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Rapid-Pfarrer: "Spieler rufen mich täglich an"

Heute Redaktion
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Christoph Pelczar war im Februar mit Ex-Rapidler Alex Sobczyk beim Papst.
Christoph Pelczar war im Februar mit Ex-Rapidler Alex Sobczyk beim Papst.
Bild: Screenshot, GEPA-pictures.com

Kurzarbeit kommt für Christoph Pelczar nicht in Frage. Der Pfarrer hat alle betenden Hände voll zu tun – als Rapid-Seelsorger und Gründer einer Internet-Challenge. Von der erzählte er kurz vor der Corona-Krise sogar dem Papst.

Fans bezeichnen Rapid als Religion. Mit Steffen Hofmann gab es sogar einen "Fußballgott". Da ist es nur konsequent, einen eigenen Pfarrer im Klub zu haben. Und genau der ist in der Corona-Krise besonders gefragt – nämlich als Seelsorger. "Ich telefoniere mit vielen Spielern fast täglich", erzählt Christoph Pelczar "Heute". "Auch der Kontakt via Social Media ist derzeit sehr ausgeprägt. So erreicht man im Endeffekt alle Menschen weltweit."

Der grün-weiße Geistliche rief zudem die "Hoffnungs-Challenge" ins Leben. "Ich dachte mir, ich mache etwas, das den Menschen Trost spendet. Das ist wichtig in einer Zeit, in der viele mit Sorgen, Panik-Attacken und Unsicherheiten herumzusitzen. Überraschen wir uns doch gegenseitig auf eine besondere Art und Weise."

Pelczar ließ Bälle anfertigen, die weise Gedanken von Personen wie Jürgen Klopp, Kardinal Schönborn, Richard Strebinger und David Alaba abbilden. Diese verschickt er an Spieler und Betreuer, die per Instagram-Video antworten. "Sie haben eine Vorbild-Funktion. Sie sind diejenigen, die jedes Wochenende bewundert werden. Auch jetzt können sie den Menschen ein lachendes, vertrautes Gesicht zeigen. Aber auch eine Botschaft vermitteln. Es gibt schon viele positive Rückmeldungen", sagt der Pfarrer (eine Auswahl findet Ihr am Ende des Artikels).

Auch der Papst bekam einen Ball

Sogar dem Papst hat er vor wenigen Wochen einen "Hoffnungs-Ball" in den Vatikan mitgebracht. "Das war seine bislang letzte Audienz. Glück im Glück muss man sagen", berichtet Pelczar, der die Pandemie-Zeit im Pfarrhaus in Weikendorf verbringt. "Es war ein super Gespräch mit ihm, er hat sich lange Zeit genommen. Mein Freund Alex Sobczyk, der bei Rapid gespielt hat, war mit. Er hat den Papst gefragt, welches Rezept er für junge Spieler hat. Der Papst hat sicher 30 Sekunden überlegt, ist in sich gegangen. Dann hat er uns angesehen, hat sich ans Herz geklopft und gesagt: Das Herz ist deine Heimat. Das ist das Rezept für ein glückliches Leben. Auch für die Karriere. Spiele und trainiere mit dem Herzen. Wenn Probleme auftauchen, löse sie mit dem Herzen. Da haben wir Gänsehaut bekommen, denn es war sehr authentisch."

"Menschen versuchen, krampfhaft wie Gott zu sein"

Eine Frage, die Pelczar heute selbst von einigen Personen gestellt bekommt ist folgende: Warum tut uns Gott diese Krise an? Die Antwort des 45-Jährigen: "Ich glaube nicht, dass er es ist, der uns das antut. Was aktuell passiert, ist unter Anführungszeichen ein Produkt unserer Entscheidungen, des falsch verstandenen freien Willens. Ich hatte vor Kurzem einen sehr tollen Austausch mit Österreichs U21-Trainer Werner Gregoritsch. Er vergleicht diese Zeit mit der Heuschreckenplage. Menschen versuchen, krampfhaft wie Gott zu sein und vergessen auf das Wesentliche im Leben. Das rächt sich irgendwann. Ich denke, Gott ist jetzt noch näher da. Es ist eine Probezeit für uns, damit sich alles neu positionieren und sortieren kann. Für mich ist es eine enorm große Chance, mit viel mehr Energie und Liebe aus der Zeit herauszukommen. Wir haben so viel Verstecktes und Verdecktes in uns drinnen, was wir im Alltag normal nicht sehen. Jetzt ist die Zeit der Besinnung."