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Österreich trauert um eine der letzten NS-Zeitzeugen

Helga Kinsky-Pollak fertigte bewegende Tagebücher aus dem KZ Theresienstadt an. Nun ist sie im Alter von 90 Jahren gestorben.

Leo Stempfl
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Symbolbild: Im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar (Thüringen) starben etwa 56.000 Menschen.
Symbolbild: Im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar (Thüringen) starben etwa 56.000 Menschen.
(Bild: kein Anbieter/picturedesk.com/APA)

Eine der letzten Zeitzeugen des Holocaust in Österreich ist am 14. November gestorben. Helga Kinsky-Pollak wurde 1943, im Alter von zwölf Jahren, in das Konzentrationslager Theresienstadt eingeliefert. In den zwei Jahren bis zur Befreiung fertigte sie detailreiche Tagebücher an, die sogar als Buchvorlage dienten.

Otto Pollak, Helgas Vater, führte das Konzertcafé Palmhof auf der Wiener Mariahilfer Straße. Während die Mutter bereits im März 1938 vor dem NS-Terror nach Großbritannien fliehen konnte, waren bei Ausstellung der Reisebewilligungen von Helga und Otto die Grenzen bereits geschlossen.

Zimmer 28

Im Jänner 1943 kam sie in Theresienstadt an. Ihre Tagebücher sind neben denen von Anne Frank eine der wenigen, die tatsächlich zur Zeit des Geschehens und nicht erst im Nachhinein aufgeschrieben wurden. Statt in das Vernichtungslager Auschwitz überstellt zu werden, musste Helga Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik leisten, was ihr vermutlich das Leben rettete.

Von den 55 Mädchen im Zimmer 28 überlebten das Lager nur 15 von ihnen. Helga heiratete nach Ende des Krieges den Ostpreußen Gerhard Kinsky, ging mit ihm nach Bangkok, Addis Abeba und 1957 zurück nach Österreich. Auf ihren Tagebüchern wurden später mehrere Filme und Emmy-preisgekrönte Dokumentationen gestützt.

2013 wurde Helga Kinsky-Pollak mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz und 2016 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.