drei Mal häufiger gemobbt als nicht übergewichtige Gleichaltrige, was möglicherweise zu ihrer schlechteren Schulleistung beiträgt. In unserem Nachbarland Deutschland kommt dazu noch Mobbing aufgrund von starkem Übergewicht bei Kindern überdurchschnittlich häufig vor.

Einkommen beeinflusst Gewicht

Aber auch später im Leben hat das Übergewicht Folgen: Adipöse Erwachsene haben eine niedrigere Lebenserwartung und ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes.

Mit Blick auf die 28 EU-Länder zeigt sich, dass Frauen und Männer der untersten Einkommensgruppe im Vergleich zu Frauen und Männern der höchsten Einkommensklasse mit 90 bzw. 50 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit krankhaftes Übergewicht entwickeln.

Menschen, die an mindestens einer mit Übergewicht in Zusammenhang stehenden chronischen Krankheit leiden, haben zudem bei der Jobsuche eine acht Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, im Lauf des Folgejahres eine Anstellung zu finden. Wer schon eine Stelle hat, fehlt mit 3,4 Prozent erhöhter Wahrscheinlichkeit häufiger bei der Arbeit bzw. ist weniger produktiv – so lautet das vernichtende Urteil der Studie.

Österreich unter Top 10

Bereits jetzt entfallen durchschnittlich 8,4 Prozent der Gesundheitsausgaben in den OECD-Ländern auf die Behandlung von Krankheiten, die mit starkem Übergewicht in Zusammenhang stehen. Das entspricht in etwa 282 Milliarden Euro bzw. 189 Euro pro Kopf.

Mehr lesen: So schädlich ist Fast Food für das Gehirn >>

Österreich liegt da weit darüber: Die OECD berechnet den Anteil an den gesamten Behandlungskosten durch Folgen von Fettleibigkeit auf rund 243,3 Euro pro Kopf. Damit liegt Österreich unter den Top 10 der OECD. Angeführt wird das Ranking von den USA und – mit ordentlich Abstand dahinter – Deutschland, Niederlande und Norwegen.

Adipositas verursacht der OECD-Studie zufolge im Schnitt rund 70 Prozent der Diabetes-Behandlungskosten, 23 Prozent der Behandlungskosten für Herzkreislauferkrankungen und 9 Prozent der Krebs-Behandlungskosten.

Kalorien sparen reduziert Folgekosten

Die OECD appelliert an Politik und Wirtschaft, Präventivmaßnahmen zu setzen. Dazu gehören beispielsweise eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln und strengere Regeln für Werbung, die ungesunde Lebensmittel für Kinder anpreist. Jeder Euro, der in präventive Maßnahmen gesteckt werde, zahle sich mit 5,4 Euro an Einsparungen oder wirtschaftlichen Vorteilen wieder aus.

Wenn der Kaloriengehalt von energiereichen Nahrungsmitteln wie Chips und Süßwaren um 20 Prozent reduziert würde, könnten laut OECD über eine Million chronische Erkrankungen jedes Jahr vermieden werden – darunter insbesondere Herzkrankheiten.

Mit Initiativen, die auf die gesamte Bevölkerung zielen, könnte man erreichen, dass in den 36 untersuchten Ländern bis 2050 zwischen 51.000 und 115.000 Menschen weniger an den Folgen von krankhaftem Übergewicht sterben würden. Das entspräche etwa der Verhinderung aller Straßenverkehrstoten in den 28 EU-Ländern bzw. den OECD-Ländern.