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Unschuldiger spürt nach 35 Jahren wieder Gras unter ...

Heute Redaktion
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Sein Wunsch in der Todeszelle ging doch noch in Erfüllung: Nach 35 Jahren kann Paul Hildwin endlich wieder mit nackten Füßen über eine Wiese gehen.

Zwischendurch glaubte Paul Hildwin nicht mehr daran, doch sein Durchhaltewillen hat sich gelohnt: Als er aus den Toren des Gefängnisses geht, steuert er direkt die nächste Wiese an. Während Jahrzehnten saß er im Gefängnis und sein innigster Wunsch war es, noch einmal Gras unter seinen nackten Füßen zu spüren.

Der 60-Jährige aus Florida wurde nach 35 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. 29 Jahre davon verbrachte er in der Todeszelle.

Fälschliche Fährte

Der Freilassung geht eine unglaubliche Geschichte voraus: Hildwin wurde 1985 in einem Mordfall verdächtigt. Er sagte, als ihm auf der Autobahn das Benzin ausgegangen sei, habe ihn eine Frau mitgenommen. Sie und ihr Freund hätten sich gestritten, und während sie nicht hingesehen hätten, habe er einen Ring und ein Radio aus dem Auto gestohlen.

Als der Streit heftiger geworden sei, hätten sie angehalten und Hildwin an Straßenrand rausgelassen. Vier Tage später wurde die Leiche der Frau im Kofferraum ihres Autos im Wald gefunden. Als das Diebesgut der Frau in seinem Besitz gefunden wurde, geriet er in Verdacht, sie ermordet zu haben.

Erkenntnisse dank neuer DNA-Technologie

Auf einem Beweisstück am Tatort fanden die Ermittler Sperma und Speichel. Im Jahr 2003 wurden damit DNA-Tests durchgeführt, die Hildwin als Quelle ausschlossen. Eine Organisation, die sich für unschuldig verurteilte Personen einsetzt, kämpfte in den folgenden sieben Jahren darum, dass das DNA-Profil in die Datenbank eingegeben wird.

Im Jahr 2010 ordnete der Oberste Gerichtshof von Florida schließlich eine Abgleichung mit der nationalen DNA-Datenbank an. Die DNA von Sperma und Speichel stimmte mit dem Freund des Opfers überein. Dieser ist wegen sexuellen Kindesmissbrauchs im Gefängnis.

Nach 35 Jahren Beton wieder Gras unter den Füßen

Ein neuer Prozess startete, doch aufgrund personeller Veränderungen in Hildwins Anwaltsteam sowie wegen gesundheitlicher Probleme verzögerten sich die Verhandlungen um Jahre. In den dreieinhalb Jahrzehnten hinter Gittern bekämpfte Paul Hildwin vier Krebserkrankungen.

Nun ließ sich Hildwin auf einen Deal ein und kam auf Bewährung frei. Worüber er sich am meisten nach seiner wiedererlangten Freiheit freute: Gras unter seinen Füßen zu spüren.

Das wollte er auch als Erstes nach seiner Freilassung erleben. Im Video sieht man, wie seine Anwältin zu ihm sagt: "Die Dinge, die wir für selbstverständlich halten, nicht wahr?" Hildwin schlendert übers Gras und antwortet: "Es sind die einfachsten Dinge."