Österreich

Schüler verärgert: Mathe-Zentralmatura ist unfair!

Taschenrechner oder Computer? Bei der Mathe-Matura sind unterschiedliche Hilfsmittel zugelassen. Das stößt vielen Schülern sauer auf.
Heute Redaktion
14.09.2021, 00:20

Rund 46.000 Schüler in ganz Österreich haben in den letzten Wochen bei der schriftlichen Zentralmatura geschwitzt. Thomas (Name geändert) ist einer von ihnen. Der Gymnasiast besucht derzeit die AHS in der Ödenburgerstraße (Floridsdorf).

Thomas fühlt sich in Sachen Hilfsmittel-Einsatz bei der Matura unfair behandelt: "Meine Nebenklasse durfte bei der schriftlichen Reifeprüfung in Mathematik für die Lösung der Aufgaben einen Computer mit dem Programm 'Geogebra' verwenden. Damit lassen sich Funktionen zeichnen, deren Werte ausrechnen, Konfidenzintervalle aufstellen usw. Ich durfte nur einen Taschenrechner – ein einfaches 20-Euro-Modell – benutzen."

Lehrkraft entscheidet über Hilfsmittel

Das Problem: Die Lehrkraft entscheidet, welche technischen Hilfsmittel bei der Reifeprüfung zugelassen werden: "Als ich meine Lehrerin (noch vor der Matura) fragte, ob wir das Computer-Programm auch benutzen dürfen, bekam ich als Antwort 'Nein, ihr müsst das auch so können!'", erzählt Thomas.

Der Teenager wandte sich an das Bildungsministerium: "Der Zuständige für die Mathematik-Matura erklärte mir dort, er sei sich der ungleichen Prüfungsbedingungen bewusst, könne allerdings nichts machen, da manche Schüler bereits seit längerem so unterrichtet werden. Außerdem sei die Matura so aufgebaut, dass sie auch ohne Computer lösbar ist. Das ist natürlich zutreffend, dennoch hatte ich einen entscheidenden Wettbewerbs-Nachteil."

Denn: "Es ist eine Zeitfrage. Während das Computer-Programm Ergebnisse schnell auswirft, dauert es mit dem Taschenrechner einfach länger", so der Schüler. Dass die Wahl des Hilsmittels etwas an der Note ändern würde, glaubt Thomas allerdings nicht.

Keine konkreten Vorgaben des Ministeriums

Auch die Volksanwaltschaft sah sich im Vorjahr mit 14 Beschwerden rund um die Zentralmatura konfrontiert (heuer gab es noch keine), leitete sogar ein Prüfungsverfahren ein. Kritisiert wurde vor allem, dass es seitens des Bildungsministeriums keine konkreten Vorgaben in Bezug auf die technischen Hilfsmittel gibt, die einen fairen Vergleich der Prüfungsbedingungen zulassen.

Aus dem Bildungsministerium heißt es auf Nachfrage dazu: "Bei der Mathematik-Matura werden Hilfsmittel verwendet, die zuvor bereits im Unterricht und bei Schularbeiten eingesetzt worden sind. Bei der AHS-Mathematik-Matura sind die gewählten Beispiele 'technologie-neutral' konzipiert. Das bedeutet, dass die Aufgaben ohne größeren Aufwand auch mit einfachen numerischen Taschenrechnern zu lösen sind."

Und weiter: "Der Einsatz höherer Technologie (zum Beispiel Computer-Systeme) bringt nur dann etwas, wenn er auch routinemäßig im Unterricht erprobt ist. Nachteile für Schüler entstehen nur dann, wenn man die Routine des Unterrichts durch standardisierte Vorgaben außer Kraft setzt. Das für die Prüfung optimale Hilfsmittel ist das aus dem Unterricht gewohnte."

Mindeststandards bei Hilfsmittel ab 2018

Trotzdem ist man sich im Bildungsministeriums des Problems bewusst. Ab dem Haupttermin 2018 gibt es daher bei der schriftlichen Mathematik-Reifeprüfung an AHS einen Mindest-Standard der verwendeten Hilfsmittel. So sollen diese dann über gewisse Funktionen (u.a. Darstellung von Funktionsgraphen, numerisches Lösen von Gleichungen und Gleichungssystemen, Ermittlung von Ableitungs- bzw. Stammfunktionen) verfügen.

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