Österreich

Psychologin: "Hört auf, Diäten zu machen!"

In ihrem Buch "Food Feelings" erklärt die Klinische Psychologin Cornelia Fiechtl, warum wir unsere Gefühle essen und wie wir damit aufhören können.

Sandra Kartik
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Cornelia Fiechtl weiß: "Manchmal fühlen wir uns Schokolade."
Cornelia Fiechtl weiß: "Manchmal fühlen wir uns Schokolade."
Alexander Müller, K & S

Nach zwei Jahren Pandemie mit häufigem Homeoffice und zu wenig Bewegung sitzt bei vielen Österreichern die Hose nun spürbar enger. Doch wer sich in seinem Körper wohlfühlen will, sollte sein Einstellung zum Essen ändern. "Abnehmen sollte nicht das wichtigste Ziel sein. Wir sollten lieber unsere Gesundheit mit unserer inneren Einstellung fördern", sagt Cornelia Fiechtl im "Heute"-Gespräch. In ihrem Erstlingswerk "Food Feelings" gibt die klinische Psychologin Einblicke in unser Essverhalten und zeigt, wie stark es an Gefühle geknüpft ist.

Die Wienerin unterscheidet zwischen verschiedenen Typen von Essverhalten: "Heißhunger ist vorhanden, wenn dem Körper Nährstoffe fehlen." Das passiert z.B., wenn wir keine Pause machen, von Termin zu Termin hetzen oder auch Dinner Cancelling betreiben. "Sobald wir uns entspannen, denkt der Körper: Aber jetzt! Und Heißhunger entsteht. Das ist ein physischer Mechanismus." Dem kann man entgegen wirken, in dem man lernt, regelmäßiger zu essen.

Manchmal fühlen wir uns Schokolade

Kniffliger wird es bei Essdrang. Der wird oft durch ständiges Diäthalten ausgelöst. Wer sich Essen verbietet, um Kalorien zu sparen, wertet diese Lebensmittel sogar noch auf. "So werden etwa Kekse oder Schokolade mental auf ein Podest gestellt und das Verlangen danach steigt." In einer schwachen Minute kommt es dann zur Enthemmung und die Betroffenen essen unkontrolliert.

"Essdrang hat sehr viel mit Emotionen zu tun. Essen wird dann zu einem Bewältigungsmechanismus, wenn wir belastet und gestresst sind oder zur Belohnung nach einem anstrengenden Tag. Wir fühlen uns dann Schokolade", beschreibt Fiechtl das Hingreifen zum Süßen, um uns vermeintlich zu beruhigen.

Wohlfühlen ohne Diät

Die Spezialistin für emotionales Essen hilft ihren Klienten, natürliches, intuitives Essen zu lernen. "Es geht darum, Freude an nährstoffreicher Ernährung zu entwickeln, anstatt sich zu sagen, das darf ich nicht essen. Ohne den ständigen Fokus aufs Gewicht, ändert sich auch die Einstellung zum eigenen Körper." Die Autorin ist deshalb auch gegen Verbote. "Wer sich vorsagt, mein Körper braucht nicht viel von allen Dingen, sondern ein bisschen von allem, kann ohne schlechtem Gewissen alle Lebensmittel genießen."

Um Kilos zu verlieren, soll man die Waage lieber aus dem Bad verbannen. "80 Prozent der Menschen, die abnehmen wollen, scheitern. Stattdessen nehmen sie über die Jahre hinweg sogar zu", serviert die Ernährungsspezialistin schwere Kost. Man sollte sich lieber fragen, warum will ich abnehmen? "Medien, Filme und Werbung zeigen uns vor allem einen Typus des weiblichen Körpers, der so in unserer Gesellschaft nicht existiert. Das sind Frauen mit Kleidergröße 32 bis 34, aber die Durchschnittsfrau hat Größe 42 bis 44", weiß Fiechtl. Diese "verzerrte Wahrnehmung beeinflusst uns und ist der Grund, warum wir abnehmen möchten. Hört auf, Diäten zu machen!"

Umdenken, statt abnehmen

Wer isst, um mit Stress und Belastungen umzugehen, braucht deshalb neues Werkzeug, um sich zu entlasten. "Das sind häufig Personen, die ein hohes Leistungsdenken haben oder sich mehr Tätigkeiten aufladen, als sie bewältigen können." Working Mums seien vielfach Stressesserinnen. "Bei Doppelbelastungen haben Menschen oft keine Zeit für Selbstfürsorge oder für einen Ausgleich." Fiechtl empfiehlt: Kleine Zeit-Slots am Tag für sich selbst einplanen, Pflichten abgeben und Aufgaben teilen. Frauen tendieren dazu, dem Partner mehr Freizeit einzuräumen, als sich selber, so die Psychologin. Lieber sollten sie sich sagen: "Ich darf das!"

Beim Sport gilt dasselbe, wie beim Abnehmen. "Wir suchen häufig Bewegungsarten nach dem aus, wieviel Kalorien wir verbrennen. Dabei sollten wir lieber Freude an der Bewegung haben, anstatt uns zu sagen, ich muss jetzt laufen gehen."

Unser Ansatz war bisher: Wenn ich schlank bin, bin ich gesund. "Man sieht aber in Studien, je mehr Diäten man macht, desto mehr Essanfälle hat man und nimmt zu", warnt Fiechtl. "Wir verknüpfen Schlanksein mit einem fröhlichen Lifestyle, der mehr Freunde und ein glückliches Leben bescheren soll. Abnehmen wird das aber nicht bringen", weiß sie. Das Ziel sollte nicht sein, weniger zu wiegen, sondern "ein befreites, leichtes Essverhalten und mit meinem Körper Frieden zu schließen." 

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