Wintersport

ÖSV-Boss Schröcksnadel: "Lass’ mir den Sputnik geben"

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel kritisiert die Regierung einmal mehr für ihr Vorgehen in der Corona-Pandemie und denkt über eine Impf-Reise nach.

Sebastian Klein
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ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel
ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel
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Bis Sommer ist Peter Schröcksnadel noch ÖSV-Boss, dann gibt er sein Amt ab. Seine letzte Ski-WM, die am Montag startet, will er nicht vor Ort verfolgen. Zu groß ist die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Das kündigte der 79-Jährige im Vorfeld an.

Schröcksnadel will Sputnik

Da er zur Risikogruppe gehöre, wünsche er sich eine Schutzimpfung. Einen Termin habe er aber noch nicht bekommen, verrät der Präsident im "Kurier". Ein Umstand, der ihn ärgert: "Nein, ich habe noch nichts gehört. Vielleicht fliege ich auch nach Russland und lass’ mich dort impfen. Das überlege ich mir wirklich, wenn sie’s bei uns mit dem Impfen nicht hinkriegen. Bevor ich da monatelang auf einen Termin warte, hock’ ich mich in den Flieger und lass’ mir den Sputnik geben. Das können Sie ruhig so schreiben."

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    Sputnik in Österreich?

    Der russische Impfstoff Sputnik V sorgt derzeit für Schlagzeilen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte sich jüngst dafür ausgesprochen, dass die Europäische Arzneimittelagentur EMA die Zulassung des Impfstoffes prüfen solle. In der "Welt am Sonntag" schärft er nach: "Es geht bei den Impfstoffen einzig um Wirksamkeit, Sicherheit und um schnelle Verfügbarkeit, nicht um geopolitische Kämpfe." Kurz würde im Falle einer Zulassung sogar versuchen, Sputnik V in Österreich zu produzieren.

    2020 wurde Russland für seinen Einsatz des Impfstoffes in der breiten Bevölkerung kritisiert, weil dieser bis heute die dritte Erpobungsphase nicht abgeschlossen hat. Das Gamaleja Institut hat kürzlich aufhorchen lassen, dem Vakzin eine Wirksamkeit von 91,4 Prozent bescheinigt (Daten von mehr als 18.000 Probanten).

    ÖSV-Boss kritisiert Regierung hart

    Schröcksnadel scheint das Vertrauen in die österreichische Bundesregierung verloren zu haben. Er kritisiert: "Es ist unvorstellbar, was da im Gesundheitsministerium passiert. Ich ärgere mich wirklich darüber: Seit Sommer weiß man, dass eine Impfung kommen wird. Seit Sommer weiß man auch, dass es im Herbst eine zweite Welle geben wird, wenn es wieder kälter wird und die Leute drinnen zusammenhocken." Die steigenden Zahlen wären also keine Überraschung gewesen. Der Tiroler prangert an: "Aber haben wir im Sommer irgendwann einmal was gehört aus dem Ministerium? Hatten die irgendeinen Masterplan? Das kann ja wirklich nicht sein."

    Der Sport-Funktionär knöpft sich auch den Impfplan vor: "Jetzt haben wir einen Impfstoff – ob man den jetzt gut eingekauft hat, sei einmal dahingestellt – und dann schaffen wir es nicht einmal, ihn richtig zu verteilen. Dabei haben wir eh nur so wenig da. Und nicht einmal das kriegen wir hin. Der wird falsch gelagert, der verdirbt, der muss weggeschmissen werden. So etwas darf doch nicht passieren. Wenn du das in der Privatwirtschaft machst, bist du schon lange in Konkurs. Das ist erbärmlich und ist nicht okay. Vor allem wird das auch auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen. Und dann wundern wir uns, wenn die Menschen demonstrieren gehen."

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      Schröcksnadel wollte Vorreihung von Sportlern

      Der 79-Jährige hatte sich schon vor dem Jahreswechsel offensiv in die Impf-Debatte eingemischt, öffentlich gefordert, dass seine Sportler vorgereiht werden sollten. Sie seien durch die Reisetätigkeiten schließlich besonders exponiert. Und: Sie würden als Testimonials wohl die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigern. Zahlreiche Coronafälle in den diversen ÖSV-Teams geben Schröcknadel im ersten Punkt recht. Einige Athleten hatten mit Covid-19 und seinen Folgen zu kämpfen. Das stimmt wohl auch den scheidenden Boss nachdenklich.

      Im November hatte Schröcksnadel im ORF noch relativiert: "Ich habe Riesenrespekt vor dieser Krankheit, möchte sie bei Gott nicht bekommen. Es gibt aber andere Krankheiten, an denen man auch stirbt und das viel häufiger. Die Pandemie darf ich nicht benützen, um einen Keil in die Gesellschaft zu treiben. Man macht es aber automatisch dadurch, dass man den Menschen Angst macht. Dadurch entsteht dieser Keil."

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