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Rakete im Kleinwagenformat

Heute Redaktion
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Kleine Autos mit großem, starkem Motor gibts nicht erst seit Golf R, Audi RS1 und Co. Der Mini Cooper S war ihnen um fast ein halbes Jahrhundert voraus.

Die Entstehungsgeschichte des Mini ist legendär. Alec Issigonis skizzierte in den frühen 50er-Jahren einen Kleinwagen mit viel Platz im Innern und einem quer eingebauten Frontmotor, der die Vorderräder antrieb. 1959 dann wurden der Austin Seven 850 und der Morris 850 präsentiert, bald bürgerte sich die Bezeichnung "Mini" ein.

Ein schnelles Auto war der nur 3,05 Meter lange und 1,39 Meter breite Austin/Morris damals nicht, auch wenn die 34,5 PS, die der 848 cm3 große Motor bereitstellte, es nur mit rund 570 kg zu tun hatten.

Sportliches Potenzial

Es war der Rennwagenbauer John Cooper, der Alec Issigonis davon überzeugte, eine sportlichere Variante zu entwickeln. 1961 erschien der Austin/Morris Cooper und statt 848 cm3 waren nun 997 cm3 Hubraum vorhanden, was die Leistung auf 56 DIN-PS hochschraubte. 140 km/h waren damit möglich und für die Verzögerung wurden die vorderen Räder nun mit Scheibenbremsen ausgerüstet. Doch damit war noch lange nicht genug.

S wie Sport

Als Issigonis und Cooper sahen, wie der Mini Cooper im Rennsport Erfolge feierte (allein 163 Siege im Jahr 1962), entwickelten sie Ideen für einen noch stärkeren Mini. Aus dem bisherigen Langhuber des Cooper wurde ein Kurzhuber mit 1.071 cm3, der 70 PS leistete und gefahrlos bis 7.200 Umdrehungen drehen konnte.

1964 gewann der Mini Cooper S die Monte Carlo Rallye, spätestens jetzt zweifelte niemand mehr am sportlichen Potenzial des Kleinwagens. Doch die Entwicklung war noch nicht fertig. Am Genfer Autosalon debütierte der Austin Cooper S 1275. 76 PS zerrten nun an der Vorderachse der "kleinen Rakete".

Der dynamische Mini wurde zum Auto, das es auf der Rundstrecke, auf dem Rallye-Pfad oder am Berg bis 1.300 cm3 zu schlagen galt. 27.000 Cooper S wurden in über zehn Jahren für die Nutzung auf der Straße verkauft, ein kommerzieller Erfolg.

Wie von einem anderen Stern

Wer sich heute in einen Morris Cooper S aus dem Jahr 1967 setzt, der taucht in eine andere Autoepoche ein. Unglaublich filigran wirkt das ganze Auto, man spürt den Drang, das Gewicht auf tiefstem Niveau zu halten, bei jedem Detail. Schiebefenster, dünne Türen, knapp gepolsterte Sessel, minimale Ausstattung, all das gehört dazu. Drehzahlmesser? Fehlanzeige. Ein Tacho im zentralen Instrumententräger zusammen mit einem Wasserthermometer, einem Öldruckmesser und einer Tankanzeige untergebracht, müssen reichen. Den Rest hat man schließlich im Ohr.

Innen ist der Mini überraschend geräumig. Die großen Fensterflächen helfen dabei, ein gutes Raumgefühl zu entwickeln. Natürlich steht das Lenkrad vergleichsweise flach und die Knie müssen angewinkelt werden, um die Pedale sicher treten zu können, aber unbequem ist das nicht. Allein das Sicherheitsgefühl bleibt ein wenig auf der Strecke, vor allem dann, wenn man hinter oder neben einem Lastwagen fährt.

Gokart-Fahrgefühl

Der 1,3-Liter hat mit dem leichten Wagen wenig Arbeit, bis Landstraßentempo geht es dynamisch vorwärts, auch wenn die Schaltung nicht mit dem letzten Quäntchen Präzision brillieren kann. Natürlich kann der Winzling mit modernen Drehmomentriesen auf der Autobahn nicht mithalten, aber dafür wurde der Mini auch nicht gebaut.

Richtig in sein Element kommt der Cooper S sowieso erst, wenn die erste Kurve naht. Denn dann ist es wieder da, dieses Gokart-Fahrgefühl. Einlenken und schon geht es auf die nächste Gerade.

Weitere Informationen, viele Bilder, ein Tonmuster und Verkaufsprospekte zum Mini Cooper S gibt es auf Zwischengas.com.