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Opel glänzte einst mit einem echten Sportwagen

Mit dem GT bot Opel ein jugendliches und sportliches Auto, das komplett anders aussah als die Sportwagen der Konkurrenz.

Heute Redaktion
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Im Jahr 1965 bestand das Opel-Vertriebsprogramm aus Fahrzeugen wie dem Kadett, dem Rekord, sowie Kapitän, Admiral und Diplomat – allesamt Limousinen oder verwandte Coupé-Versionen. Einen richtigen Sportwagen gab es bei Opel nicht. Umso sensationeller war deshalb der Prototyp, der auf dem Stand der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt präsentiert wurde: Opel GT, damals noch "Gran Tourisme Coupé (Experimental)" genannt.

Der Sportwagen wies keine Ähnlichkeiten mit irgendeinem anderen Opel-Modell auf, aber er sprach die Sinne und die Emotionen an wie kaum ein anderes der präsentierten Fahrzeuge. Das Publikum zeigte sich begeistert, die Entscheidung für ein Serienmodell fiel postwendend.

Technik aus der Großserie

Für die Technikkomponenten griff man auf den Opel Kadett Rallye zurück und baute sowohl den 1.100 cm3 großen 60-PS-Motor wie auch den 1.900 cm3 großen und 90 PS starken Rekord-S-Motor ein. Auch das Fahrwerk stammte aus dem Regal.

Während auf Kosten bedachte Opel-Entscheider den Motor wie beim Kadett über der Vorderachse einbauen wollten, favorisierte der Schweizer Bob Lutz, bei Opel verantwortlich für den Verkauf, einen nach hinten versetzten Motor. Denn dieser verhieß eine bessere Straßenlage und eine flachere Motorhaube. Schließlich gelang es dem smarten Lutz, den Vorstand von der teureren Variante zu überzeugen. Und zwar mit der Hilfe des bekannten Rennfahrers Hans Hermann, der beide Varianten miteinander auf dem Nürburgring verglich und das Fahrverhalten der Front-Mittelmotor-Variante als klar besser bezeichnete.

1968 wurde dann die Serienversion präsentiert. Gegenüber dem Prototyp zeigten sich die Leuchteinheiten ringsum verändert, und generell hatte der Sportwagen etwas von seinem filigranen Auftritt verloren. Was aber gezeigt wurde, war aufregend genug und erinnerte stark an die Corvette C3, die 1967 vorgestellt worden war. Genauso wie der GT wies sie eine an eine Coca-Cola-Flasche erinnernde Form auf. Wohl nicht nur deshalb wurde der Opel GT auch "Corvette des armen Mannes" genannt.

Auch 60 PS können sportlich sein

50 Jahre alt sind die Opel-GT-Modelle heute, trotzdem kann man den Wagen nicht betagt nennen, zu knackig ist auch heute noch die Form, zu reizvoll sein Interieur. Man findet auch Platz im GT, wenn man etwas größer ist, und auch der Einstieg geht dank der weit eingeschnittenen Türöffnungen problemlos vonstatten.

Nun sitzt man also im 60 PS starken GT und fragt sich, ob sich denn so wenig Pferdestärken überhaupt sportlich anfühlen können. Sie tun es. Der Motor röhrt sportlich, die Sitzposition ist bequem, der Schalthebel liegt gut in der Hand und erlaubt schnelle Gangwechsel mit der knochig wirkenden, aber präzisen Schaltung. Auch die Lenkung überträgt viel Kontakt zur Straße und ist ausreichend direkt.

Richtig schnell ist man natürlich nicht, aber die Fahrleistungen machen einen nicht zum Verkehrshindernis. Man genießt die gute Rundumsicht und den "Powerbuckel" auf der Motorhaube. Alles geht leicht vonstatten, nur für das Ausfahren der Scheinwerfer, die mit einem laut damaligen Kommentatoren "ordinären Päng" einrasten, ist ein gut trainierter Bizeps vonnöten. Die damit verbundene Show entschädigt aber für die Anstrengung. Leider endete das Abenteuer Opel GT bereits 1973 nach 103.463 gebauten Exemplaren. Ohne direkten Nachfolger.

Weitere Informationen, viele Bilder und Verkaufsprospekte zum Opel GT gibt es auf www.zwischengas.com.