Wirtschaft

OMV-Boss Ruttensdorfer lobt "Graf" für Verdienste

Heute Redaktion
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Einen Tag vor dem Urteil im Prozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly ist bei der Zeugenbefragung eines Ex-Mitarbeiters eine brisante Aussage gemacht worden, die den Angeklagten belastet. Hingegen brachte die Befragung von OMV-Boss Wolfgang Ruttensdorfer kaum Neues, sondern eher "Geschleime". Am letzten Verhandlungstag ärgerte sich der Richter über den spürbaren Zeugenschwund. Experten glauben, dass "Graf Lobby" nach dem harten Urteil gegen Ex-Minister Ernst Strasser umso mehr zittern muss.

Einen Tag vor dem Urteil im Prozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly ist bei der Zeugenbefragung eines Ex-Mitarbeiters eine brisante Aussage gemacht worden, die den Angeklagten belastet. Hingegen brachte die Befragung von OMV-Boss Wolfgang Ruttensdorfer kaum Neues, sondern eher "Geschleime". Am letzten Verhandlungstag ärgerte sich der Richter über den spürbaren Zeugenschwund. Experten glauben, dass "Graf Lobby" nach dem umso mehr zittern muss.

Als letzter Zeuge wurde OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttensdorfer vorgeladen. Mensdorff war vom heimischen Mineralölkonzern als Berater herangezogen worden, als Rumänien 2004 die staatliche Petrom privatisierte. Dass der OMV die Übernahme des Erdöl- und Erdgaskonzerns glückte - sie hält 51 Prozent der Anteile -, war laut Ruttensdorfer auch auf Mensdorffs Geschick zurückzuführen.

"Mensdorff hat die Verträge gut abgewickelt", lobte der Ex-OMV-Boss den Angeklagten. Da ihm bekannt war, dass der Ehemann der ÖVP-Politikerin Maria Rauch-Kallat "gute Verbindungen in ganz Zentraleuropa, insbesondere in Osteuropa" hatte, engagierte Ruttensdorfer Mensdorff und beauftragte ihn "mit Marktforschung und Feldforschung mit Fokus auf das politische Umfeld", um die Einbindung der Petrom reibungslos bewerkstelligen zu können.

OMV-Honorar floss auf zwei Konten

Mensdorff habe ein Erfolgshonorar "von weniger als einem Promille" der Transaktionssumme bekommen. Dass die Zahlungen der OMV nicht nur über ein Firmen-Konto Mensdorffs abgewickelt wurden, sondern zusätzlich Gelder über die auf den britischen Jungferninseln etablierte Brodmann Business S.A. liefen, wertet Staatsanwalt Michael Radasztics als eindeutigen Beleg dafür, dass Mensdorffs Behauptung, er habe mit Brodmann nichts zu tun und es sei dies nicht seine Gesellschaft, nicht den Tatsachen entspricht.

Mensdorff habe ihm keine Erklärung dafür geboten, weshalb die jeweils 500.000 Euro über zwei Konten laufen sollten, berichtete Ruttensdorfer. Er sei damit "prinzipiell einverstanden gewesen" und diesem Thema daher im weiteren Verlauf "nicht mehr näher getreten".

Weitere Aufreger des vorletzten Prozesstages war der plötzliche Schwund von Zeugen, die teilweise von der Polizei daheim "abgeholt" werden mussten. Mehr dazu auf der nächsten Seite...Zeugenschwund

Elf Zeugen hätten heute im Geldwäsche-Prozess aussagen soll. Vier von ihnen deponierten - teilweise sehr kurzfristig - bei Richter Stefan Apostol, dass sie ihrer Ladung nicht nachkommen könnten. Oliver Ginthör, Mensdorffs Steuerberater, befindet sich in spitalsärztlicher Behandlung. Der Richter wird daher die protokollierte Einvernahme des Steuerberaters aus dem Ermittlungsverfahren verlesen.

Ein Zeuge hatte in einer Polizeieinvernahme gesagt, dass bei einem Medizin-Projekt in Ungarn (kein Gegenstand der Anklage) offen über Schmiergelder geredet worden sei: "Hier war Mensdorff die richtige Adresse", so der Zeige. Heute wollte sich der Ex-Mitarbeiter nicht mehr so genau an die Aussage erinnern. Mensdorff: "Wir haben es ohne Schmiergelder geschafft".

Zeugin einvernahmefähig

Eine Ex-Sekretärin, die 25 Jahre lang bei Alfons Mensdorff-Pouilly gearbeitet hatte, hatte dem Gericht eine Krankenbestätigung gesandt, die Apostol amtsärztlich überprüfen ließ. Der Amtsarzt erklärte sie doch für einvernahmefähig. Die Frau hatte formal als Geschäftsführerin einer seiner Firmen fungiert. Zur Beratertätigkeit in Mensdorffs Firmen bemerkte die Zeugin: "Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns etwas aufgeschrieben worden ist."

Lebensmittelvergiftung - Zwangsvorführung

Der Geschäftspartner wiederum habe "heute am Morgen per Selbstdiagnose festgestellt, dass er eine Lebensmittelvergiftung hat", berichtete der Richter. Er musste von der Polizei vor Gericht gebracht werden. Der Mann bekräftigte die Version des "Grafen", wonach die umstrittenen Millionen-Geldflüsse in Projekte geflossen seien. Der verstorbene Mentor Mensdorffs, Timothy Landon, soll laut dem Zeugen in ein Technologie-Projekt in Dubai 6,5 Mio. Euro investiert haben - das Geld sei "über mehrere Jahre in vielen Tranchen" bar geflossen. Die Zahlungen seien über Mensdorff in dessen Büro erfolgt, er habe sich jedes Mal eine Quittung erstellen lassen, so Andreas Sch. Ein "verhältnismäßig kleiner Teil" sei überwiesen worden. Das Projekt sei später verkauft worden.

Nach den Anschlägen von 2001 habe sich vieles verändert. Davor sei der Kapitalverkehr frei gewesen, dann aber eingeschränkt. Die Tatsache, dass es von den Quittungen für die Geldübergaben zwei Versionen - mit und ohne Adresse - gibt, erklärte der Zeuge damit, dass es eine "Originalversion" und eine "elektronische Version" gegeben habe. Bei dem Geld habe es sich um "privates Geld" Landons gehandelt.

Containerdorf im Irak

Ein weiterer Zeuge sagte aus, dass Investitionen in Höhe von vier Mio. Euro für ein bisher von Mensdorff im Prozess gar nicht erwähntes Containerdorf im Irak geplant gewesen seien. Kontaktperson sei der mittlerweile ebenfalls verstorbene Geschäftsmann Wolfgang H. gewesen. Martin S. legte ein entsprechendes Mail aus dem Jahr 2003 vor, in dem Wolfgang H. bestätigt, dass das Grundstück und die Finanzierung des Projekt gesichert seien. Ob dieses Geld tatsächlich geflossen sei, wusste er aber nicht.

Ein Zeuge aus der Schweiz, der laut Anklage in die Briefkastenfirma Valurex International SA eingebunden war, über die Mensdorff teilweise seine Beratungsleistungen für den britischen Rüstungskonzern BAE Systems abgewickelt haben soll, ließ Apostol wissen, als Schweizer weigere er sich, der Ladung eines ausländischen Gerichts nachzukommen.  Auf Angaben dieses Zeugen muss daher verzichtet werden.

Einfluss durch hartes Strasser-Urteil?

Zum Strasser-Urteil hatte sich auch Mensdorff-Pouillys Anwalt geäußert: "Mir erscheint die Strafe zu hoch", bemerkte Harald Schuster. Strasser habe nach Auffliegen der Affäre "schon alle Ämter und seine Pensionsansprüche verloren. Auch die erlittene Schmach ist abschreckend genug, dass wirklich alle Politiker davon abgeschreckt sind". Für Schuster "hätten zwei Jahre gereicht". (red)