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Waffenruhe in Syrien: Putin und Erdogan einig

Heute Redaktion
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Halten sich nicht an die Corona-Hygienevorschriften: Putin und Erdogan beim Händeschütteln
Halten sich nicht an die Corona-Hygienevorschriften: Putin und Erdogan beim Händeschütteln
Bild: picturedesk.com/APA

Russlands Präsident Putin hat seinem türkischen Kollegen Erdogan versichert, dass es zu keinen weiteren Angriffen auf türkische Soldaten in Syrien kommen soll.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich nach eigenen Angaben mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin auf eine Waffenruhe in der syrischen Rebellen-Provinz Idlib verständigt.

Russisch-türkische Beziehung am Höhepunkt

Die Feuerpause werde ab Mitternacht gelten, sagte Erdogan am Donnerstagabend. Die Türkei und Russland würden sich dafür einsetzen, dass die Waffenruhe auch halte und dass Hilfsgüter an Syrer in Not gelangen könnten. Die Türkei behalte sich das Recht vor, gegen Angriffe syrischer Regierungstruppen zurückzuschlagen.

Erdogan sprach in Moskau davon, dass die russisch-türkischen Beziehungen sich derzeit auf einem Höhepunkt befänden und sich weiter verbessern sollten. Beide Präsidenten wollen versuchen, eine Eskalation in der Region Idlib zu verhindern.

Türkei hält weiter EU-Grenzen offen

Wegen der Kämpfe sind rund eine Million Syrer auf der Flucht nach Norden in Richtung türkischer Grenze. Die Türkei hat allerdings bereits etwa 3,6 Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland aufgenommen. Noch mehr schafft sie nach eigenen Angaben nicht. Sie hat deshalb die Grenzen zur EU geöffnet.

An der Grenze zu Griechenland warten vielerorts Flüchtlinge und Migranten, allein in Pazarkule sind es Tausende. Syrer sind hier, aber auch Pakistaner, Afghanen, Somalier, Kenianer, Iraner, Iraker, Bangladescher und Nigerianer.

"Hat Erdogan seine Meinung geändert?"

Ein 33-jähriger Jordanier, der seinen Namen nicht nennen will, berichtet, er wolle sich in Europa als Syrer ausgeben, um als Flüchtling bleiben zu können. Das Leben in Jordanien und der gesamten arabischen Welt sei unfrei und für ihn inzwischen unerträglich, sagt er - auch wegen der vielen syrischen Flüchtlinge dort.

Eine Stunde Autofahrt weiter, nahe dem Grenzübergang Ipsala, fragt ein Jugendlicher aus Pakistan, der kein Handy hat, ratlos, wann die Grenze endlich geöffnet werde. Ob Präsident Erdogan etwa seine Meinung geändert habe? Dass die Türken einseitig gehandelt haben und die EU nie eine Öffnung ihrer Grenzen angekündigt hat, weiß er nicht.

600 Euro für Taxifahrt an EU-Grenze

Eine syrische Familie mit fünf Kindern, während des langen Bürgerkriegs mehrfach vertrieben, lagert in einem trostlosen Wald in der türkischen Grenzprovinz Edirne. Nur ein Fluss trennt sie von Griechenland, und damit ihrer ersehnten Zuflucht: Europa.

Fast 600 Euro haben die 30-jährige Hana al-Hurdan und ihr Ehemann Hussam dem Taxifahrer bezahlt, der sie aus Istanbul hierher brachte. Doch die versprochene offene Grenze war nur ein Gerücht.

Jetzt ist das Geld fast alle. «Wenn uns hier keiner rausholt, laufen wir eben den ganzen Weg nach Europa», sagt der 38-Jährige trotzig. Auf dem roten Warnschild hinter ihm ist ein bewaffneter Grenzsoldat zu sehen, darunter der Hinweis «Verbotszone».

Anderswo in Edirne nutzen die Menschen jede Möglichkeit, Obdach zu finden. Familien mit Kindern nächtigen in einer leeren Markthalle, andere schlafen erschöpft, nur in Decken gehüllt, auf einem Bürgersteig.