Österreich

Plachutta-Kellner zuckerte Erdbeeren: Entlassung

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Rund 50 Gramm Staubzucker kosteten Juraj Tatara (43) vor genau einem Jahr seinen Job als Kellner in einem Wiener Nobelrestaurant. Der Mann klagte. Und bekam nun vom Arbeitsgericht Recht. Doch Plachutta wehrt sich.

Rund 50 Gramm Staubzucker kosteten Juraj Tatara (43) vor genau einem Jahr seinen Job als Kellner in einem Wiener Nobelrestaurant. Der Mann klagte. Und bekam nun vom Arbeitsgericht Recht. Doch Plachutta wehrt sich.

Zur Vorgeschichte: Neun Monate lang servierte Tatara in Mario Plachuttas Lokal in der Walfischgasse. Am 26. April des Vorjahres kaufte er sich am Weg zur Arbeit Erdbeeren für die Mittagspause. Sein verhängnisvoller Fehler: Er streute sich etwa 50 Gramm Staubzucker aus der Betriebsküche über die Früchte. Wert: keine 10 Cent.

Plachutta, der die Szene bei einem Kontrollgang durch die Küche beobachtete, sprach umgehend die "Fristlose" aus. "Er schrie mich an, ich hätte den Staubzucker gestohlen und soll sofort meine Schürze abgeben", schildert Tatara gegenüber "Heute".

Kein Verstoß gegen Treuepflicht

Der Kellner wandte sich an die Arbeiterkammer, die gegen die Kündigung Berufung einlegte. Und gewann. Begründung: Es lag kein Diebstahl vor, weil der Bereicherungsvorsatz fehlte. Zudem sei die Verwendung des Zuckers ohne Zustimmung des Dienstgebers kein so gravierender Verstoß gegen die Treuepflicht, als dass nicht die Einhaltung der Kündigungsfrist zumutbar gewesen wäre.

Plachutta muss dem Kellner nun Kündigungsentschädigung zahlen. laut dem "Rindfleisch-König" gehe es nicht um den Warenwert, sondern um die "Vorgangsweise". Tatara sei "ohne zu fragen ins Warenlager gegangen", habe einen halben Kilo Zucker auf einen Teller geleert. AK-Präsident Rudi Kaske persönlich forderte vom Gastronom mehr Respekt vor den Beschäftigten. Denn der "Zucker"-Eklat ist nicht der erste Plachutta-Fall, in dem die AK aktiv werden musste.

Lesen Sie weiter: die schriftliche Stellungnahme von Mario Plachutta

SO ABER AUCH NICHT!!!  Sehr geehrte Damen und Herren.

Wir möchten festhalten, dass es bei diesem angesprochenen Fall keineswegs um den Warenwert geht sondern um die Vorgangsweise und das Agieren des Betroffenen.

In all unseren Betrieben wird zweimal täglich für unsere Mitarbeiter unentgeltlich!!!!! gekocht. Der Mitarbeiter ist ohne zu fragen in unser Warenlager gegangen und hat dort ein halbes kg Staubzucker entnommen.

Er hat den Inhalt der Packung auf einen Teller geleert (500g entsprechen dem Monatsverbrauch eines 4 köpfigen Haushaltes !!!! ) und danach mitgebrachte Erdbeeren verzehrt.

Hier geht es in keinster Weise um den  Warenwert des Staubzuckers, sondern lediglich um die Tatsache, dass Waren ohne vorher mit der zuständigen Person zu sprechen (Restaurantleiter) aus Lagern entnommen werden. Wir können und wollen es als verantwortungsvolles Unternehmen nicht unterstützen, dass Lebensmittel auf diese Art und Weise verschwendet werden, wo viele Menschen sich in diesem Land, ganz geschweige in anderen Regionen der Welt, sich selbst Grundnahrungsmittel kaum leisten können.

Weiters möchten wir festhalten, dass es sich bei dem betreffendem Mitarbeiter, um einen slowakischen Staatsbürger handelt, der lediglich zu Arbeitszwecken temporär nach Österreich kommt, und seinen Lebensmittelpunkt und Hauptwohnsitz in der Slowakei unterhält. Es verwundert uns,  dass  gerade diese Interessensvertretung, die dieses System so anprangert, jene Leute und deren massives Fehlverhalten unterstützt.

Wir sind ein österreichisches Traditionsunternehmen von internationalem Ansehen und investieren und expandieren laufend in den Wirtschaftsstandort Wien.

Mit freundlichen Grüßen

Mario Plachutta