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Schülerin bedroht, weil sie nicht an Allah glaubt

Religiöses Mobbing wird an vielen Schulen immer mehr zum Problem. Ein Vater aus Deutschland macht nun den Fall seiner kleinen Tochter öffentlich.

Heute Redaktion
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(Symbolbild)
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Bild: picturedesk.com

In Deutschland wird aktuell über Fälle von schwerem Mobbing aufgrund der religiösen Herkunft diskutiert. Für besonderes Aufsehen sorgt ein Vorfall an der Paul-Simmel-Primarschule im Berliner Stadtteil Tempelhof.

"Unsere Tochter wurde von muslimischen Schülern angepöbelt, weil sie nicht an Allah glaubt", erzählt der Vater einer Schülerin in der "Berliner Zeitung". Einer der Schüler soll der damaligen Zweitklässlerin gedroht haben, sie zu schlagen und anschließend umzubringen.

Eltern als Dummköpfe beschimpft

Damals hätten die Mitschüler noch nicht gewusst, dass ein Elternteil des Mädchens jüdischen Glaubens ist. Rund drei Jahre später – im vergangenen Februar – sei es zu einem weiteren Vorfall gekommen. Die Schülerin wurde von einem muslimischen Mitschüler gefragt, ob sie Jüdin sei, was das Mädchen bejaht habe. Darauf habe der Mitschüler das Wort Jude mehrmals in bedrohlichem Ton wiederholt. "Wir Eltern wurden von dem Mitschüler als Dummköpfe beschimpft, weil wir unsere Tochter nicht im Glauben an Allah erziehen", sagt der Vater in der "Berliner Zeitung".

Als Maßnahme hat die Schule eine Gegenüberstellung zwischen den Schülern organisiert. Diese beschreibt der Vater als traumatisierend für seine Tochter. Er wünscht sich von der Schulleitung, dass im Unterricht Toleranz und Religionsfreiheit permanentes Thema sei.

Anzeige wegen IS-Enthauptungsvideo

Die Schulleitung nimmt diese Probleme ernst. "Über 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind nichtdeutscher Herkunft", sagt der Leiter der Paul-Simmel-Primarschule in der "Berliner Zeitung". "Viele haben vor der Grundschule keine Kita besucht und kommen bei uns das erste Mal mit Kindern aus anderen Kulturkreisen zusammen." Demnächst soll es zu einem Krisentreffen zwischen Eltern, Schulleitung und Schulaufsicht kommen.

In Whatsapp-Gruppen der Primarschüler kursiere zudem ein Enthauptungsvideo des IS, sagt der Schulleiter. Dies habe zu einer polizeilichen Anzeige geführt, Eltern seien in einem Brief darüber informiert worden.

Auch muslimische Schüler gemobbt

Das Problem mit antisemitischen und religiösen Konflikten an Berliner Schulen grassiert seit Jahren. Unter religiösem Mobbing haben mitunter auch muslimische Schüler zu leiden, wenn sie sich etwa nicht an den Fastenmonat Ramadan halten.

Der Verein "Werteinitiative/jüdischdeutsche Positionen" verlangt Konsequenzen. Betroffene Lippenbekenntnisse als Reaktion würden nicht ausreichen, sagt der Vorstandsvorsitzende Elio Adler im "Tagesspiegel". Es müsse zur Pflicht für Schulleiter werden, Vorfälle etwa beim Antisemitismus-Beauftragten des Bundeslandes zu melden. (red)