Am Bezirksgericht Hollabrunn ist heute eine zweifache Mutter erschossen worden. Die Bedienstete geriet an einen bewaffneten Mann, der sich offenbar bei seinem Scheidungsverfahren ungerecht behandelt fühlte. Er wurde auf der Stelle verhaftet. Der mutmaßliche Täter wurde verhaftet.
Heute Vormittag kurz vor elf Uhr fiel im Bezirksgericht Hollabrunn ein Schuss. Eine 42-jährige leitende Angestellte bei Gericht wurde laut Angaben des Roten Kreuzes in den Kopf getroffen. Die Frau war Rechtspflegerin in Familienrechtssachen und hinterlässt zwei Kinder im Volksschulalter.
Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und wegen psychischer Probleme in ein Krankenhaus gebracht. Der 57-jährige Mittelschullehrer und akademische Maler war auf der Suche nach seiner Scheidungsrichterin. "Nachdem er sie nicht gefunden hat, ging der Mann vom ersten Stock hinunter, dort ist ihm die Rechtspflegerin über den Weg gelaufen", erklärte der Präsident des Landesgerichts Korneuburg, Wilhelm Tschugguel. Sein Verfahren war zwar längst abgeschlossen, der Mann habe sich aber ungerecht behandelt gefühlt und "hat sich nach Abschluss des Verfahrens immer wieder beschwert".
Mittlerweile hat der Mann, der zum Tatzeitpunkt schwer alkoholisiert war, gestanden: Er wollte die Richterin seines Scheidungsverfahrens töten. Das spätere Opfer wollte den stark aufgebrachten Mann beruhigen und bezahlte ihr mutiges Einschreiten mit dem Leben.
Bandion-Ortner vor Ort
Justizministerin Claudia Bandion-Ortner reiste bereits nach Hollabrunn. "Ich bin tief bestürzt über das, was heute im Bezirksgericht Hollabrunn geschehen ist. Ich möchte den Angehörigen des Opfers mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen", sagte Bandion-Ortner vor dem Gerichtsgebäude.
Keine Sicherheitsschleusen
Am Bezirksgericht Hollabrunn gibt es keine Sicherheitsschleusen. Diese seien bei kleinen Bezirksgerichten aus Kostengründen nicht vorgesehen. Es gebe keine genauen Richtlinien, ab wann solche Anlagen errichtet werden, generell seien sie ab etwa 50 Mitarbeitern vorgesehen. In Hollabrunn gibt es laut Justizbediensteten vier Richterinnen und geschätzte 20 bis 25 Angestellte. "Alle erforderlichen und zweckmäßigen Maßnahmen werden geprüft und getroffen", so Bandion-Ortner.