Wildtiere

Österreichischer Seeadler fliegt bis nach Weißrussland

Die Flugdaten der Greifvögel dienen der Forschung und dem besserem Schutz der bedrohten Tiere. Die größte Gefahr stellen Abschüsse und Windräder dar.

Christine Scharfetter
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Jungadler Davina sah sich Weißrussland von oben an.
Jungadler Davina sah sich Weißrussland von oben an.
Justine Pickett / papiliophotos.com

Noch nie flog ein in Österreich besenderter Seeadler so weit in den Osten Europas: Davina machte einen Abstecher nach Weißrussland – ein neuer Rekord. "Eine so weite Reise österreichischer Jungadler in den Osten Europas konnten wir bisher noch nie dokumentieren. Das unterstreicht die Wichtigkeit länderübergreifender Schutzmaßnahmen, ohne die es die Tiere nicht mehr in ihre ursprüngliche Heimat zurückschaffen, um selbst für Nachwuchs zu sorgen", erklärt WWF-Seeadlerexperte Christian Pichler.

Davina, Diane, Dante und Darius, zwei weibliche und zwei männliche Jungadler wurden im Frühling von Experten mit Sendern ausgestattet. So sollen sie neue Daten für das Kooperationsprojekt des WWF Österreich und Nationalpark Donau-Auen liefern.

Weiblicher Seeadler besonder abenteuerlustig

Diane verlor ihren Sender noch im Juni. Die drei anderen Greifvögel liefern, seitdem sie im Sommer ihre Horste verlassen haben, laufend Informationen über ihren aktuellen Aufenthaltsort via GPS. Dante zieht bislang in der Region Wien-Bratislava und im Waldviertel seine Kreise. Darius flog bereits bis nach Tschechien. Noch viel weiter wagte sich allerdigns das Weibchen: Davina stellt mit ihrem weiten Streifzug bis nach Weißrussland einen neuen Osteuroparekord aller bisher im Projekt besenderten Seeadler auf.

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    Die Flugrouten der Nationalpark-Seeadler Dante (Rot), Darius (Blau) und Davina (Grün).
    Die Flugrouten der Nationalpark-Seeadler Dante (Rot), Darius (Blau) und Davina (Grün).
    WWF / Google

    Abschüsse, Vergiftungen & Windräder

    Die Besenderung der Jungadler liefert wichtige Erkenntnisse über ihre Flugrouten und Lebensräume nach dem Verlassen der Elternreviere. Dorthin kehren sie meist nach vier bis fünf Jahren zurück, um selbst zu brüten. "Auf Basis der Senderdaten können wir die internationale Zusammenarbeit im Seeadlerschutz laufend optimieren. Todesfälle sind so rasch nachvollziehbar und besser zu verhindern. Denn trotz alljährlicher Bruterfolge stellen illegale Verfolgung durch Abschüsse und Vergiftungen oder Kollisionen mit Windrädern die größten Bedrohungen für die langsam wachsende, streng geschützte Population dar", sagt Pichler.

    Bedrohte Greifvögel

    Der Seeadler gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 230 cm zu den größten Adlern Europas. Nach seiner Ausrottung war er jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Gesamteuropäische Schutzbemühungen führen seit 2001 zu seiner erfolgreichen Rückkehr. Österreich bietet aktuell etwa 35 bis 40 Seeadler-Brutpaaren geeigneten Lebensraum. Im Nationalpark Donau-Auen haben in der Saison 2020 fünf Brutpaare insgesamt sechs Jungvögel großgezogen.