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Red Bull Salzburg: Echte Fans unerwünscht

Heute Redaktion
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In Salzburg kriselt es gewaltig. Jedoch nicht aus sportlichen Gründen, sondern aufgrund der sehr eigenwilligen Fanbetreuung des amtierenden Meisters. Dabei sollte Red Bull Salzburg das Fanwesen nicht unterschätzen, schon gar nicht, wenn im Top-Spiel gegen die Austria nur 5.500 Zuschauer ins Stadion pilgern.

Wo Red Bull drauf steht, ist Eventcharakter drin. Und das sieht man auch auf den Rängen, denn kaum sinkt das Thermometer unter Null, bleiben die Fans aus. 5.500 im Heimspiel gegen die Austria - ein trauriger Minusrekord für einen Meister. Nur als die Austria in Runde 11 in Mattersburg spielte, kamen weniger Zuseher, wenn das Heimteam die Wiener Violetten empfing. Selbst in Kapfenberg und Wiener Neustadt besuchten mehr Leute das Heimspiel gegen die Austria. Gerade wenn man als Klub mit derartigen Problemen zu kämpfen hat, ist eine gute, kooperative Fanbetreuung das A und O. Die Red-Bull-Verantwortlichen entschlossen sich stattdessen dazu die Salzburg Patriots gelinde gesagt aus dem Stadion zu werfen. Der Verein dulde keine Provokationen, Schimpftiraden und violette Banner mehr in seiner Kurve. Die Patriots sind somit kein offizieller Fanklub mehr, wissen selbst noch nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll, die Mitglieder hängen in der Luft.

Für Fanklubmitglieder und Außenstehende ist das rücksichtslose Handeln des FC Red Bull Salzburg ein Schock. Antisymmetric meint, dass man zwischen Fans und Fans differenzieren muss: Man weiß, dass ein Fanklub sicher ein paar Deppate hat, die mal Kleinigkeiten anstellen. Aber das sind die selben, die nach Manchester, Lüttich, Donezk oder weiß Gott wohin fahren, Fahnen malen, Choreos organisieren und so weiter. Ein Haufen junger Menschen hat 2005 daran geglaubt, dass SV Austria Salzburg weiterleben kann, aber in dieser Form gibt es das nicht mehr.

Cheko_1933 bricht eine Lanze für die ausgesperrten Salzburg Patriots: Es tut mir sehr, sehr Leid, auch wenn ich nie ein Mitglied der SP war. Aber ich hab die Patriots immer sehr sympathisch gefunden und auch die Arbeit, die sie für die Kurve geleistet haben, immer sehr bewundert. Kein anderer FCs hat sich in den vergangenen Jahren den Arsch so aufgerissen. Jedoch wird das ganze von RB nicht gehuldigt, ganz im Gegenteil, man wird für seine Emotionen bestraft.

SV-Austria-Salzburg-Anhänger Don Morleone ist hingegen nicht sonderlich überrascht: Dass das Unternehmen Red Bull keine Fans sondern nur Konsumenten will war doch auch 2005 schon abzusehen. Versteh die Verblüffung von einigen ob der getroffenen Sanktionen gegen die betroffenen Fangruppen nicht...

Relativiert wird das Ganze von pironi: Red Bull will keine Fans, die 1.) kritisch gegen den Verein sind und 2.) eine kontroverse Stimmung gegen andere Klubs aufbauen (siehe Erläuterung von antisymmetric [siehe Link unten, Anm.], dass sie jemandem den Anti-Rapid-Schal abgenommen haben - da greifst dir ja aufs Hirn, wenn das stimmen sollte). Alles soll in eitler Eintracht ablaufen und das funktioniert im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten nicht - und das ist auch gut so.

Die Vorteile einer restriktiven Fanpolitik beschreibt Devil Jin: In Salzburg kann die ganze Familie ins Stadion gehen, ohne Angst vor einer Bierdusche zuhaben. Und ich würde sofort eine (ruhige/normale) Familie gegen 10 (besoffene) Proleten tauschen. Klar gibt es auch Kritikpunkte bei Red Bull, aber so schlimm, wie es hier dargestellt wird, ist es noch lange nicht.

Danny Mandl - Austrian Soccer Board

Danny Mandl und Stefan Karger sind die Macher von "austriansoccerboard.at" - dem größten österreichischen Fußball-Fanforum im Internet. Sie schreiben in einer Kolumne auf Heute.at über die Themen, die heimische Fußball-Fans bewegen.