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Offener Verführer in strahlendem Weiss

Ein Ferrari war in den 80er-Jahren meist rot. Eine Ausnahme bildete der Ferrari 328 GTS, der sein Weiss dank Katalysator-Abgasreinigung zu Recht trug.

Heute Redaktion
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Ein Ferrari war in den 80er-Jahren meist rot. Eine Ausnahme bildete der Ferrari 328 GTS, der sein Weiß dank Katalysator-Abgasreinigung zu Recht trug.
Gut 14 Jahre überdauerte die Form, die 1975 in Paris mit dem 308 GTB dem Publikum erstmals gezeigt wurde. Die ersten zehn Jahre wurde kaum etwas am Design geändert, wenn man von der Einführung der Targa-Variante 308 GTS absieht. Doch zur IAA 1985 konnte ein sichtlich verjüngter Ferrari 328 GTB/GTS präsentiert werden.

Von außen war der Neue an geänderten Stoßfängern in Wagenfarbe vorne und hinten zu erkennen. Wer den Vorgänger kannte, dem fielen die rot gezeichneten Instrumente und die neumodischen Schalter auf der Mittelkonsole auf.

Unter der hinten angeordneten Motorhaube tat sich fast mehr als äußerlich. Der Hubraum des V8-Vierventilers umfasste nun 3185 cm³. Dank erhöhter Verdichtung und anderer Verbesserungsmaßnahmen leistete er nun 270 PS.

Begeisterte Presse

Die Testfahrer zeigten sich ob der Änderungen meist erfreut. Der Ferrari 328 GTB/GTS war schneller als sein Vorgänger (267 km/h) und beschleunigte dynamischer (0–100 km/h in 5,8 Sekunden). Er war auch etwas leiser geworden im Innern. Er ließ sich auch mit gut 11 Litern pro 100 km fahren, wenn man vorsichtig Gas gab. Auch dies ein Fortschritt.

Ganz günstig war er mit umgerechnet über 60.000 Euro allerdings nicht. Und da waren weder Klimaanlage noch Dachspoiler oder Metallic-Farbe inbegriffen. Doch ein Porsche Turbo kostete auch nicht weniger und war zudem noch nicht einmal schneller.

Verbesserungen und Besonderheiten

Bis Oktober 1988 wurden die Modelle 328 GTB/GTS gebaut, das Coupé kauften sich 1.344 Fans, die offene Variante 6.068. Während der Bauzeit wurden immer wieder Details geändert – etwa der Türöffner außen oder die Griffe im Innern, weil Neulinge bei der ursprünglichen Gestaltung den inneren Türöffner nicht finden konnten.

Unter dem Blech gab es eine erstaunliche Variantenvielfalt. So wurden allein drei verschiedene Versionen des hinteren Heckabschlusses gefertigt, weil sich die Ausführungen für die USA, Europa und die Schweiz (!) unterschieden. So gab es eine Katalysator-Variante für die Helvetier, die 255 PS leistete und unter dem Blech der US-Variante ähnelte.

Wirklich handlich

Beim Fahrversuch ist man überrascht, dass ohne Servo eine derartig leichtgängige und exakte Lenkung möglich war – trotz der 16-Zoll-Räder, die vorne 205/55 VR 16 und hinten 225/50-VR-16-Reifen trugen.

Überhaupt benimmt sich der inzwischen zum Oldtimer gereifte Ferrari außerordentlich gesittet. Wer schon das Vergnügen hatte, im frühen Kunststoff-308-GTB zu fahren oder einen späteren 308 GTS mit Vergasern zu pilotieren, der kann über die gleichmäßige Beschleunigungsleistung des Motors nur staunen.

Selbst akustisch gibt sich die Katalysator-Ausführung sehr zurückhaltend. Fast ist man ein wenig enttäuscht, erfreuten doch gerade die Vergaser-Ausführungen durch aggressive Lautäusserungen und eine gekonnte Kakophonie von Ansaug-, Auspuff- und Mechanik-Geräuschen.

Im Innern vermisst man die schönen Kippschalter der früheren Versionen, und die Verschiebung der Handbremse zur Aussenseite überzeugt genauso wenig wie die Ergonomie der Bedienelemente auf der Mittelkonsole. Aber wen stören solche Dinge, wenn die Dachluke abgenommen ist, die Sonne ins Cockpit scheint, der Wind um den Nacken weht und der Achtzylinder-Sound das Interieur füllt?

Weitere Informationen zum Ferrari 328 GTS und viele Bilder sowie Tonmuster und Verkaufsprospekte von damals finden sich auf .