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Prozess: Blitzlichtgewitter über Kuljic und Taboga

Heute Redaktion
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Am Freitag hat am Grazer Straflandesgericht der Prozess rund um den bisher größten österreichischen Wettskandal begonnen. Die zehn Angeklagten mussten ein heftiges Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen lassen. Es geht bei der Verhandlung um 18 Bundesligaspiele, die tatsächlich oder versuchsweise manipuliert worden sind. Erste kuriose Wortspenden sind bereits gefallen.

Am Freitag hat am Grazer Straflandesgericht der Prozess rund um den bisher größten begonnen. Die zehn Angeklagten mussten ein heftiges Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen lassen. Es geht bei der Verhandlung um 18 Bundesligaspiele, die tatsächlich oder versuchsweise manipuliert worden sind. Erste kuriose Wortspenden sind bereits gefallen.

Pünktlich um 9.00 Uhr früh waren jene Angeklagten im Saal, die nicht in Haft sind. Die Fotografen scharten sich zunächst vor allem um die Profi-Spieler Dominique Taboga und Thomas Zündel. Als Sanel Kuljic später mit den restlichen Beschuldigten vorgeführt wurde, war er im Mittelpunkt des Interesses, was er gelassen hinnahm.

Dann begann Richterin Elisabeth Juschitz mit der Überprüfung der Personalien, was nach knapp zwei Stunden immer noch nicht abgeschlossen war. Gleich beim ersten Beschuldigten, einem gebürtigen Tschetschenen, kam es zu Missverständnissen. "Verheiratet?", fragte die Richterin routinemäßig. "Nicht offiziell", antwortete der Befragte. "Ich hätte nicht gedacht, dass das jetzt schon losgeht, dass ich nichts verstehe", seufzte die Richterin. Es klärte sich auf, die Heirat wurde nur bei einer Religionsgemeinschaft geschlossen.

100.000 Franken für Kuljic-Unterschrift

Spannend wurde es dann bei Sanel Kuljic, als dessen gesamter Werdegang als Spieler mit höchst unterschiedlichen Gagen besprochen wurde. Als er seinerzeit in die Schweiz wechselte, bekam er nur für die Unterschrift 100.000 Franken, zusätzlich zu den monatlichen Zahlungen. "Ihre Unterschrift ist 100.000 Franken wert?", fragte Richterin Juschitz nach. "Jetzt nicht mehr", relativierte Kuljic trocken.

Dominique Taboga, dessen Geständnis die ganze Sache überhaupt erst aufgebracht hatte, gab an, er sei arbeitslos und mache derzeit einen Lehrgang zum Sportjournalisten. Ein Privatkonkurs läuft derzeit auch gegen ihn. Ein weiterer Spieler, Thomas Zündel, ist ebenfalls arbeitslos und arbeitet ab und zu als Kellner.

Kuljic-Anwalt sieht Ablenkungsmanöver

Nach der Staatsanwältin waren die zehn Verteidiger mit ihren Eröffnungsvorträgen an der Reihe. Der Verteidiger von Taboga betonte, dass sich die Anklage "fast durchgehend" auf die Angaben seine Mandanten stütze. Der Ex-Bundesliga-Spieler werde sich weiterhin schuldig bekennen, so der Anwalt.

Die meisten Verteidiger fassten sich kurz und beschränkten sich darauf zu betonen, dass ihr Mandant nur am Rande an den Vorfällen beteiligt war. Ganz anders die Ausführungen des Verteidigers von Kuljic, der die Theorie aufstellte, sein Mandant sei in den meisten Fällen nur zur Ablenkung von Taboga beschuldigt worden. Tatsächlich schuldig fühle sich Kuljic nur in drei Fällen, als er für den SV Kapfenberg spielte.

Im Übrigen, so der Anwalt, seien zehn von 18 Spielen aus Sicht der Manipulatoren schief gegangen.

Der Prozess wird am Montag ab 9.00 Uhr fortgesetzt.