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Rassismus u.v.m.: Unfassbare Missstände der Modelbra...

Heute Redaktion
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Jährlich veranstaltet das Branchenmagazin "Business of Fashion" die Konferenz "Voices", im Rahmen derer Designer, Journalisten und Brancheninsider über den Status Quo der Modewelt diskutieren. Heuer sorgte allen voran Casting-Direktor James Scully mit seiner kritischen Rede für Aufsehen - denn der Brancheninsider sprach über die unfassbaren Missstände, die in der Modelszene herrschen, ohne sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Jährlich veranstaltet das Branchenmagazin "Business of Fashion" die Konferenz "Voices", im Rahmen derer Designer, Journalisten und Brancheninsider über den Status Quo der Modewelt diskutieren. Heuer sorgte allen voran Casting-Direktor James Scully mit seiner kritischen Rede für Aufsehen - denn der Brancheninsider sprach über die herrschen, ohne sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen. 

Während seiner Rede kamen James Scully, der als einer der wichtigsten Casting-Direktoren der Welt gilt, sogar die Tränen. Am Ende erhielt er standing ovations. Der einstige Mitarbeiter von "Harper's Bazaar" hielt sich nicht zurück und nahm die Modelbranche scharf ins Visier: "Als ich meine Karriere als Casting-Direktor Anfang der 90er-Jahre begann, gab es viele unterschiedliche Models. Unter ihnen gab es keine Hierarchie, jedes Model war gleich wichtig", sagt Scully unter anderem über die Diversität in der Branche, die er heutzutage misst.

"Es gab Shows, in denen 28 schwarze Models liefen. Nicht weil sie schwarz waren, sondern weil man damals einfach aus einer Flut von Mädchen die schönsten ausgesucht hat. Früher haben wir die Frauen ermutigt, ihre Sexyness und ihren Charakter in die Show mit einzubringen und Spaß zu haben, die Diversität und die Schönheit von Frauen wurde gefeiert. Heute ist das anders. Frauen wird gesagt: 'Bewegt eure Hüften und Arme nicht, nehmt keinen Blickkontakt mit dem Publikum auf, zeigt bloß keine Weiblichkeit'", kritisiert der Branchen-Insider die heutige Praxis und meint weiters, dass nur eine kleine Gruppe an Stylisten und Casting-Direktoren darüber entscheiden würde, wer am Laufsteg landet.

Rassismus in der Branche

Auch über Rassismus in der Modelbranche, mit dem er Anfang der 2000er erstmals in Berührung gekommen sei, sprach Scully unverblümt und erzählt: "Ich traf ein Model, von dem ich sofort angetan war, und plante ein großes Shooting mit ihr. Als ich die Agentin des Fotografen anrief, sagte diese nur: 'Aber sie ist schwarz, der Fotograf lichtet keine Schwarzen ab.' Das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört und fragte noch einmal nach. Denn besagter Fotograf machte auch Fotos von Naomi Campbell. Da sagte die Agentin nur, das sei etwas anderes."

Nach diesem Vorfall zog sich Scully für etwa zwei Jahre aus der Branche zurück, geändert habe sich allerdings nichts: "In Europa kommt man nach wie vor gar nicht auf die Idee, auf Themen wie Diversität auf dem Laufsteg Rücksicht zu nehmen; und asiatischen oder schwarzen Casting-Direktoren wird ins Gesicht gesagt, dass sie keine schwarzen oder asiatischen Models casten dürfen."

Unfassbare Missstände

Auch darüber, dass viele Casting-Direktoren auf den Träumen und Hoffnungen der Models herumtrampeln und sie unter anderem bei Castings an der Nase herumführen - sie etwa einladen, ohne jemals die Absicht zu haben, sie auch zu buchen - oder angehende Models zu Putzarbeit verdonnern, um im Gegenzug dafür ihre Portfolios zurückzubekommen, spricht Scully.

Die wichtigsten Aussagen des berühmten Casting-Direktors können Sie in der Diashow (ganz oben) nachlesen!