Österreich

Redakteur: "Sie haben die Hure in sich entdeckt"

Unter dem Hashtag #metoo berichten tausende Frauen von sexuellen Übergriffen. Die Niederösterreicherin Andrea F. wurde von ihrem Chef belästigt.

Heute Redaktion
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Andrea F. wurde von ihrem Chef sexuell belästigt.
Andrea F. wurde von ihrem Chef sexuell belästigt.
Bild: privat

Schlagartig kam die Erinnerung an den Abend zurück, als Andrea F. (49) von ihrem Chef in einem Hotelzimmer angefasst wurde. Die Geschichte hatte die Niederösterreicherin völlig verdrängt, bis sie durch die #metoo-Kampagne an das Erlebte erinnert wurde. Unter dem Hashtag berichten seit über einer Woche hunderttausende Frauen im Zuge des Missbrauchsskandals um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung. So auch die Journalistin.

"Er meinte, ich würde das doch auch wollen"

Im jungen Alter von 20 Jahren begann Andrea F. bei einer sogenannten Qualitätszeitung in Wien im Sportressort zu arbeiten. Beim Grand Prix von Ungarn sollte die Niederösterreicherin dann eine andere Seite von ihrem damals 45-jährigen Chef kennen lernen. "Wir waren für eine Nacht in Budapest. Er sagte mir, wir müssten uns ein Hotelzimmer teilen, um Kosten zu sparen. Ich dachte mir erst nichts dabei", erzählt die 49-jährige Journalistin im Gespräch mit "Heute".

Im Hotel nutzte der Mann die Situation schamlos aus. "Er setzte sich neben mich aufs Bett und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich sagte ihm, dass ich kein Interesse hätte und er mich bitte in Ruhe lassen soll." Doch der Journalist ließ nicht locker: "Er wollte mehr und meinte mir würde das bestimmt auch gefallen und hätte sich das schon erwartet." Schließlich konnte ihn Andrea mit einem klaren und lautem "Nein!" abwehren.

"Sie haben die Hure in sich entdeckt"

Zurück in Wien eskalierte die Situation schließlich in der Redaktion. "Er hatte gehört, dass eine Redakteurin eine Affäre mit einem Kollegen hatte und dachte ich sei diejenige. Daraufhin sagte er mir vor versammelter Mannschaft 'Sie haben wohl die Hure in sich entdeckt'. Ich war geschockt", erzählt die Medizinjournalistin. Doch damit nicht genug: Als sich Andrea ihrem damaligen Chefredakteur anvertraute, wurde sie erneut bloßgestellt. "Er fand meine Situation fast witzig und meinte er würde für ein armes 'Hascherl' wie mich schon eine Nische finden. Ich habe daraufhin die Zeitung verlassen."