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Rassismus! Ultras-Boss in Italien zehn Jahre gesperrt

Heute Redaktion
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Mario Balotelli (Brescia) wurde Opfer rassistischer Beschimpfungen. Kollegen und Gegner von Verona mussten auf ihn einreden, um ihn zum Weiterspielen zu bewegen.
Mario Balotelli (Brescia) wurde Opfer rassistischer Beschimpfungen. Kollegen und Gegner von Verona mussten auf ihn einreden, um ihn zum Weiterspielen zu bewegen.
Bild: imago sportfotodienst

Eklat in Verona! Mario Balotelli wurde rassistisch angefeindet, wollte sogar vom Platz. Der Ultras-Boss des Gegners legte verbal nach, wurde dafür bis 2030 gesperrt.

Rassismus-Skandal in Italien. Es ist nicht der erste in diesem Fußball-Herbst. Es wird nicht der letzte sein. Seit dem Serie-A-Match Verona gegen Brescia am vergangenen Sonntag gehen die Wogen aber besonders hoch.

Der verhinderte Superstar

Im Mittelpunkt: Mario Balotelli. Der ehemalige italienische Teamspieler muss nach seinen Stationen wie Manchester City, Liverpool, Milan, Inter oder Marseille mit 29 Jahren kleinere Brötchen backen. Seine Eskapaden abseits des Platzes schienen ihn auf dem Weg zum absoluten Elite-Fußballer stets zu bremsen. So spielt er mittlerweile bei Brescia Calcio, findet sich im italienischen Abstiegskampf wieder.

Der in Palermo geborene Angreifer ist dunkelhäutig und hat Wurzeln in Ghana, erhielt erst mit 18 die italienische Staatsbürgerschaft. In seinem Heimatland Italien war er deshalb schon häufig schlimmen, rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Dieses Wochenende stach aus der Masse an Vorfällen negativ heraus.

Rassismus-Skandal

Mit Brescia verlor Balotelli in Verona 1:2. Das Tor seines Klubs ging, wie könnte es anders sein, auf sein Konto. Freude kam beim Stürmer keine auf. Höchstens eine kleine Portion Genugtuung. Denn eigentlich hätte er zu diesem Zeitpunkt längst unter der Dusche gestanden, hätten ihn seine Kollegen nicht vom vorzeitigen Verlassen des Spielfelds abgehalten.

Verona-"Fans" hatten ihn zutiefst beleidigt. Affenlaute, rassisitsche Beschimpfungen – Balotelli rastete aus, schoss den Spielball wutentbrannt auf die Tribüne, stapfte Richtung Kabine.

Der Skandal endete nicht mit dem Schlusspfiff. Als Boss der Verona-Ultras fühlte sich einer der Übeltäter nach dem Match bemüßigt, den Rassismus gegen Balotelli abzustreiten beziehungsweise zu rechtfertigen. In einem Radio-Interview sagte er, Balotelli könne nie gänzlich Italiener sein, sei vielmehr ein Clown. Die Beleidigungen hätten sich lediglich in Balotellis Kopf abgespielt.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass jener Ultras-Boss auch aktives Mitglied der neofaschistischen Partei Forza Nuova ist.

Verona greift mit Verspätung durch

Verona-Präsident Maurizio Setti hatte den Skandal nach dem Abpfiff versucht herunterzuspielen. Wären auch ohne das angesprochene Radio-Interview harte Maßnahmen ergriffen worden? Fraglich.

Nach den öffentlichen Äußerungen des Ultras-Bosses sah sich der Klub aber gezwungen, durchzugreifen, tat dies. Der Mann wurde bis Juni 2030 – also für mehr als zehn Jahre – gesperrt.

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