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Pro Federer! Becker übt Kritik an Wimbledon-Fans

Die Tennis-Fans buhten Wimbledon-Sieger Novak Djokovic im Finale aus. Ikone Boris Becker fordert jetzt mehr Respekt ein.

Heute Redaktion
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Dieses Wimbledon-Finale geht in die Geschichte ein. Als längstes aller Zeiten: Nach 4:57 Stunden hatte Novak Djokovic in einem Thriller Roger Federer 7:6, 1:6, 7:6, 4:6, 13:12 besiegt.

Federer hätte sich mit 37 Jahren und 340 Tagen zum ältesten Grand-Slam-Sieger der Profi-Ära krönen können. Mit dem neunten Titel in Wimbledon hätte er zudem den Einzel-Rekord von Martina Navratilova eingestellt.

Leiden der 15.000 Fans

Daraus wurde nichts, weil er bei 8:7 im fünften Satz zwei Matchbälle bei eigenem Aufschlag vergab – den ersten sogar leichtfertig. 15.000 Fans am Center Court litten mit Federer.

Sie hielten während der gesamten Partie zum Schweizer Publikumsliebling. Mehrmals wurden sogar Fehler von Djokovic bejubelt – eigentlich ein absolutes No-Go im Tennis. Als der Serbe kurz vor Schluss mit dem Schiedsrichter eine Entscheidung diskutiert, gab es sogar Pfiffe.

Die Ruhe des Novak Djokovic

Djokovic blieb immer ruhig. Später verriet er, dass er sich genau auf diese Situation vorbereitet hatte. "Ich hatte mir vorgenommen, dass ich auf dem Platz ruhig bleiben würde, denn ich hatte gewusst, wie die Atmosphäre sein würde."

Er habe vor der Partie visualisiert, wie er mit dieser Situation umgehen werde und dabei auch einen einfachen, aber wirkungsvollen Trick benutzt. "Wenn die Leute Roger sangen, hörte ich Novak. Das klingt zwar dämlich, aber so war das. Ich versuchte mich zu überzeugen, dass es so war."

"Der Größe von Djokovic bewusst werden"

Becker kritisiert die Wimbledon-Fans für ihr Verhalten. Als Co-Kommentator des TV-Senders BBC meinte er: "Einen viermaligen Champion musst du ein kleines bisschen mehr respektieren. Die Leute müssen sich jetzt mal der Größe von Novak Djokovic bewusst werden."

Becker sah bei seinem Ex-Schützling eine Trotz-Reaktion, die ihm half, das Match noch zu gewinnen. "Das stachelte ihn an, im fünften Satz zu kämpfen. Er wurde ein bisschen wütend und warf den Leuten in der Menge einige böse Blicke zu. Aber so arbeitet er, so tickt er. Da kommt ein Punkt, an dem du frustriert bist, aber ich glaube, dass er damit gut umgegangen ist und mental gut darauf vorbereitet war".

Darum wird Djokovic nicht geliebt

Becker nennt auch die Gründe, warum Djokovic die Herzen nicht so zufliegen wie Federer oder Rafael Nadal. "Novak kam zu einer Party, die die Roger-und-Rafa-Party war, und er wurde zum Party-Puper!"

Der Serbe gilt vielen Tennis-Anhängern als zu verbissen und zu wenig authentisch. Seinen Spielstil, der auf Konstanz und Konterspiel basiert, finden die meisten weniger spektakulär als den von Nadal und weniger elegant als den von Federer.

Becker versteht die Liebe, die Federer erfährt. "Federer ist der Größte aller Zeiten hier, und er hat das Recht, diese Liebe zu erhalten." Nachsatz: "Ich hoffe, nächstes Jahr, wenn sie wieder gegeneinander spielen sollten, wird es ausgeglichener." (mh)