Wien

Taxler hilft blinder Frau – und muss Strafe zahlen

Taxifahrer Gerald K. (56) begleitete eine blinde Wienerin vom Stiegenhaus zum Auto. Seine Hilfsbereitschaft bezahlte er mit einem Organmandat.

Christine Ziechert
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Gerald K. (56) brachte eine blinde Wienerin vom Stiegenhaus zum Taxi, kassierte währenddessen eine Parkstrafe.
Gerald K. (56) brachte eine blinde Wienerin vom Stiegenhaus zum Taxi, kassierte währenddessen eine Parkstrafe.
Sabine Hertel

Seit fünf Jahren ist Gerald K. (56) bereits Taxifahrer und immer für seine Fahrgäste da, wenn sie ihn brauchen. Auch Hedwig (54) ist seit fast einem Jahr Stammkundin bei ihm, Gerald K. fährt sie von ihrer Wohnung in der Arndtstraße (Meidling) zum Supermarkt oder zur Post und bringt ihr dann die Einkäufe in die Wohnung oder in den Keller.

Doch diese Hilfsbereitschaft wurde dem 56-Jährigen nun zum Verhängnis: "Am Montagnachmittag habe ich Hedwig wieder abgeholt. Die Tür zum Stiegenhaus war offen, also bin ich hinein und habe sie von dort bis zum Taxi begleitet. Ich war nur ein paar Minuten weg", meint Gerald K. Zeit genug für einen Parksheriff, ein Organmandat in Höhe von 36 Euro auf der Windschutzscheibe zu hinterlassen: "Ich bin losgefahren und habe erst dann die Strafe bemerkt. Vom Parksheriff war natürlich keine Spur mehr zu sehen", ärgert sich der Wiener.

Kein Parkschein, MA 67 blieb unerbittlich

Also rief Gerald K. direkt bei der MA 67 (Parkraumüberwachung) an: "Ich habe erklärt, dass ich die blinde Dame begleitet habe und nur wenige Minuten weg war. Aber der Mitarbeiter blieb unerbittlich und meinte nur, dass ich keinen Parkschein drinnen hatte. Ich verstehe nicht, dass man da nicht ein Auge zudrücken kann. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man anderen helfen soll. Dann machst was und wirst abgestraft", so der Berufsfahrer, der das Mandat bereits bezahlt hat.

Was ihn besonders empört: "Ich habe das Gefühl, dass wir Taxifahrer grundsätzlich das Feindbild der Parkraumüberwachung sind. Unsere Beschwerden, wenn Standplätze mit Fahrzeugen zugeparkt sind, bleiben oft unberücksichtigt oder die Beamten erscheinen so spät, dass die Autos nicht mehr da sind. Wir sollen Fotos machen und Anzeige erstatten, heißt es dann. Ich finde dieser Missstand sollte öffentlich gemacht werden und die zuständigen Politiker und Behörden wachrütteln."