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Papst Benedikt XVI. tritt zurück

Heute Redaktion
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Bild: Torsten Silz (dapd)

Benedikt XVI. wird am 28. Februar zurücktreten. Dies kündigte der Heilige Vater am Montag beim Konsistorium für die Seligsprechung von zwei süditalienischen Märtyrer an.

zurücktreten. Dies kündigte der Heilige Vater am Montag beim Konsistorium für die Seligsprechung von zwei süditalienischen Märtyrer an. Er werde ins Kloster gehen, kündigte der Papst an.

„Ich bin zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“ Mit diesen Worten kündigte der Papst am Montag seinen Rücktritt an.

Papst geht ins Frauenklosters

Papst Benedikt XVI. wird sich nach dem Ende seines Pontifikats am 28. Februar nach Castel Gandolfo zurückziehen. Hier werde er auf das Ende der Restaurierungsarbeiten eines ehemaligen Frauenklosters im Vatikan abwarten, wo er künftig leben wird, berichtete der Vatikan-Sprecher, Pater Federico Lombardi, am Montag. Er werde in einen neu restaurierten Flügel des Frauenklosters "Mater Ecclesiae" auf dem Vatikanhügel ziehen, das einen schönen Ausblick auf die vatikanischen Gärten bietet. Das Kloster mit zwölf Zellen erstreckt sich auf vier Etagen. Dort gibt es auch eine Kapelle und eine Bibliothek. Rund um das Kloster befindet sich ein großer Garten, in dem Gemüse, und Obstbäume wachsen. Das Kloster gilt als Oase der Ruhe im Herzen des Vatikans.

Und der Papst werde sich seinen Theologiestudien und dem Gebet widmen. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit werde der Papst sehr wahrscheinlich fortsetzen, berichtete Pater Federico Lombardi, am Montag. "Der Papst hatte öfters gesagt, dass er seine älteren Jahre dem Gebet, den Studien sowie der Meditation widmen wolle", betonte Lombardi.

Der Papst wird sich sehr wahrscheinlich auch verstärkt der Musik widmen können. Der Papst spielt leidenschaftlich Klavier, vor allem Musik von Mozart, Chopin und Schubert, erzählte kürzlich der Privatsekretär von Benedikt XVI., Georg Gänswein.

Zweiter Rücktritt in Geschichte

In der Kirchengeschichte trat ein einziger Papst, Coelestin V., der 1294 gewählt wurde, nach wenigen Monaten aus Gewissensgründen von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger Bonifaz VIII. ließ ihn einsperren. Er starb 1296 in Gefangenschaft.

Schönborn: "Respekt"

Die Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI. sei ein "ganz außergewöhnlicher Schritt", der "höchsten Respekt und Hochachtung verdient". Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Montag gegenüber "Kathpress". betont. Er habe Verständnis für die Entscheidung des Papstes, wiewohl ihn dieser Schritt auch "schmerzlich berührt", so ein sichtlich bewegter und zugleich überraschter Wiener Erzbischof. Die "Bürde des Papstamtes" sei enorm, erläuterte Schönborn. Das Arbeitspensum - bestehend aus öffentlichen Terminen, Schreibtischarbeit, Entscheidungen und Beratungen - verlange dem fast 86-jährigen Papst unglaublich viel ab.

Sorgen um die katholische Kirche brauche sich freilich niemand zu machen, zeigte sich Schönborn überzeugt. Es werde ein Konklave einberufen, das nach bewährten Regeln stattfinden wird. Im Übrigen sei es "Jesus Christus selbst, der die Kirche leitet". Er sei der oberste Hirte der Kirche: "Er hat sie in 2.000 Jahren durch alle Stürme geführt und wird sie auch weiterhin führen."

Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 in Marktl, Oberbayern mit dem bürgerlichen Namen Joseph Aloisius Ratzinger als Sohn eines Gendarmeriemeisters geboren. Vor seinem Pontifikat war er zuletzt Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Er galt als einer der einflussreichsten Kardinäle und in theologischen und kirchenpolitischen Fragen als rechte Hand seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. Im relativ kurzen Konklave am 18. und 19. April 2005, an dem 115 Kardinäle teilnahmen, wurde er nach nur 26 Stunden im vierten Wahlgang zum 265. Papst gewählt.



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Die Rücktritts-Erklärung von Papst Benedikt XVI. im Wortlaut
Liebe Mitbrüder!
Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch, um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen. Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.

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Seine Kindheit verbrachte Benedikt hauptsächlich in Traunstein. Bekannte erzählen, dass er bereits als Kind Kardinal werden wollte.
Nach der Matura im Gymnasium Traunstein, wo er außer im Fach "Turnen" ein Einser-Schüler war, studierte er an der Theologischen Hochschule in Freising und an der Universität München Katholische Theologie und Philosophie. 1951 wurde er zum Priester geweiht. Mit nur 30 Jahren habilitierte er sich und wurde Dogmatik-Professor an der Freisinger Hochschule, später lehrte er in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. 1977 berief ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising, wenig später zum Kardinal. Papst Johannes Paul II. holte Ratzinger nach nur vier Jahren in der bayrischen Metropole zu sich nach Rom. "München ist wichtig", sagte der Papst - aber "die Weltkirche ist wichtiger".
Als Präfekt der Glaubenskongregation pflegte er ein sehr enges und gutes Verhältnis zu Johannes Paul II.: Jeden Freitag besprach er sich mit dem Pontifex maximus, bald wurde er von Vatikan-Insidern als dessen rechte Hand bezeichnet. Seit dem Jahr 2002 bekleidete Ratzinger auch das Amt des Dekans des Kardinalskollegiums - und leitete als solcher das Konklave, das ihn 2005 zum Papst kürte.

APA/red.