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Schlaue Schlafmatte nicht nur für "Schnarchnasen"

Viele Fitnesstracker bieten eine Schlafanalyse an. Ihr Problem: man muss sie am Körper tragen. Withings Sleep hat da einen schlaueren Ansatz.

Heute Redaktion
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Tracker für den eigenen Körper gibt es viele: ob man nun Schritte aufzeichnet, die Lauf- oder Radtour digital erfasst oder den Fitnessstudiobesuch dokumentiert, überall kann man Smartphone, Uhr oder Armband mithaben, um den Erfolg und die Auswirkung der Tätigkeit zu beobachten. Das Problem: man trägt die Gadgets am Körper. Was kein eigentlich Problem ist, aber beim Schlafen stört das schon.

Zwar bieten auch sehr viele Fitnessuhren und -apps Schlafanalysen an, gerade im Bett legt man aber gern die Uhr ab. Wer dennoch einen Überblick über seine Schlafgewohnheiten haben will, für den hat das französische Unternehmen Withings etwas parat. Mit Sleep ist eine Schlafmatte um 99,95 Euro erschienen, die Schlafzyklus-Analysen, Herzfrequenz-Tracking und Schnarch-Erkennung bietet. Alles was der Nutzer tun muss: zu Bett gehen.

Die Einrichtung erfolgt einfach. Die Matte wird aus der Box genommen und zwischen Lattenrost und Matratze – oder alternativ zwischen Matratze und Matratzenschoner – etwa auf Brusthöhe der Schlafposition platziert. Das USB-Anschlusskabel wird mit dem Netzteil verbunden, in die Steckdose gesteckt und schon kann man fast loslegen.

Selbst bei dicken Matratzen möglich

Die Matte selbst ist überraschend klein und leicht, sie wiegt gerade einmal 350 Gramm bei Abmessungen von 63,7 Zentimeter Länge, 19 Zentimeter Breite und 5 Millimeter Dicke. Die Matte besteht aus hochwertig anmutendem Stoff und beinhaltet die Sensoren, die den Schlaf überwachen. Benötigt wird nur noch ein Smartphone mit der zugehörigen "Health Mate" App für iOS und Android. Die App identifiziert die Schlafmatte per Bluetooth, danach verbindet sich die Matte mit dem WLAN, eine ständige Bluetooth-Verbindung ist nicht nötig.

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Sleep konfiguriert sich über die App eigenständig, was etwa zehn Minuten dauert. Dazu sendet die Matte Vibrationen aus, um die Besonderheiten des Betts und der Matratze festzustellen. Im Test funktionierte das einwandfrei, obwohl die Matratze gut 30 Zentimeter dick war. Sogar noch dickere Matratzen sollen kein Problem darstellen – Withings gibt hier Tipps für den Einsatz auf einer Übersichtsseite.

Mix aus Messdaten

Etwas unschön ist, dass beim Einsatz von Sleep immer ein Kabel aus dem Bett ragt. Das gut 2,5 Meter lange und bruch- sowie knicksicher ummantelte Kabel ermöglicht es aber in den meisten Fällen, es möglichst unauffällig bis zu einer Steckdose verlegen zu können. Ist die Vibrationseinrichtung abgeschlossen, muss der Nutzer nichts mehr machen. Ab dann wird beim Zubettgehen der Schlaf über Bewegungen, aber auch Atmung und Herzfrequenz erfasst.

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Sleep soll herkömmlichen Trackern dabei vor allem durch die Messmethode überlegen sein. Während viele Tracker die Schlafqualität entweder alleine über die Herzfrequenz oder die Bewegung messen, verbindet Sleep die verschiedenen Messungen zusätzlich mit der Atmung, um ein detaillierteres Gesamtbild zu liefern. So bekommt man eine Aufstellung, die die Dauer der Schnarchphase, die Einschlafzeit, die Aufstehzeit, die Leicht-, Tiefschlaf- und REM-Phase sowie die Herzfrequenz anzeigt.

Nicht immer ganz treffsicher

Überraschend: Obwohl die Matte unter der dicken Matratze liegt, stimmen die Herzfrequenzwerte mit der Messung im Vergleich mit der Multisport-Uhr Polar V800 samt Brustgurt überein. Etwas mehr Spielraum gibt es bei der Einschlafphase: so wird sie manchmal erkannt, obwohl man noch gar nicht eingeschlafen ist. 30 Minuten Lesezeit im Bett wurden als Schlafphase eingestuft, was wohl am ruhigen Puls und der fehlenden Bewegung lag. Insgesamt traf die Sleep aber die Schlafphase schon präziser als in diesem Fall und Ausrutscher lassen sich manuell in der App korrigieren.

Medizinische Studie bekommt man mit Sleep am nächsten Morgen keine vorgelegt, die analysierten Daten sind aber dennoch aufschlussreich. Die App erstellt eine Übersicht über die durchschnittliche Schlafdauer, ebenso die Herzfrequenz, zeigt den Anteil und Zeitpunkt von Wachphasen, Schnarchphasen, REM-Schlaf, leichten und tiefen Schlaf an und bewertet die Tiefe des Schlafs. Im Testfall waren die 8 Stunden und 10 Minuten nicht ganz treffsicher, die 30 Minuten Lesedauer mussten korrigiert werden. Dafür war die Einschlafzeit von 20 Minuten präzise und der Anteil der verschiedenen Phasen erscheint durchaus realistisch.

App gibt Schlaftipps

Wer sich eine schlechte Bewertung bei der Tiefe des Schlafs abholt, kann sich auf Wunsch von der App auch Tipps geben lassen, wie der Schlaf verbessert wird. Praktisch ist auch, dass die App andere Tracker miteinbindet und deren Daten auf Wunsch in die Analyse einfließen lässt. Und noch eine schlaue Funktion bietet die Matte: mit ihr können Smart-Home-Geräte gesteuert werden. Über die Automatisierungsplattform IFTTT kann man etwa festlegen, dass Smart-Home-fähige Lampen ausgeschaltet oder die Heizung abgedreht wird. Praktisch für Smart-Home-Fans.

Mankos weist die Sleep nicht viele auf. Trotz kleinerer Messungenauigkeiten funktioniert die Analyse besser als bei vielen auch weit teureren Trackern. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings das aus dem Bett ragende Kabel und, dass man darauf achten muss, eine bestehende WLAN-Verbindung zu haben, wenn man aufsteht. Dann überträgt Sleep nämlich die Daten in die App. Mehr als die Daten einer Nacht kann die Matte nicht speichern. Dafür ist die App-Übersicht praktisch, der Einsatz störungsfrei und die Analyse praktisch.

Der wichtigste Faktor allerdings: die Werte und Tipps geben Motivation, das eigene Schlafverhalten zu überdenken und vielleicht auch für einen gesünderen Schlaf zu verändern. Ohne solche Hintergrundinfos wacht man zwar ganz gerädert auf, hat aber kaum einen sichtbar festgehaltenen Grund, dies dauerhaft zu ändern. (rfi)